Hintergründe Politik

Warum Rohstoffe Kriege antreiben

Wozu sind Kriege da? So lautete Anfang der 1980-iger Jahre ein Song von Udo Lindenberg. Blickt man in die Historie, so ließ sich oft ein zentraler Grund für Kriege finden: Rohstoffe.

Rohstoffe spielen häufig eine zentrale, wenn auch oft verdeckte Rolle bei der Entstehung von Kriegen, selbst wenn offiziell andere Gründe wie Ideologie, territoriale Ansprüche oder Menschenrechte angeführt werden. Historische und aktuelle Beispiele zeigen, dass der Zugang zu und die Kontrolle über wertvolle Ressourcen – wie Erdöl, Erdgas, Metalle, Wasser oder fruchtbares Land – ein wesentlicher Treiber für Konflikte sind.

Warum Rohstoffe Kriege antreiben

  1. Wirtschaftliche Interessen und Macht

    • Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas, Seltene Erden oder Metalle (z. B. Kobalt, Lithium) sind essenziell für Industrie, Energieversorgung und Technologie. Staaten, die diese Ressourcen kontrollieren, haben wirtschaftliche und geopolitische Macht.
    • Beispiel: Der Zweite Golfkrieg (1990–1991) wurde offiziell mit der Befreiung Kuwaits begründet, doch die Kontrolle über die ölreichen Gebiete des Persischen Golfs war ein zentraler Faktor für das Eingreifen der USA und ihrer Verbündeten.
  2. Geopolitische Strategie

    • Die Sicherung von Rohstoffen dient oft dazu, die eigene Position gegenüber Rivalen zu stärken. Staaten versuchen, ihre Abhängigkeit von Importen zu reduzieren oder den Zugang anderer zu strategischen Ressourcen zu blockieren.
    • Beispiel: Japans Expansion im Zweiten Weltkrieg, insbesondere in Südostasien, war stark von der Notwendigkeit getrieben, Öl- und Gummivorkommen (z. B. in Indonesien) zu sichern, da die USA Japan mit einem Ölembargo belegt hatten.
  3. Ressourcenkonflikte in schwachen Staaten

    • In Staaten mit schwachen Institutionen führen Rohstoffvorkommen oft zu Konflikten, da verschiedene Gruppen oder externe Akteure um die Kontrolle kämpfen. Dies wird als „Ressourcenfluch“ bezeichnet.
    • Beispiel: Der Bürgerkrieg in der Demokratischen Republik Kongo (1990er bis 2000er) wurde durch den Reichtum an Kobalt, Gold und Coltan angeheizt, obwohl ethnische Spannungen offiziell im Vordergrund standen. Bewaffnete Gruppen finanzierten sich durch den Abbau und Verkauf dieser Rohstoffe.
  4. Wasser und Land als neue Konfliktquellen:

    • Neben klassischen Rohstoffen gewinnen Wasser und fruchtbares Land an Bedeutung, insbesondere in Regionen, die aus klimatologischen Gründen generell mit Wasserknappheit zu kämpfen haben.
    • Beispiel: Spannungen zwischen Ägypten und Äthiopien um den Nil, bedingt durch den Bau des Grand Ethiopian Renaissance Dam, könnten in Zukunft eskalieren, da Wasser für Landwirtschaft und Energie entscheidend ist.

Offizielle Gründe vs. wahre Motive

  • Ideologie als Vorwand: Viele Kriege werden mit ideologischen oder moralischen Argumenten gerechtfertigt (z. B. Demokratie fördern, Menschenrechte schützen). Doch oft dienen diese Narrative dazu, die Bevölkerung zu mobilisieren, während wirtschaftliche Interessen im Hintergrund stehen.
    • Beispiel: Der Krieg in Libyen (2011) wurde offiziell mit dem Schutz der Zivilbevölkerung vor Gaddafi begründet, doch die Kontrolle über Libyens Ölreserven spielte eine wichtige Rolle für westliche Mächte.
  • Territoriale Ansprüche: Konflikte um Gebiete werden oft durch die Rohstoffe in diesen Regionen motiviert.
    • Beispiel: Der Konflikt im Südchinesischen Meer (zwischen China, Vietnam, den Philippinen u. a.) dreht sich offiziell um territoriale Ansprüche, doch die riesigen Öl- und Gasvorkommen sowie die strategische Kontrolle über Handelsrouten sind ein Hauptmotiv.

Historische Beispiele

  1. Kolonialzeit: Die europäischen Kolonialmächte führten Kriege, um an Rohstoffe wie Gold, Silber, Gewürze oder Kautschuk zu gelangen (z. B. Spanien in Südamerika, Großbritannien in Indien).
  2. Irak-Krieg (2003): Offiziell ging es um Massenvernichtungswaffen und den Sturz Saddam Husseins, doch viele Analysten sehen die Sicherung der irakischen Ölreserven und die Verhinderung eines Ölhandels in Euro (statt US-Dollar) als wesentliche Motive der USA.
  3. Russlands Annexion der Krim (2014): Offiziell ging es um den Schutz russischsprachiger Bevölkerung, doch die strategische Lage der Krim und die Gasvorkommen im Schwarzen Meer waren wichtige Faktoren.

Aktuelle Entwicklungen

  • Seltene Erden und Energiewende: Die Nachfrage nach Seltenen Erden, Lithium und Kobalt für Batterien und erneuerbare Energien steigt. Staaten wie China (das 80 % der globalen Seltenen Erden kontrolliert) könnten diese Dominanz als geopolitische Waffe nutzen, was Spannungen schürt.
  • Arktische Region: Der Klimawandel öffnet neue Zugänge zu Öl-, Gas- und Mineralvorkommen in der Arktis. Länder wie Russland, Kanada und die USA konkurrieren um die Kontrolle, was zukünftige Konflikte provozieren könnte.
  • Ukraine-Konflikt (2022–heute): Neben geopolitischen Zielen (z. B. NATO-Erweiterung) spielt die Ukraine eine Rolle als Rohstofflieferant (Lithium, Mangan, Uran). Nicht nur Russlands Interesse an diesen Ressourcen, sondern auch die westliche Unterstützung der Ukraine (z. B. durch Europa und die USA) sind zum großen Teil wirtschaftlich motiviert.

    Die Ukraine ist grundsätzlich reich an Rohstoffen, die sowohl für Russland als auch für westliche Staaten von Interesse sind:

    • Lithium: Die Ukraine verfügt über bedeutende Lithiumvorkommen, z. B. in den Regionen Dnipropetrowsk und Kirovohrad. Lithium ist für die Batterieproduktion (Elektroautos, Energiespeicher) essenziell, und die Nachfrage steigt durch die Energiewende. Die USA und Europa zeigen Interesse, um ihre Abhängigkeit von China zu verringern.

    • Uran: Die Ukraine ist einer der größten Uranproduzenten Europas, mit Vorkommen in der Region Zhovti Vody. Uran ist für die Kernenergie strategisch wichtig.

    • Mangan und Titan: Mangan (z. B. in Nikopol) und Titan (z. B. in Volyn) sind für die Stahl- und Luftfahrtindustrie entscheidend. Die USA haben Interesse an diesen Ressourcen gezeigt, insbesondere im Kontext von Militärhilfen.

    • Erdgas und Landwirtschaft: Die Ukraine hat Gasvorkommen im Schwarzen Meer (vor der Krim) und ist ein bedeutender Agrarproduzent (z. B. Weizen, Sonnenblumenöl). Die Kontrolle über diese Ressourcen ist wirtschaftlich und geopolitisch relevant.

    • Geopolitische Bedeutung der Rohstoffe: Russlands Annexion der Krim 2014 und die Besetzung des Donbass sichern den Zugang zu diesen Ressourcen und verhindern, dass die Ukraine sie voll nutzen kann. Gleichzeitig möchten westliche Staaten die Ukraine als Rohstofflieferant stärken, um ihre Abhängigkeit von Russland zu reduzieren.

Gegenargumente: Nicht immer Rohstoffe

  • Manche Kriege haben primär ideologische, religiöse oder ethnische Ursachen, ohne dass Rohstoffe eine zentrale Rolle spielen, z. B. der Jugoslawien-Krieg (1990er) oder der Völkermord in Ruanda (1994).
  • Dennoch sind solche Konflikte oft mit indirekten Rohstoffinteressen verknüpft, da Kriegsparteien Ressourcen nutzen, um den Konflikt zu finanzieren (z. B. „Blutdiamanten“ in Sierra Leone).

Zusammenfassung

Kriege werden selten offen wegen Rohstoffen geführt, doch diese spielen in den meisten Fällen eine entscheidende Rolle – sei es als strategisches Ziel, Finanzierungsquelle oder Machtinstrument. Offizielle Gründe wie Ideologie oder Menschenrechte dienen oft als Vorwand, um wirtschaftliche Interessen zu verschleiern. In einer Welt mit wachsender Ressourcenknappheit und steigender Nachfrage (z. B. durch die Energiewende) wird die Bedeutung von Rohstoffen als Konfliktursache vermutlich weiter zunehmen. Eine nachhaltige Rohstoffpolitik, Recycling und internationale Kooperation könnten helfen, solche Konflikte zu entschärfen. In diesem Sektor könnten zukünftig immer wieder auch spannende Investment-Chancen entstehen. Siehe dazu auch „Rohstoffe in der Arktis: Vermutete Vorkommen und potenzielle Konflikte bei einer eisfreien Region“ und „Wäre ein Worst Case-Szenario einer Klimaerwärmung bis zum Jahr 2050 wirklich dramatisch?


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LarsHattwig

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