Zu den beliebtesten Fragen, die mir in den letzten Wochen gestellt wurden gehören: „Könnte es noch weitere starke Kursrückgänge am Aktienmarkt geben?“ und „Wie nutzt du jetzt die Zeit der insgesamt fallenden Aktienkurse?„. Meine Einschätzung zur ersten Frage habe ich in diesem YouTube-Video „Kommt nun ein Aktien-Crash?“ gegeben und auf die zweite Frage möchte ich in diesem Blog-Artikel eingehen.
Zunächst einmal muss vor einer konstruktiven Unterhaltung geklärt werden, wie die jeweiligen Anlagehorizonte überhaupt aussehen. Die allermeisten Gesprächspartner haben einen eher kurzfristig ausgerichteten Anlagehorizont bei Aktien. Also einige Wochen bis maximal wenige Jahre und so ist bei einem Aufwärtstrend jeweils alles gut. Sobald es jedoch stärker schwankt oder wenn es mal einige Zeit abwärts geht, dann sind sie stark verunsichert, zählen mir alle in den Medien genannten negativen Szenarien auf oder sind auch schnell wieder aus dem Markt, nicht selten sogar beides. Daher ganz klar meine Aussage: Mein Anlagehorizont ist auf viele Jahre oder gar Jahrzehnte ausgerichtet. Wenn mich jemand nach Aktieninvestments fragt ist meine Antwort immer: Haltedauer mindestens 10, besser mehr als 15 Jahre.
Meine Sicht auf Aktien-Investments sieht daher eher so aus wie in der Abbildung mit dem MSCI World als auf die Sicht von ein oder zwei Jahren. Die rote Linie ist ein gleitender Durchschnitt. Befindet sich der Kurs über der roten Linie, handelt es sich um einen Aufwärtstrend, liegt er unter dem gleitenden Durchschnitt liegt ein Abwärtstrend vor. Andere nutzen lieber Trendkanäle, indem die letzten Hoch- oder Tiefpunkte verbunden werden. So hat jeder seine Methode, um Trends zu diagnostizieren.
Beim Blick auf das große Bild fällt zum einen auf, dass selbst große Aktien-Indizes sehr stark schwanken können (aktuell liegt global betrachtet also vergleichsweise eher eine normale Korrektur vor), zum anderen ist die langfristige Richtung aufwärts. Wären jetzt noch die ausgeschütteten Dividendenerträge im Chart enthalten, wäre der Anstieg noch steiler.
Kommen wir auch gleich kurz und knapp beim Vorgehen von Aktien-ETF. Diese können einerseits mittels eines Sparplans Schritt für Schritt aufgestockt werden oder durch monatliche bzw. quartalsweisen Direktinvestitionen. Der Vorteil: Bei niedrigen Kursen erhält man für die feststehende Summe mehr Anteile als bei hohen Kursen. Dieses gesamte Vorgehen nennt man auch Cost-Average-Effekt und sorgt für einen gemittelten Einstiegskurs und für einen gewissen Automatismus beim Investieren. Befindet sich der ETF in einem Abwärtstrend, könnte man zwischendurch mal eine zusätzliche Investition einstreuen. Ansonsten ist hier nicht viel zu tun.
Schon deutlich anders sieht die Situation bei einzelnen Aktien-Investments aus. Hier habe ich eine Watchlist aus Aktien, die entweder bereits in meinem Depot liegen oder, die ich als Investment in meinem Depot haben möchte. Die Vorauswahl liefert mir die quantitative Analyse der profitablen Unternehmen, bei der etliche Qualitätskriterien geprüft werden. Unternehmen mit jahrelang rückläufigem Umsatz bzw. Gewinn oder zu geringer bzw. nicht vorhandener Profitabilität fallen hier durch das Raster. Dieser Pool aus etwa zwei bis vier Dutzend Aktien wird dann noch geprüft, ob das Geschäftsmodell auch in einigen Jahren noch funktionieren könnte. Denn hier wirbelt die derzeit voranschreitende Digitalisierung in sehr vielen Branchen einiges durcheinander.
Nach dieser quantitativen und qualitativen Analyse geht es jetzt zum Einstiegszeitpunkt. Wenn ich ein Unternehmen als „Kauf“ diagnostiziert habe, dann findet dennoch immer ein Kauf in mehreren Tranchen, bis ich meine maximal vorgesehene Prozentzahl am gesamten Depot erreicht ist. Da Qualitätsaktien die meiste Zeit steigen, sind mir persönlich Korrekturphasen am Aktienmarkt oder generell schwierige wirtschaftliche Zeiten am liebsten. In solchen Zeiten werden auch gute Unternehmen preislich nach unten gedrückt und der Tisch ist quasi reich gedeckt mit Schnäppchen.
Sobald selbst Qualitätsaktien unter ihren gleitenden Durchschnitt oder aus ihrem Aufwärtstrend nach unten ausbrechen oder das KGV unterdurchschnittlich oder die Dividendenrendite überdurchschnittlich ist, beginnen für mich Kaufzeiträume. In dieser Zeit kaufe ich immer wieder kleine Portionen von den jeweiligen Aktien in mein Depot. Sobald der Kaufzeitraum wieder beendet ist, bleibe ich meist untätig oder verkaufe eine Aktie, weil sie gewisse Kriterien nicht mehr erfüllt.
Hier gibt es folgende Punkte zu beachten:
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Sorry man deine Kaufzeiträume sind viel zu vage. Nur weil ein gleitender Durchschnitt gebrochen ist, ist kein Kaufzeitpunkt gekommen...
Wie kaufe ich Aktien in einer Korrektur oder in einem Bärenmarkt?
Als weitgehend ahnungsloser value investor: Auf evtl. sehr lange Sicht, unbedingt stark diversifiziert, billig und mit einem schlechten Gefühl, weil alles so lange billiger und das Gefühl schlechter wird, bis man irgendwann, evtl. erst nach diversen Jahren, überrascht wird, dass der Tiefpunkt auf einmal unerwartet hinter einem liegt und die Katastrophe von Portfolio unaufhaltbar steigt, eben weil man wirklich billig einkaufte. Wer jetzt nicht schon länger im Markt ist, hat den Einstieg verpasst.
Kann man so machen, macht keinen Spaß, aber funktioniert auf lange Sicht. Das Gefühl ist minimal besser, wenn Renditen ausgeschüttet werden, weil stetiger cash flow da ist. Die Tatsache, dass ertragsorientierte US-Anlagen für mündige und voll geschäftsfähige Anleger mittlerweile flächendeckend in Europa verboten sind (in Europa gibt's leider kaum welche), sehe ich als Empfehlung an, diesen Teil nicht zu ignorieren. Wer sich in US-Foren informiert, wird merken, dass es dort für Rentner eine absolut übliche Form des Einkommens darstellt.
Drei Jahre halte ich für zu kurz, es sollten wenigstens 4-5 sein. Wir hatten die letzten 10-15 Jahre trotz zeitweiliger Krisen einen schönen Markt. Es gab auch andere Zeiten, und wird's auch wieder geben.
Alternativ: Kompetenz aufbauen und aktiv handeln. Das ist sehr viel Arbeit und im Grunde ein zweiter Job, der lange Zeit einen miserablen Stundenlohn bietet und für viele nicht funktioniert. Schafft man es, spielt der große Markttrend keine bedeutende Rolle mehr und man erzielt stetige Gewinne. Man kennt den optimalen Einstiegszeitpunkt auch hier nicht, trotz Kompetenz, nur muss man ihn auch gar nicht kennen, weil man stets nur mit Wahrscheinlichkeiten arbeitet.
Man kann auch beides kombinieren. Wer seinem Depot beim Schrumpfen zuschaut, hat ja Zeit. ;-)