Artikel wurde von Chis verfasst.
Nachdem wir bereits einen Vergleich von aktiven Mischfonds und ihren passiven Benchmark-Indizes gemacht haben, möchte ich Ihnen nun eine ähnliche Untersuchung für reine Aktienfonds präsentieren. Dabei greifen wir auf „Kategorie“-Daten der Fondsplattform Morningstar zurück, um feststellen zu können, ob die Masse der Fonds langfristig für uns Anleger einen wesentlichen Mehrwert gegenüber passiven Index-Produkten gebracht haben würde oder nicht.
Die Betrachtung von ganzen Fonds-Kategorien in der Gesamtheit ist deshalb wichtig, um nicht nur stichprobenartig einige (positive oder negative) Einzelbeispiele zu vergleichen und daraus nur eingeschränkte Schlüsse ziehen zu können. Bei Morningstar werden dazu die Performances von teilweise mehreren hundert Fonds zu einer jeweiligen Kategorie (zum Beispiel Standardaktien Europa, oder Schwellenländer, etc.) aggregiert, und so lassen sich auch einigermaßen verallgemeinerbare Tendenzen über die durchschnittliche Entwicklung der Fonds insgesamt machen.
Wir betrachten dazu folgende Fonds-Kategorien:
In den Performancevergleichs-Charts ist dabei der passive Benchmark-Index die rote Linie und die Durchschnittsperformance aller Fonds einer Kategorie die blaue Linie. Quelle jeweils Morningstar.de
Wie wir sehen konnten in keiner der Kategorien die Masse der aktiven Fonds langfristig einen wesentlichen Mehrwert gegenüber ihrem passiven Benchmark-Index erbringen. Die Unterperformance war dabei besonders ausgeprägt im Bereich der Aktien entwickelter Industrieländer, USA und Europa, während es in den Kategorien Asien und Schwellenländer die Fonds gerade mal so geschafft haben, relativ nah dran zu bleiben.
Eine beliebte Erklärung für dieses schon häufiger beobachtete Phänomen ist, dass aktives Management seine Stärken weniger in den effizienten und informationsdurchdrungenen westlichen Märkten ausspielen kann, sondern besser in den ineffizienten und illiquideren Segmenten, wo es wirklich noch menschliche Vorteile durch Informationsvorsprünge geben kann, und es schwieriger ist, die „guten“ Aktien zu identifizieren und von den „schlechten“ zu unterscheiden. Das mag so sein oder nicht, aber wenn man sich den Vergleich der Gesamtperformance anschaut, darf man sich auch fragen, warum man noch einen aktiven Manager teuer dafür bezahlen soll, wenn er am Ende wahrscheinlich gerade mal „genauso gut“ wie ein passives Index-Produkt abschneidet.
Die Renditen für verschiedene zurückliegende Zeiträume wurden dazu auch noch einmal in einer Tabelle übersichtlich angeordnet:
Auch hier ist wieder die allgemeine Tendenz zu erkennen. Die Masse der aktiven Fonds haben langfristig keinen Renditevorsprung gegenüber ihren Benchmarks gebracht. Natürlich unterscheiden sich die Details immer etwas, je nachdem welche Kategorie und welchen Zeitraum man betrachtet, aber diese Tatsache wird generell bestätigt.
Wer sich übrigens wundert, warum die Renditezahlen aus dem Jahr 2000 kleiner als was wir als eigentliche langfristige Durchschnittsrendite doch von Aktien überhaupt „erwarten“ – dies war einfach der frühstmögliche Zeitpunkt, zu dem mir gemeinsame Vergleichsdaten von allen Kategorien vorlagen. Würde man die Betrachtung fünf Jahre vor oder zurück verschieben, ändern sich die genauen Prozentzahlen natürlich etwas weiter ins positive, aber nicht die allgemeine Erkenntnis, dass die Masse der Fonds ihrem Benchmark meist hinterher hinkt. Aber auch generell ist es nicht schlecht, daran zu erinnern dass es auch solche „ungünstigen“ Phasen geben kann: Das Jahr 2000 war ausgerechnet ein Blasenhöhepunkt und dazwischen lag ein „verlorenes Jahrzehnt“ mit zwei tieferen Abschwüngen, welche die langfristige Rendite für diesen Zeitraum eben mehr an den unteren Rand des üblichen Durchschnitts-Spektrums gedrückt haben.
Man kann sich lange mit der Frage beschäftigen, warum die Mehrheit der Fondsmanager – die ja alle hochstudiert und hochbezahlt sind und mit ganzen Mannschaften von Analyseteams den ganzen Tag nichts anderes betreiben als die „besten“ Aktien ausfindig zu machen – es nach all ihrer Arbeit langfristig trotzdem meist nicht schaffen, den Index langfristig zu übertreffen. Indizes wohlgemerkt, die einfach konstruiert, starr und „dumm“ sind, also einfach nur alle Aktien auf einmal hineingeworfen und dann sich selbst überlassen. Keine Antwort, aber vielleicht einen wirksameren Kompromiss bei der Suche nach langfristiger Outperformance könnten dabei auch neue Smart Beta ETF -Konzepte liefern, die verschiedene regelbasierte Unternehmensauswahlmethoden in schlanken passiven Indexgerüsten kombinieren.
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