Es ist Ende März und das High Yield/Dividend Depot weist aktuell eine Ertragsrendite von 6,7% p.a. auf. Dieses Musterdepot wurde 2011 ins Leben gerufen, mit dem Ziel eine hohe Ausschüttungsrendite in Form von Zinsen und Dividenden zu erzielen. Die Bündelung von riskanten Aktien und Anleihen in einem ETF sorgt für Privatanleger für ein möglichst hohes passives Einkommen, ohne dabei gleichzeitig zuviel Risiko einzugehen.
Zur Erinnerung: Das High Yield/Dividend Depot ist als ein Bestandteil eines diversifizierten Portfolios zu sehen. In den letzten Wochen hatte ich Kontakt mit einigen Lesern, deren Wertpapier-Portfolio nahezu ausschließlich aus High Yield – ETFs bestanden. Davon rate ich ab und es sollte lediglich als Schwerpunktsetzung eines Wertpapier-Portfolios dienen, welches als Kerninvestments Standard-Indizes oder eine über Länder und Regionen diversifizierte Auswahl an Aktien beinhaltet. Sonst besteht das durchaus reale Risiko einer Underperformance gegenüber dem Gesamtmarkt.
Die Ertragsausschüttung des Muster-Depots lag im März 2017 bei 6,7% p.a.
6,7 % Ertragsrendite bedeutet bei einem angelegten Vermögen von 100.000 Euro üppige 6.700 Euro an Zins- und Dividendenzahlungen. Also 558 Euro monatlich brutto und nach Besteuerung 413 Euro netto. Dieser Wert ist aktuell sogar noch höher als ich ihn im Artikel Größenordnung der monatlichen Ertragsrendite bei Dividenden-Aktien vorgerechnet hatte.
Wenn ich mir einige Titel im Depot anschaue, dann sind dort einige ETFs vorhanden mit 7 bis 8% Ausschüttungsrendite auf das gesamte Jahr hochgerechnet. Allerdings ist der gesamte Ertrag des Muster-Depots im Jahr 2016 im Vergleich zu 2015 leicht um 1,3% zurückgegangen.
Auf der Seite des Musterdepots gibt es jeweils eine Gegenüberstellung mit anderen Anlageklassen oder ETFs mit mehreren Anlageklassen. Von Anfang an sagte ich, dass dieser Vergleich kein sportlicher Wettkampf werden soll, aber er dient als Kontrolle, ob die Performance des Ertrag-Depots zu sehr aus dem Ruder läuft. Vor allem bei einer deutlich negativen relativen Entwicklung würde ich das gesamte „Projekt“ hinterfragen. Zu sehen ist in der Grafik jeweils die Gesamtperformance in Prozent – also Kursveränderung plus Ausschüttungen. Start war bereits der Juli 2011, jedoch sind von 2011 bis 2013 zu viele Monate dabei, in denen die Gesamtperformance nicht explizit festgehalten worden ist. Das High Yield/Dividend Depot ist an der roten Kurve zu sehen.
Das erste, was hier auffällt, ist die Outperformance eines 50/50 Aktien/Anleihen-Mix (schwarz). Der Anleihen-Anteil sind hier Staatsanleihen der Eurozone mit Investmentgrade. Insbesondere im Korrekturjahr von März 2015 bis Februar 2016 ging es hier wesentlich weniger abwärts als bei den anderen drei Teilnehmern. In den zurückliegenden Hausse-Monaten am Aktienmarkt holten sie wieder etwas auf, ohne den „trivialen“ Aktien-/Anleihen-Mix einzuholen.
Was mich hier am meisten interessiert, ist der Vergleich mit anderen ETFs, die eher vermögensverwaltenden Charakter haben, also auch Anleihen und Rohstoffe enthalten. Arero und Portfolio Total Return von db x-trackers sind ziemlich prominent und über beide wird häufiger in Artikel und Fachzeitschriften berichtet. Das Muster-Depot enthält ebenfalls Anleihen, die jedoch durchaus unterhalb des Investmentgrade liegen (Junk Bonds).
Der Zeitraum der Gegenüberstellung ist sehr kurz. Dennoch drängt sich die Frage auf, warum man vermögensverwaltende ETF benötigt, wenn ein einfacher Aktien/Anleihen-Mix diese Outperformance zeigt?
Trotz der sportlichen Ausrichtung der ETFs im Musterdepot, braucht es sich also bislang vor anderen Indizes oder Anlageklassen nicht zu verstecken. „Bislang“ deshalb, weil eine echte Bewährungsprobe wie ein globaler Anstieg der Leitzinsen oder ein Bärenmarkt noch aussteht. Darauf bezogen sich meine obigen Aussagen zum Risiko, weil High Yield-Investments in wirtschaftlich schwierigen Zeiten im Standardfall mehr leiden als solide Unternehmen mit einer komfortablen Gewinnmarge.
Ich möchte an dieser Stelle auf eine Entwicklung hinweisen, die mir in den letzten Monaten häufiger aufgefallen ist. Sobald ich die Zahlen wie Ertragsrendite 6,7 p.a. oder 8% p.a. durchschnittliche Gesamtrendite am Aktienmarkt ins Spiel bringe, sind recht schnell die Freunde von sogenannten RevenueShare Programmen, seit neuestem auch Anhänger von Kryptowährungen zur Stelle. Sie preisen solche Renditen und noch mehr innerhalb weniger Wochen oder eines Monats an. Zu den RevShare Programmen hatte ich vor einigen Monaten schon einen Artikel veröffentlicht.
Seien Sie grundsätzlich skeptisch, wenn Ihnen Gewinnversprechen gemacht werden, die um Größenordnungen jenseits der Renditen in der realen Wirtschaft liegen. Ein guter Richtwert dafür ist die Kapitalrendite eines Unternehmens, die durchaus auch mal bei 15 oder 20% p.a. liegen kann und wenn man alle Unternehmen mittelt – also die guten und schlechten zusammengenommen – die eben genannten 8% p.a. Wenn jemand von 8% pro Monat spricht, dann ist in jedem Fall eine große Portion Risiko dabei und eignet sich ausschließlich als Zock. Diese Wette mag mal für eine Weile aufgehen, in den meisten Fällen funktioniert dies jedoch nicht und evtl. eingesetzte Gelder sind letztendlich meist weg.
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