Die versteckten Warnsignale im S&P 500

Die versteckten Warnsignale im S&P 500: Warum der gleichgewichtete Index neue Höchststände erreicht, während Warnsignale aufblinken

Die jüngste Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve am 10. Dezember 2025 hat den Märkten kurzfristig Auftrieb verliehen. Der Dow Jones legte um fast 500 Punkte zu, und die Marktteilnehmer feierten die Senkung um 25 Basispunkte auf ein Zielkorridor von 3,5 bis 3,75 Prozent. Doch unter der Oberfläche dieser scheinbar einheitlichen Marktfreude offenbart sich eine bemerkenswerte Diskrepanz, die für die kommenden Monate entscheidend sein könnte.

Zwei Indizes, zwei Geschichten

Der Invesco S&P 500 Equal Weight UCITS ETF (ISIN: IE00BNGJJT35) markierte nach der Fed-Entscheidung in US-Dollar ein neues Allzeithoch. Dieser gleichgewichtete Index, der jedem der 500 Unternehmen das (nahezu) gleiche Gewicht verleiht, zeigt im Wochenchart keine Anzeichen von Überhitzung. Der technische Relative-Stärke-Index (RSI) bewegt sich parallel zu den Kurshöchstständen – ein Zeichen für gesunde Marktstärke.

Ganz anders präsentiert sich die Lage beim klassischen, nach Marktkapitalisierung gewichteten S&P 500. Hier zeichnet sich auf dem Wochenchart eine deutliche bärische RSI-Divergenz ab: Der Index erreicht neue Höchststände, während der RSI niedrigere Hochpunkte bildet als bei vorherigen Spitzen. Dieses technische Warnsignal entsteht vor allem durch die enorme Gewichtung der Mega-Tech-Konzerne – die sogenannten „Magnificent 7“ mit Nvidia, Apple, Microsoft und anderen machen rund 30 Prozent des Indexgewichts aus.

Die versteckten Warnsignale im S&P 500

Im gleichgewichteten S&P 500 wurden zuletzt schon neue Allzeithochs erreicht und der RSI zeigt im Gegensatz zum Standard-S&P 500 keine bärische Divergenz des RSI. Chart von TradingView.

Was bedeutet diese Divergenz konkret?

Die unterschiedliche Entwicklung zwischen gleichgewichtetem und kapitalisierungsgewichtetem Index offenbart eine fundamentale Verschiebung in der Marktbreite. Während die breite Masse der 500 Unternehmen robust dasteht und von verbesserten Fundamentaldaten profitiert, zeigen die Tech-Giganten zunehmend Ermüdungserscheinungen. Ihre Bewertungen haben Niveaus erreicht, die selbst optimistische Analysten als ambitioniert bezeichnen.

Eine bärische RSI-Divergenz auf höheren Zeitebenen wie dem Wochenchart gilt technisch als klassisches Warnsignal für eine Erschöpfung des Aufwärtstrends. Historische Daten der vergangenen zwei Jahrzehnte zeigen, dass solche Formationen in 80 bis 90 Prozent der Fälle zu Korrekturen führten.

Die jüngsten Beispiele verdeutlichen das Muster: Im Herbst 2024 kündigte eine ähnliche Divergenz eine Korrektur im Frühjahr 2025 an. Der Katalysator war die Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump, worauf die Aktienmärkte eine crashartige Korrektur zeigten, bevor der Markt seinen Aufwärtstrend wieder aufnahm.

Wichtig ist die Einordnung: In 70 bis 80 Prozent der Fälle resultierten solche Divergenzen in moderaten Pullbacks zwischen fünf und 15 Prozent. Schwerere Einbrüche von 20 bis 30 Prozent traten nur auf, wenn zusätzliche fundamentale Schocks wie Rezessionen oder geopolitische Krisen hinzukamen.

Die Fed als stabilisierender Faktor

Die Zinssenkung der Federal Reserve wirkt als unterstützender Katalysator. Niedrigere Zinsen begünstigen Unternehmensbewertungen und Wachstum, indem sie die Kapitalkosten senken und Investitionen attraktiver machen. Allerdings signalisierte die Fed gleichzeitig, dass für 2026 lediglich eine weitere Senkung geplant ist – von einem aggressiven Lockerungszyklus kann keine Rede sein.

Diese moderate Haltung reflektiert die robuste Wirtschaftslage: Die Inflation bewegt sich nahe dem Zwei-Prozent-Ziel, die Arbeitslosigkeit bleibt niedrig, und das Gewinnwachstum der Unternehmen wird für 2026 auf zwölf Prozent geschätzt. Diese Fundamentaldaten sprechen gegen ein Crash-Szenario und deuten eher auf eine gesunde Konsolidierung hin.

Szenario für die kommenden Monate

Für die nächsten zwei bis vier Wochen bis Ende Januar 2026 erscheint ein kurzer Pullback oder eine Seitwärtsbewegung im S&P 500 wahrscheinlich. Eine Korrektur von drei bis sieben Prozent im Gesamtindex wäre technisch gesund und würde überhitzte Bewertungen abbauen. Der technologielastige Nasdaq könnte stärker betroffen sein und fünf bis zehn Prozent nachgeben.

Diese Phase würde durch Gewinnmitnahmen in Big Tech charakterisiert, kombiniert mit der üblichen Jahresendvolatilität durch Portfolio-Umschichtungen. Gleichzeitig bietet dies Chancen für gleichgewichtete ETFs, die von der breiteren Marktstärke profitieren.

Zwischen Januar und März 2026 zeichnet sich eine moderate Erholung mit deutlicher Sektor-Rotation ab. Der S&P 500 könnte netto zwei bis acht Prozent zulegen, getrieben von Value-Aktien und mittelgroßen Unternehmen. Der Gesamttrend bleibt bullisch, solange keine externen Schocks wie geopolitische Eskalationen oder unerwartete Konjunkturdaten hinzukommen.

Wall-Street-Analysten setzen Kursziele für den S&P 500 zwischen 7.100 und 8.000 Punkten, was einem Aufwärtspotenzial von drei bis 16 Prozent vom aktuellen Niveau um 6.800 Punkte entspricht. Diese Prognosen basieren auf dem erwarteten Gewinnwachstum von zwölf Prozent für 2026 und der Annahme stabiler makroökonomischer Bedingungen.

Chancen durch Sektor-Rotation

Die erwartete Konsolidierung im Tech-Sektor, der zuletzt nur minimale Zuwächse verzeichnete, eröffnet Chancen in anderen Marktsegmenten. Nach der Zinssenkung profitieren vor allem zinsempfindliche Branchen und zyklische Sektoren von günstigeren Finanzierungsbedingungen.

Der Industriesektor zeigt besondere Stärke durch KI-getriebene Investitionen in Rechenzentren und E-Commerce-Infrastruktur. Analysten erwarten hier Zuwächse von fünf bis zehn Prozent in den kommenden Monaten, getrieben von einem Boom bei Investitionsausgaben.

Der Gesundheitssektor gilt als unterbewertet im Vergleich zu Technologiewerten und profitiert von stabiler Nachfrage sowie innovativen Medikamenten. Vier bis acht Prozent Aufwärtspotenzial erscheinen realistisch, während defensive Qualitäten in unsicheren Zeiten Schutz bieten.

Finanzwerte nutzen die niedrigeren Zinsen durch verbesserte Nettozinserträge und starke Quartalsergebnisse im Bankensektor. Kreditwachstum und Fusionsaktivitäten könnten hier für drei bis sieben Prozent Zugewinne sorgen.

Selbst der traditionell volatile Energiesektor zeigt Potenzial, insbesondere im Bereich erneuerbarer Energien. Der durch künstliche Intelligenz steigende Strombedarf und geopolitische Faktoren unterstützen die Nachfrage. Vier bis neun Prozent Wertsteigerung erscheinen möglich, vor allem bei grünen Energieanlagen.

Praktische Überlegungen für Anleger

Die aktuelle Konstellation legt eine Diversifikationsstrategie nahe. Gleichgewichtete ETFs könnten die breite Marktstärke besser einfangen als kapitalisierungsgewichtete Produkte, die stark von den Mega-Caps abhängen. Eine Beimischung von Sektoren-ETFs in Industrials, Healthcare oder Financials könnte die Portfolio-Balance verbessern.

Bargeldreserven bieten Flexibilität, um bei eventuellen Korrekturen nachzukaufen. Historisch haben Pullbacks nach bärischen Divergenzen attraktive Einstiegsgelegenheiten geboten, solange die makroökonomischen Fundamentaldaten intakt bleiben.

Die technische Warnung durch die RSI-Divergenz sollte ernst genommen werden, ohne dabei in Panik zu verfallen. Sie deutet auf eine gesunde Konsolidierung hin, nicht auf einen breiten Marktcrash. Der gleichgewichtete Index signalisiert, dass die Unternehmensqualität im S&P 500 insgesamt robust ist – die Verzerrung entsteht primär durch die extreme Gewichtung weniger Mega-Tech-Titel.

Fazit

Die Diskrepanz zwischen gleichgewichtetem und klassischem S&P 500 offenbart eine komplexe Marktlage: Während die breite Unternehmenslandschaft gesund dasteht, zeigen die dominierenden Tech-Giganten Überhitzungszeichen. Die bärische RSI-Divergenz warnt vor einer gezielten Korrektur in diesem Segment, nicht vor einem flächendeckenden Einbruch.

Bis zum Frühling 2026 erscheint ein Szenario mit kurzfristiger Konsolidierung und anschließender Rotation zu unterbewerteten Sektoren am wahrscheinlichsten. Die Unterstützung durch die Fed-Zinssenkungen und robuste Unternehmensgewinne sprechen für einen intakten Aufwärtstrend mit Potenzial für zehn bis 15 Prozent Jahresgewinn.

Als Anleger solltest du die technischen Warnsignale beachten und dein Portfolios entsprechend ausbalancieren, ohne dabei die soliden Fundamentaldaten aus den Augen zu verlieren. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die erwartete gesunde Korrektur eintritt und Chancen für eine breitere Marktrally eröffnet.
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