Seit Ende Februar 2025 hat eine Kurskorrektur am Aktienmarkt eingesetzt, die nun die vorherige Aufwärtsbewegung korrigiert. Diese Korrektur ist begleitet von einem seit Tagen hohen und weiter steigenden VIX. Der Volatilitätsindex (VIX), oft als „Angstbarometer“ bezeichnet, misst die erwartete Volatilität des S&P 500 und reflektiert das Absicherungsbedürfnis der Anleger. Vor allem die US-Indizes waren betroffen, während der Kursrückgang beim DAX überschaubar blieb.
Während die Zollpolitik von Donald Trump häufig als Ursache für die Marktunsicherheit genannt wird, reicht diese Erklärung allein nicht aus, um einen anhaltend hohen VIX über Tage hinweg zu begründen. Es gibt mehrere weitere mögliche Gründe für die Angst im Markt, die ich im Folgenden analysiere:
Neben Trumps Zollplänen könnten andere geopolitische Spannungen die Märkte belasten. Beispielsweise könnten Entwicklungen im Nahen Osten, der Krieg zwischen Russland und der Ukraine oder Unsicherheiten über die globalen Handelsbeziehungen unter der neuen US-Regierung (die im Januar 2025 angetreten ist) die Risikowahrnehmung erhöhen. Solche Faktoren führen oft zu einem verstärkten Bedarf an Absicherungen, was den VIX in die Höhe treibt. Ein Indiz, dass die Ereignisse in und um die Ukraine eine größere Rolle spielen, konnte man am Abend des 11.03.2025 sehen. Es gab Angebote über einen Waffenstillstand und in diesen Stunden versuchte der US-Aktienmarkt eine Bodenbildung.
Eine mögliche Abschwächung der US-Wirtschaft oder anderer großer Volkswirtschaften könnte die Anleger verunsichern. Schwache Wirtschaftsdaten, wie ein verlangsamtes Wachstum, rückläufige Unternehmensgewinne oder ein Anstieg der Arbeitslosigkeit, könnten darauf hindeuten, dass eine Rezession droht. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, reicht die Unsicherheit oft aus, um die Volatilitätserwartungen zu steigern.
Über 500 Indexpunkte hat der S&P 500 seit Ende Februar am Kurswert abgegeben und mittlerweile sogar seinen wichtigen gleitenden Durchschnitt EMA200 nach unten überschritten. Bildquelle: Tradingview.com
Die Geldpolitik der US-Notenbank (Federal Reserve) spielt eine zentrale Rolle für die Marktstimmung. Sollten die Märkte befürchten, dass die Fed die Zinsen unerwartet anhebt oder Zinssenkungen ausbleiben, könnte dies die Angst vor teurerem Geld und geringerem Wirtschaftswachstum schüren. Ein Anstieg der Renditen von US-Staatsanleihen (z. B. über 4 % bei zehnjährigen Anleihen) könnte zusätzlich Druck auf Aktienbewertungen ausüben und den VIX steigen lassen.
Zeitgleich mit der Korrektur wurden in Deutschland Pläne öffentlich, die Verschuldung deutlich weiter anzuheben, was den Euro um rund 7% gegenüber dem US-Dollar ansteigen ließ. Unabhängig davon, was sonst noch am Markt passierte, reicht bei einem sehr US-lastigen Aktienportfolio dieser rasche Anstieg des EUR/USD schon für eine deutliche Korrektur des gesamten Anlage-Depots aus.
Nach einem starken Börsenjahr 2024, in dem der S&P 500 deutlich gestiegen ist, wurden die Bewertungen (z. B. ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis) im Januar und Februar 2025 möglicherweise als überzogen wahrgenommen. Dies könnte Anleger dazu veranlasst haben, Gewinne mitzunehmen oder sich gegen einen möglichen Rückgang abzusichern, was den Optionshandel (insbesondere Put-Optionen) ankurbelt und den VIX erhöht.
Ein Stimmungswechsel weg von hoch bewerteten Technologieaktien (z. B. den „Glorreichen 7“ wie Nvidia oder Microsoft) hin zu Value- oder Small-Cap-Werten könnte ebenfalls Volatilität auslösen. Enttäuschende Quartalsergebnisse oder negative Nachrichten von Schlüsselfirmen könnten den Markt zusätzlich destabilisieren und die Unsicherheit verstärken. Tatsächlich haben gerade auch die großen Tech-Werte zuletzt merklich an Kurswert verloren.
Der VIX steigt nicht nur aufgrund fundamentaler Daten, sondern auch durch die Dynamik der Marktstimmung. Wenn große institutionelle Anleger („große Gelder“) beginnen, sich abzusichern, kann dies eine Kettenreaktion auslösen. Die positive Tendenz des VIX, schneller und stärker zu steigen als zu fallen, verstärkt diesen Effekt – Angst breitet sich rascher aus als Zuversicht.
Der Volatilitätsindex des S&P 500 ist zuletzt immer weiter angestiegen und hat in der Spitze einen Wert von fast 30 erreicht. Bildquelle: TradingView.com
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zollpolitik Trumps mutmaßlich zwar ein wichtiger Faktor ist, aber die anhaltend hohe Volatilität wahrscheinlich auf eine Kombination aus geopolitischen Risiken, wirtschaftlichen Unsicherheiten, geldpolitischen Erwartungen und marktpsychologischen Effekten zurückzuführen ist. Der VIX hat aktuell nicht nur ein Niveau von über 20 erreicht, was historisch ein Indikator für erhöhtes Risiko darstellt, sondern hält sich jetzt mehrere Tage über 25 auf, was darauf hindeutet, dass die Märkte nicht nur auf Zölle, sondern auf ein breiteres Spektrum an Bedrohungen reagieren.
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