Im Dezember 2025 zeigt sich am Technologiemarkt ein bemerkenswerter Wandel. Der Nasdaq Composite notiert noch immer im positiven Bereich mit einem Plus von etwa 18 bis 20 Prozent seit Jahresbeginn. Doch hinter dieser scheinbar stabilen Performance verbirgt sich eine zunehmende Verunsicherung. Während der AI-Hype die erste Jahreshälfte dominierte, hat der Tech-Sektor in den vergangenen Wochen spürbar an Schwung verloren. Korrekturen bei Schwergewichten wie Broadcom, Oracle und Nvidia führten allein in der zweiten Dezemberwoche zu Rückgängen von ein bis zwei Prozent.
Der S&P 500 entwickelt sich mit insgesamt 16 bis 20 Prozent Plus seit Jahresbeginn zwar ähnlich positiv, doch die Zusammensetzung der Gewinner verändert sich grundlegend. Der Technologiesektor, der etwa 30 Prozent des Index ausmacht, performt nun erstmals seit langer Zeit unterdurchschnittlich. Diese Verschiebung markiert einen entscheidenden Wendepunkt nach Jahren der Tech-Dominanz.
Die Bewertungskennzahlen vieler Tech- und KI-Aktien haben mittlerweile Extremniveaus erreicht. Das Forward-KGV des IT-Sektors liegt bei etwa 28 bis 29 und übertrifft damit den historischen Durchschnitt deutlich. Besonders drastisch zeigt sich die Situation bei reinen AI-Werten: Aktien wie Palantir oder Snowflake handeln bei Bewertungen von über 100 mal ihres Umsatzes. Selbst etabliertere Magnificent-Seven-Titel wie Nvidia, Microsoft oder Alphabet gelten trotz starker Geschäftszahlen zunehmend als vollständig eingepreist.
Die aktuelle Bewertungsanalyse führender KI-Aktien offenbart alarmierende Diskrepanzen zwischen Aktienkursen und fairen Werten. Palantir Technologies sticht mit einer extremen Überbewertung hervor: Der Aktienkurs liegt bei etwa 170 Dollar, während der geschätzte innere Wert lediglich bei rund 5 Dollar angesetzt wird. Dies entspricht einer negativen Margin of Safety von 95 Prozent. Trotz einer beeindruckenden Performance von plus 140 Prozent im Jahr 2025 und massiver Insider-Verkäufe birgt die Aktie ein erhebliches Korrekturrisiko.
Auch AppLovin zeigt eine vergleichbare Problematik mit einer Überbewertung von 80 bis 90 Prozent. Snowflake weist eine negative Margin of Safety von 70 Prozent auf, während selbst der Chip-Gigant Nvidia mit minus 30 bis 40 Prozent deutlich über seinem fairen Wert notiert. Diese extremen Bewertungsrelationen bergen Risiken, die über normale Marktzyklen hinausgehen.
Morningstar bewertet den Tech-Sektor zwar leicht unter seinem fairen Wert mit minus sieben Prozent, doch zahlreiche Analysten warnen vor Parallelen zur Dotcom-Blase. Die damaligen Übertreibungen führten bekanntlich zu dramatischen Kurseinbrüchen, die Jahre andauerten.
Ein besonders beunruhigendes Signal liefern die jüngsten Insider-Transaktionen in vielen KI-Aktien. Palantir verzeichnete in den vergangenen 90 Tagen Insider-Verkäufe von über zwei Millionen Dollar, während AppLovin und CrowdStrike ähnliche Muster aufweisen. Wenn selbst die Führungskräfte dieser Unternehmen ihre Positionen in großem Umfang reduzieren, deutet dies auf mangelndes Vertrauen in die kurzfristige Kursentwicklung hin.
Microsoft steht ebenfalls im Fokus mit starken Insider-Verkäufen bei einer Bewertung nahe dem fairen Wert. Adobe, ServiceNow und Salesforce zeigen vergleichbare Warnsignale mit massiven Insider-Verkäufen kombiniert mit deutlichen Überbewertungen. Nvidia berichtet ebenfalls von erheblichen Verkäufen durch Unternehmensinsider, während die Aktie bereits 30 bis 40 Prozent über ihrer fairen Bewertung notiert.
Diese Entwicklung steht im Kontrast zu Unternehmen wie Intel, IBM oder QUALCOMM, bei denen keine solchen Alarmsignale zu beobachten sind. Diese reiferen Tech-Titel zeigen stabile Insider-Aktivitäten und handeln näher an ihren fundamentalen Werten.
Die unterschiedlichen Entwicklungen zwischen dem gleichgewichteten und dem kapitalisierungsgewichteten S&P 500 offenbaren eine fundamentale Verschiebung. Nach der jüngsten Zinssenkung der Federal Reserve erreichte der gleichgewichtete S&P 500-Index neue Allzeithochs, während der klassische Index eine deutliche bärische RSI-Divergenz auf dem Wochenchart zeigt. Der Index markiert zwar neue Höchststände, doch der technische Relative-Stärke-Index bildet niedrigere Hochpunkte als bei vorherigen Spitzen.
Diese Divergenz entsteht hauptsächlich durch die enorme Gewichtung der Mega-Tech-Konzerne. Die Magnificent 7 machen etwa 30 bis 35 Prozent des S&P 500 aus, während sie im gleichgewichteten Index nur einen Bruchteil ausmachen. Das technische Warnsignal deutet auf eine Erschöpfung des Aufwärtstrends bei diesen dominierenden Tech-Giganten hin.
Historische Daten der vergangenen zwei Jahrzehnte zeigen, dass solche bärischen Divergenzen auf höheren Zeitebenen in 80 bis 90 Prozent der Fälle zu Korrekturen führten. Die jüngsten Beispiele verdeutlichen das Muster: Im Herbst 2024 kündigte eine ähnliche Divergenz eine Korrektur im Frühjahr 2025 an, die durch politische Entwicklungen ausgelöst wurde.
Eine deutliche Rotation findet statt, bei der Investoren aus überbewerteten Tech- und Growth-Titeln in zyklische Value-Sektoren umschichten. Branchen wie Financials, Industrials, Energy und Utilities profitieren von der resilienten Wirtschaft und den Zinssenkungen der Fed. Diese Sektoren bieten mittlerweile attraktivere Bewertungen und robustere Fundamentaldaten als viele Tech-Werte.
Der Industriesektor zeigt besondere Stärke durch KI-getriebene Investitionen in Rechenzentren und E-Commerce-Infrastruktur. Analysten erwarten Zuwächse von fünf bis zehn Prozent in den kommenden Monaten. Der Gesundheitssektor gilt als unterbewertet im Vergleich zu Technologiewerten und profitiert von stabiler Nachfrage. Selbst der Energiesektor zeigt Potenzial, insbesondere im Bereich erneuerbarer Energien, getrieben durch den durch künstliche Intelligenz steigenden Strombedarf.
Reifere Tech-Titel wie Intel, IBM, Siemens oder SAP profitieren von dieser Rotation. Diese Unternehmen zeigen solide Jahresperformances zwischen 20 und 40 Prozent, ohne die extremen Bewertungsexzesse der AI-Pure-Plays. Ihre Margin of Safety liegt im positiven Bereich zwischen 15 und 35 Prozent, während Insider-Aktivitäten keine Alarmsignale auslösen.
Die Risiken für den Kapitalmarkt gehen über die Tech-Bewertungen hinaus. Das Zinsproblem bleibt virulent: Morgan Stanley erwartet steigende Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen auf 4,5 bis 4,6 Prozent. Die Inflation klebt hartnäckig bei rund drei Prozent, während die Fed nur bescheidene Zinssenkungen von 80 Basispunkten bis 2026 plant. Sollten die Zinsen um weitere 50 Basispunkte steigen, könnten zinsempfindliche Bereiche wie REITs und Technologiewerte um sechs bis zwölf Prozent einbrechen.
Gefährliches Crowding verstärkt die Risiken zusätzlich. In den vergangenen 13 Wochen flossen 12,5 Milliarden Dollar in AI-Investments, wobei die Net-Long-Positionen extreme 55 bis 72 Prozent erreichten. Diese Konzentration birgt die Gefahr einer abrupten Rotation. Die Fragestellung lautet: Was geschieht, wenn die Monetarisierung dieser massiven Investitionen nicht wie erhofft gelingt?
Die geopolitischen Spannungen entwickeln sich zum echten Risikofaktor. US-Zölle von 20 Prozent auf chinesische Waren könnten das Wachstum um 0,4 bis 1 Prozent dämpfen und ein Stagflationsszenario auslösen. Sentiment-Analysen zeigen einen dramatischen Stimmungseinbruch bei Suchanfragen zu möglichen Handelskriegen im Jahr 2026.
Nicht zu vergessen das Unsicherheits-Unternehmen OpenAI. Ein Fail von OpenAI würde eine Kettenreaktion am Aktienmarkt auslösen.
Für die nächsten zwei bis vier Wochen bis Ende Januar 2026 erscheint ein kurzer Pullback oder eine Seitwärtsbewegung im S&P 500 wahrscheinlich. Eine Korrektur von drei bis sieben Prozent im Gesamtindex wäre technisch gesund und würde überhitzte Bewertungen abbauen. Der technologielastige Nasdaq könnte stärker betroffen sein und fünf bis zehn Prozent nachgeben.
Besonders stark könnten die extremst überbewerteten KI-Aktien unter Druck geraten. Palantir, AppLovin, Snowflake und C3.ai mit ihren negativen Margin of Safety von 70 bis 95 Prozent bergen Korrekturpotenziale von 20 bis 40 Prozent. Selbst die Magnificent 7 dürften nicht verschont bleiben, wenn auch moderatere Rücksetzer von zehn bis 15 Prozent realistischer erscheinen.
Die aktuelle Konstellation legt eine defensive Diversifikationsstrategie nahe. Gleichgewichtete ETFs könnten die breite Marktstärke besser einfangen als kapitalisierungsgewichtete Produkte. Eine Beimischung von Sektoren-ETFs in Industrials, Healthcare oder Financials verbessert die Portfolio-Balance.
Bargeldreserven zwischen zehn und 20 Prozent bieten Flexibilität für Nachkäufe bei Korrekturen. Historisch haben Pullbacks nach bärischen Divergenzen attraktive Einstiegsgelegenheiten geboten. Die technische Warnung sollte ernst genommen werden, ohne in Panik zu verfallen. Sie deutet auf eine gesunde Konsolidierung hin, nicht auf einen breiten Marktcrash.
Eine Reduzierung der Positionen in extremst überbewerteten KI-Aktien erscheint ratsam. Wer Gewinne realisiert und in stabilere Tech-Titel oder andere Sektoren umschichtet, positioniert sich für die kommende Marktphase besser. Die Unterstützung durch die Fed-Zinssenkungen und robuste Unternehmensgewinne sprechen für einen intakten Aufwärtstrend mit Potenzial für zehn bis 15 Prozent Jahresgewinn im Gesamtmarkt.
Der KI-Boom hat viele Aktien in Bewertungsregionen getrieben, die fundamental nicht mehr gerechtfertigt erscheinen. Die Kombination aus extremen Valuations, massiven Insider-Verkäufen, technischen Warnsignalen und strukturellen Marktrisiken spricht für eine schwächere Performance vieler KI-Aktien in den nächsten Monaten.
Dies bedeutet nicht das Ende des KI-Trends. Die technologische Revolution bleibt intakt und wird langfristig erhebliche Chancen bieten. Doch kurzfristig drohen Korrekturen, die überzogene Bewertungen normalisieren. Die Diskrepanz zwischen gleichgewichtetem und klassischem S&P 500 zeigt, dass die breite Unternehmenslandschaft gesund dasteht, während die dominierenden Tech-Giganten Überhitzungszeichen aufweisen.
Intelligente Anleger nutzen diese Phase zur Portfolio-Optimierung. Die Rotation von überteuerten AI-Pure-Plays in reifere Tech-Titel und andere Sektoren erscheint geboten. Wer diversifiziert und selektiv vorgeht, kann die kommenden Monate nicht nur unbeschadet überstehen, sondern sogar profitieren. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein für die Frage, ob die erwartete gesunde Korrektur eintritt und Chancen für eine breitere Marktrally eröffnet.
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