Durch das Investieren in Aktien kann sich ein Investor ein passives Einkommen in Form von Dividendenzahlungen erschaffen. Das ist in der Community der Aktieninvestoren ein durchaus häufig anzutreffender Fall. Basierend auf dem Artikel „Größenordnung der monatlichen Ertragsrendite bei Dividenden-Aktien“ hatte ich vorgerechnet, dass man mit einem Kapital von 100.000 Euro monatlich 350 Euro netto an Dividendenzahlungen erhalten kann. Für diese Rechnung wurden vorwiegend High Yield-Investments als Rechnungsgrundlage verwendet. Gehen wir etwas konservativer heran und ziehen Dividenden-Aristokraten hinzu, sind dennoch ohne größerere Probleme 250 bis 300 Euro Dividendenzahlungen pro Monat zu erzielen. Details dazu hatten wir hier auf dem Blog bereits in früheren Artikeln besprochen.
Nun ist es einerseits so, dass längst nicht jedes Unternehmen seinen Aktionären einen Teil des erzielten Gewinns in Form einer Dividende auszahlt. Das betrifft durchaus auch Aktien mit einer deutlich überdurchschnittlichen Performance und von globaler Relevanz. Wir brauchen in den globalen Aktien-Indizes nicht lange suchen, denn in den Top Ten der größten Unternehmen finden wir mit Alphabet (Google), Facebook, Amazon oder Berkshire Hathaway (das Unternehmen von Warren Buffett) gleich einige Prominenz. Es gibt natürlich noch etliche weitere sehr gute Aktien, die keine Dividende zahlen.
Zum anderen ist die Anzahl der globalen Aktien-ETFs, wie zum Beispiel dem MSCI ACWI (Industrienationen + Schwellenländer) die Anzahl an ausschüttenden ETFs (noch) sehr überschaubar, d.h. die meisten ETFs sind thesaurierend. Die Frage ist in diesen Fällen, wie jemand vorgehen kann, vom globalen Markt oder von Wachstumsunternehmen (die im Standardfall noch keine Dividende zahlen) zu profitieren, wenn er dennoch einen regelmäßigen Ertrag wünscht.
Nun könnte man bei thesaurierenden Aktien-ETFs (bei denen die Dividendenzahlungen der enthaltenen Aktien im ETF verbleibt) auch den Weg gehen und pro Monat oder pro Quartal ETF-Anteile verkaufen, weil das Geld verwendet werden soll. Gleichzeitig sollte der Wert der Investments trotz der Entnahmen nicht geringer werden, dass also kein Kapitalverzehr stattfindet. Haben wir diesen Wert ermittelt, gibt es natürlich noch weitere Stufen zwischen beiden Extremen: keine Entnahme und Entnahme maximal so hoch, dass kein Kapitalverzehr stattfindet.
Unterstellen wir jetzt folgende Annahmen:
Daraus ergibt sich eine Entnahme von 492,72 Euro pro Monat.
Dem einen oder anderen wird vielleicht die 8% Rendite zu hoch sein oder die Inflation bzw. die zukünftige Besteuerung zu niedrig sein. Mit einem einfachen Entnahmeplanrechner können Sie die gewünschten Vorgaben selbst bestimmen.
Bleiben wir bei dem Musterbeispiel von 376,72 Euro Entnahme monatlich je 100.000 Euro Anlagekapital. Jetzt lassen sich diese beiden Werte jeweils nach oben oder unten skalieren. Bei einem kleinen Depot von 10.000 oder 20.000 Euro Kapital lohnt sich eine monatliche oder quartalsweise Entnahme noch nicht, da beim Verkauf von Anteilen auch noch Ordergebühren hinzukommen. Bei 100.000 Euro Anlagekapital würde ich eher auf einen quartalsweisen Auszahlplan zurückgreifen, was auch damit zusammenhängt, dass meine Mindestgröße für Order stets oberhalb von 1.000 Euro liegt.
Ab etwa 250.000 Euro investiertem Kapital und aufwärts lohnt sich allmählich eine monatliche Entnahme (942 Euro), während ein Millionär mit monatlichen 3767 Euro (nach Abzug der Besteuerung und Inflation) schon ganz gut über die Runden kommen sollte.
Vor einiger Zeit erschien ein Artikel mit der Merkregel: Merken Sie sich den Wert 3,50 Euro. Darin beschrieb ich, dass man pro 1.000 Euro angelegtes Kapital in High Yield-Investments 3,50 Euro Dividendenzahlung pro Monat netto erhalten kann. Analog dazu ließe sich nach den obigen Ausführungen die Faustformel: Merken Sie sich den Wert 4,93 Euro erstellen.
Zum Schluss des Artikels der Hinweis, dass wir vor einigen Wochen auch die Möglichkeit besprochen haben, neben einer allgemeinen und geradlinigen Kalkulation, eine individuelle Zukunftsplanung mit Aktien zu simulieren.
Gibt es hier Leser, die aus ihren Investments regelmäßig Anteile verkaufen?
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Moin Lars,
momentan liebaeugle ich mit den 2- oder 3-Topf Ideen. Dabei wird je nach Erfordernis das zu verbrauchende Geld fuer 3-8 Jahre in Cash gehalten (die laengste TimeUnderWater-Periode in der juengeren Vergangenheit(2000-5) waren 5 Jahre)
Der Rest wird in ein ausschuettungsvermeidendes/abgeltunssteuerarmes :-) Weltportfolio (Aktien-ETFs) gesteckt.
Entnahme nicht monatlich/quartalsweise sondern eher halbjaehrlich oder jaehrlich (je nach Zyklus, zB jew. Ende Apr. / Anf. Dez / M.Juli).
Und zwar dynamisch, d.h. nach einer positiven Vorperiode volles Auffuellen des Cash-Topfes bei einer Baisse keine Entnahme aus ETF-Topf sondern weiterer Verzehr aus Cash-Topf.
Weiterfuehrende Ideen/Links kann man unter dem Artikel https://www.finanzwesir.com/blog/altersvorsorge-depot-entsparen finden.
Leseempfehlung: Eine sehr gute Grundlage bildet die Arbeit von Corinne Haeller: "Asset Allocation und Shortfall Risk nach der Pensionierung.pdf"
zB hier zu finden: https://www.wertpapier-forum.de/applications/core/interface/file/attachment.php?id=72105
LG Joerg
Hallo Jörg,
das hört sich doch wirklich nach einem systematischen Vorgehen an. Sehr schön.
Und vielen Dank für die interessanten Links!