Der Zeithorizont bei der Geldanlage

Der Zeithorizont bei der Geldanlage bestimmt sowohl das Risiko als auch die Rendite. In den letzten Wochen ist mir an verschiedenen Stellen und bei meinen Coachings aufgefallen, wie unterschiedlich der Zeithorizont bei den Leuten ist. Die allermeisten Menschen sind auf der Suche nach dem schnellen Geld und die Verlockungen scheinen in vielen Fällen zu groß. Dabei scheint das Instrument der Geldanlage – oder besser gesagt: der Spekulation – ziemlich willkürlich. Hauptsache in einigen Wochen und Monaten hat sich mein Einsatz vervielfacht. Auch Aktien werden gerne als Spekulationsobjekt benutzt, obwohl zu diesem Thema sogar der prominente Investor Warren Buffett wie folgt zitiert wird:

„Eine Aktie, die man nicht 10 Jahre zu halten bereit ist, darf man auch nicht 10 Minuten besitzen.“

Gehen wir einmal einige Beispiele durch.


In aller Munde war spätestens seit dem Herbst 2017 der Hype um Kryptowährungen, wie Bitcoin, Ether & Co. Die Verlockung war im November und Dezember für viele zu hoch als das sie widerstehen konnten. Auf Facebook habe ich sogar Fragen entdeckt wie: „Wer will noch mit dem Bitcoin seine finanzielle Freiheit erreichen oder seine Altersvorsorge aufbauen?“. Mittlerweile ist eine gewisse Katerstimmung eingekehrt. Erst jüngst habe ich Erfahrungsberichte gehört, wie Leute ein Großteil Ihrer Ersparnisse in Kryptowährungen angelegt haben oder im Network-Marketing an sogenannten Mining-Farmen teilgenommen haben. Der Kurs des Bitcoin hat sich fast halbiert und zeigt zumindest im Moment auch keine richtige Stärke mehr. Einige Mining-Farmen zahlen offenbar auch kein Geld mehr bzw. die Gelder sind eingefroren. Inzwischen sollen in einigen Kryptoforen schon Hotlines für eine telefonische Seelsorge eingerichtet worden sein.

Bevor es mit Kryptowährungen richtig los ging, gab es vor etwa zwei Jahren einen kurzzeitigen Hype bei sogenannten RevShare-Programmen. Damals bekam ich E-Mails, dass 8% p.a. durchschnittliche Rendite mit Aktien doch langweilig und von gestern sei, wenn man doch schon 5% pro Woche erhalten könne. Nachdem ein Programm nach dem anderen kein Geld mehr auszahlte, wurde es ruhiger um diese Schneeballsysteme.

Die unterschiedlichen Anlagehorizonte bei Aktien

Kommen wir zu Aktien. Von einigen Kunden bekomme ich etwa alle drei bis vier Wochen Feedback, wie sich ihr Depot – hauptsächlich bestehend aus Aktien – entwickelt hat. Wer neu eingestiegen ist und sich über 2 bis 3% Kurs-Anstieg nach einem Monat freut, finde ich das noch völlig in Ordnung. Geldanlage soll ja schließlich auch Spaß machen 🙂 . Wenn das Feedback jedoch häufiger kommt, wird mir klar, dass der Zeithorizont nicht mindestens 10 bis 15 Jahre ist, wie bei einer Investition in Aktien eigentlich vorgesehen ist.

Um mit Aktien kurzfristig Geld zu gewinnen, versuchen sich viele Leute am Trading. Was dabei vergessen wird, ist die Tatsache, dass man für erfolgreiches Trading ein möglichst objektiviertes Handelssystem einsetzt. Also eines, bei dem man die Emotionen möglichst komplett ausschaltet. Dann hat man einigermaßen gute Chancen zu den rund 5% der Trader zu gehören, die auf diese Weise tatsächlich mehr Geld verdienen als verlieren. Denn die weitaus meisten Menschen ohne Handelssystem verlieren beim Trading Geld. Der Zeithorizont ist hier im Standardfall Stunden bis wenige Tage. Weitere Informationen zum Trading habe ich auf der SeiteReich durch Trading“ zusammengefasst.

In einem anderen Fall bekam ich vor zwei oder drei Jahren Feedback eines Lesers, weil ich eine Aktie aus dem Depot der Profitablen Unternehmen verkauft hatte, die im Kurs deutlich gefallen ist, obwohl ich die Regeln für den Kauf und Verkauf häufiger kommuniziert hatte.

Was war hier geschehen? Es handelte sich um einen Anleger, der die Turnaround-Strategie betreibt. Hier sucht man sich gezielt deutlich gefallene Aktien heraus und kauft diese für einen niedrigen Preis und spekuliert auch einen baldigen Turnaround, also starken Anstieg der Aktie. Ich möchte das überhaupt nicht werten, da die Turnaround-Strategie durchaus sehr lukrativ sein kann, wenn man das Risiko in Kauf nimmt, dass diese Aktie noch deutlich weiter fallen könnte, die Dividende kürzen oder streichen könnte, usw.  Der Zeithorizont beträgt hier immerhin schon einige Wochen und Monate, dann wird das Investment häufig wieder verkauft, weil die Wahrscheinlichkeit für einen nochmaligen so großen Anstieg sehr viel niedriger liegt.

Dennoch weicht dieses Vorgehen von meiner längerfristigen Strategie ab, dass ich eher auf wachsenden Umsatz, Dividendenwachstum, ansteigenden Cashflow und noch einiges mehr achte. Neben den Kriterien, die ich bei den Qualitätsaktien der profitablen Unternehmen anwende, hatte ich im Artikel „Gemeinsamkeiten von Gewinner-Aktien“ weitere für mich relevante Kriterien erläutert. Wer sich diese beiden Artikel anschaut, weiß wie ich selbst meine Einzel-Aktien auswähle.

Zeithorizont bei der Geldanlage - der langfristige Weg führt sicherer zum Erfolg

Der langfristige systematische Zeithorizont führt oft sicherer und mit weniger Risiko zum Erfolg.

Wie kommt es eigentlich zu diesen großen Unterschieden des Zeithorizont bei der Geldanlage?

Wir Menschen sind auf der Suche nach dem schnellen Erfolg. Dieser Umstand zieht sich durch alle Lebensbereiche und wurde durch zahlreiche Untersuchungen bestätigt. Dafür gehen wir auch gerne höhere Risiken ein. Interessant dabei ist, dass viele Menschen einen längerfristig viel größeren Erfolg nicht erkennen oder nicht wahrnehmen wollen oder können. Eine Komponente dazu ist die derzeitige Situation eines Menschen, was ebenfalls durch Studien belegt wurde. Wer aktuell eher Sorgen hat oder finanzielle Engpässe, der sucht fast ausschließlich nach kurzfristigen Lösungen für sein aktuelles Problem. Daher ist der Fokus wesentlich stärker auf die kurzfristige Geldgewinnung gelegt. Menschen, die finanziell zumindest zufrieden oder sogar unabhängig sind, blicken eher auf einen längeren Zeithorizont und sind entsprechend geduldiger. Nachzulesen ist diese Untersuchung unter anderem im BuchDie Psychologie des Geldes“ von Claudia Hammond.

Ein anderer Grund ist, dass man neben einem langfristig ausgerichteten Portfolio dennoch einige riskante Manöver wagen möchte. Aus diesem Grund schlage ich bei der Verteilung von Anlageklassen (Asset Allocation) vor, ca. 2-3% des Portfolios für die Anlageklasse „Spielgeld“ zu reservieren. Eine kompakte Übersicht über die Vorteile von Aktien finden Sie auf der SeiteMit Aktien zum finanziellen Wohlstand„.

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3 Antworten

  1. Portfolioanzweifler sagt:

    Ich halte es für erfolgversprechender, den Wunsch nach schnellem Geld in handhabbare Bahnen zu lenken. Offenbar kann man ihn nicht wegdiskutieren. Asset Allocation kann man in mehreren Dimensionen betreiben und es spricht nichts gegen eine zusätzliche Aufteilung entsprechend dem zeitlichen Horizont. Ansatzweise kann man das an der beliebten Kategorie „Spielgeld“ sehen, die aber nicht weit genug greift, weil sie unterstellt, dass es neben langfristigen Investionen nur Trading = Spielen gibt, was wirklich nicht das Gleiche ist. Spielen ist aufregendes Wetten. Trading ist Arbeit und Selbsterkenntnis.

    Ich habe drei Kategorien: Langfristig, mittelfristig (2-3 Jahre) und Trading (typischerweise < 1 Woche, maximal 1 Monat). Diese Aufteilung hat nichts mit dem Risiko zu tun! Es geht nur darum, welche Erwartungshaltung bei der Eröffnung der Position bestand, ob sie sich erfüllt oder nicht und wie man weiter vorgeht. Gewinne laufen lassen oder nicht? Wenn der Kaufgrund aus der Charttechnik kommt und das Ziel erreicht wird, wird verkauft, und wenn es noch so verführerisch aussieht, sofern kein neuer Kaufgrund entstand. Verluste aussitzen oder realisieren? Wenn der Kaufgrund langfristig orientiert war, weil die mehrjährige Bilanzentwicklung toll war und weiter ist, dann sind -25% eine Chance die Position zu verbilligen, aber kein Grund, Geld zu verlieren, auch wenn die rote Zahl starke Fluchtinstinkte auslöst.

    Der unausgesprochene Wunsch nach schnellem Geld ist eine Ausprägung nicht ausreichend verstandener persönlicher Handlungsmotive. Wer erfolgreicher sein will, muss seine Entscheidungen begründet treffen und aus dem Ergebnis lernen. Wer traden will, soll sich einen Rahmen dafür schaffen, um es bei begrenztem Risiko zu lernen. Das macht den Kopf frei, im langfristig orientierten Teil sinnvoll zu entscheiden.

    Das ist der Charme von Strategien wie 90/10: Das Risiko ist begrenzt, die Träume sind es nicht, es funktioniert langfristig und zeigt schonungslos, welches Vorgehen welches Ergebnis bringt.

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