Ich denke, jeder kennt das Gefühl, wenn er etwas Neues beginnen möchte. Tief im inneren freut man sich auf die neue Herausforderung, aber zum jetzigen Zeitpunkt mag man damit noch nicht beginnen wollen. In der Mehrheit aller Fälle fühlt man sich aktuell einfach noch nicht bereit für die neue Aufgabe oder noch nicht reif genug, um sein geplantes Vorhaben anzugehen. Ich muss erst noch mehr lernen, einige weitere Kurse oder Seminare absolvieren oder erst noch mehr Geld verdienen oder einfach noch abwarten und die Situation von der Seitenlinie aus beobachten, so sind oft die Gedanken.
Dazu einige Beispiele.
Meine Beschreibungen sind keine Besonderheiten der jüngsten Jahre, sondern traten regelmäßig seit der Finanzkrise auf, wie ich in diesem Artikel „Es lassen sich immer Gründe finden keine Aktien zu kaufen“ illustriert hatte. Schlimmstenfalls bleiben Sie jahrelang an der Seitenlinie stehen und schauen, welch schöne Gewinne Aktien erzielen und Sie sind nicht dabei, weil Sie sich aus irgendeinem Grund nicht getraut haben, zum Einstieg zu entschließen.
Lieber unperfekt starten als perfekt zu warten als Video auf dem YouTube-Kanal von Passiver Geldfluss
Veränderung geht grundsätzlich einher mit einem gewissen Risiko. Sobald eine Portion Risiko ins Spiel kommt, macht sich bei den meisten Menschen eine Verlustangst bemerkbar und wir wollen Schmerzen in Form eines Verlustes unbedingt vermeiden. Aus diesem Grund suchen wir vorher soweit wie irgend möglich nach Sicherheiten auf dem geplanten neuen Weg und versuchen am besten einen konkreten Masterplan in der Tasche zu haben, bei dem es quasi keine Risiken mehr gibt.
In den allermeisten Fällen gibt es jedoch solch einen expliziten, risikolosen Plan nicht und deshalb schieben die meisten Menschen geplante Vorhaben vor sich her. Auf Nachfrage wird dann ein entsprechend passender Grund als Vorwand gefunden.
Im Fall des nicht zum Ende kommenden Projektes ist letztendlich die Furcht vor Kritik und fehlender Anerkennung ein gewichtiger Grund für den Perfektionismus. Hier würde der Einsatz des sogenannten Paretoprinzips deutlich eher zum Ziel führen. Das Paretoprinzip besagt, dass 80% der Arbeit oder Qualität in 20% der Zeit erledigt wird. Für die verbleibenden 20% Qualität muss jedoch 80% der Zeit aufgewendet werden.
So sind beispielsweise die neuesten Smartphones von Apple oder Samsung ebenfalls noch nicht perfekt. Es sind im Grunde Beta-Versionen und man hört und liest nach dem Verkauf der ersten Modelle immer wieder von Problemen, die erst in der nachfolgenden Modellreihe verbessert werden. Dennoch kaufen die Leute diese Smartphones und im Fall von Apple übernachten sie teilweise sogar vor den Apple-Stores, um endlich ein unperfektes Smartphone für viel Geld in der Hand zu halten. Gute Qualität ist ohne Zweifel wichtig, aber Perfektionismus ist sogar hinderlich und letztendlich auch eine quasi Garantie für Unzufriedenheit, weil fast nie etwas wirklich nicht mehr zu verbessern geht.
Grundsätzlich sollten Sie sich natürlich vorher gründlich über Ihre Vorhaben informieren. Es ist blauäugig einfach auf eine Weltreise zu gehen, ohne sich vorzubereiten und ohne eine Abschätzung der Kosten gemacht zu haben. Von einem Tag auf dem anderen seinen Hauptarbeitsplatz zu kündigen und erst dann zu versuchen eine Selbständigkeit aufzubauen ist hochriskant. Zumal es nicht nur an Fähigkeiten, sondern auch an dem entsprechenden anderen Mindset fehlt. Ebenso gleicht es einem Spielcasino, wenn jemand ohne sich Wissen angeeignet zu haben, beginnt Aktien drauflos zu kaufen.
Sie haben jetzt ihr Ziel vor Augen und nun fehlt eine echte Entscheidung für Ihr Ziel. Das heißt ein richtiges Commitment ohne gedanklich Plan B oder Plan C in der Tasche zu haben. Denn dann ist es keine echte Verpflichtung, sondern lediglich eine Option. Denn es wird in jedem Fall zu Schwierigkeiten und Rückschlägen kommen und wenn hier das Commitment fehlt, dann geben sie auf und wenden sich Plan B zu. Das perfide daran, hier wird es ebenfalls irgendwann einmal Schwierigkeiten geben und Sie landen so bei Plan C. Damit hätten Sie mehrere angefangene Vorhaben, die Sie aufgegeben haben.
Irgendwann kommt der Punkt, da müssen Sie dann ins kalte Wasser springen. Sie haben eine echte Entscheidung für Ihr Vorhaben getroffen und kennen ihr Ziel, aber Sie wissen noch nicht alle Details und Wege zum Ziel. Das ist zum einen völlig normal, wie aus den Biographien von Menschen zu entnehmen ist, die großartige Dinge erschaffen haben. Natürlich wollen wir am besten recht schnell oder sogar im Vorfeld Beweise sehen, dass unser Vorhaben auch wirklich funktioniert. Aber diese Beweise gibt es im Standardfall nicht und eine gute Portion ins Risiko zu gehen ist einer der Preise, den man zahlen muss, um Erfolg zu haben. Dazu folgender Merksatz:
Erfolg hat seinen Preis und der Preis ist stets im Voraus zu entrichten.
Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, wenn das Vorhaben klar und stark genug ist, dann werden sich auf dem Weg zum Ziel Komponenten zusammenfügen. Sie werden auf die richtigen Menschen treffen oder es passieren plötzlich Ereignisse, die wie zufällig gerade passen. Wenn Sie merken, dass ein Weg nicht zum Ziel führt, dann ändern Sie zwar den Weg aber nicht Ihr Ziel. Denn manchmal kann man das Hindernis nicht beseitigen, sondern muss es umgehen.
Was haben Sie sich vorgenommen, aber bislang noch nicht gewagt, die ersten richtigen Schritte zu gehen?
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Hallo Lars,
ich habe das Gefühl, Du vermischst hier zwei Dinge, die unabhängig voneinander klarer gedacht werden können:
Das eine ist das Konzept der persönlichen Komfortzone. Das Bewusstsein, wo diese endet und ein Unwohlsein mit der Aussicht sie zu verlassen begründet ist, ist sehr hilfreich, um rationaler zu entscheiden.
Das andere ist die Idee agiler Vorgehensmodelle. Diese werden primär in der Softwareentwicklung verwendet, sind aber keineswegs darauf beschränkt und man kann in Planungssituationen, die nicht vollständig verstanden werden und auch nicht vollständig bekannt sein können, einiges daraus lernen. Hier ein kleiner Überblick:
https://www.haufe.de/personal/hr-management/agile-methoden-definition-und-ueberblick_80_428832.html Als kleine Hilfe kann man sich merken: Ein funktionierendes Provisorium ist viel wert. Man sollte es nur nicht übertreiben. Wer die Feuerwehr anrufen will, muss realistisch mit einem Netzausfall oder einer Fehlermeldung auf einem modernen Telefon rechnen.
Allheilmittel gibt es nicht. Deinen Schlussfolgerungen stimme ich bedingt zu: Der Aufbau persönlicher Kompetenz ist wichtig, ebenso die Analyse des Umfelds. Wer sich gut vorbereitet und die externen Einflüsse auf sein Vorhaben versteht, wird seine Ziele eher erreichen und in dem Sinne sage ich: Es gibt kein "zu spät", aber es gibt ein "zu früh". Es hilft nichts, sich mit Macht in ein Vorhaben zu stürzen, wenn man persönlich dafür noch nicht bereit ist.
Danke für deinen guten Kommentar.
Mit Macht in ein Vorhaben zu stürzen ohne sich bereit zu fühlen, halte ich ebenfalls für fahrlässig. Aber hör dich mal bei Menschen um, die in irgendeiner Disziplin Erfolg haben, vielleicht auch in der Öffentlichkeit stehen. Die meisten - es gibt sicher Ausnahmen - waren zum Startzeitpunkt noch nicht bereit. Aber sie haben oft alle Brücken hinter sich abgerissen, um mit der Situation fertig werden zu müssen und nicht wieder zurückzulaufen. Das ist auf keinen Fall bequem. Aber dass jemand bequem zum Erfolg gelangt, ist zumindest mir noch nicht zu Ohren gekommen.
Auf jeden Fall ein spannendes Thema :-)
Hallo Lars!
Ich bin 66 Jahre- Würdest Du mir noch zu Dividenden-ETFs raten.
Habe Dein High Yield Dividenden-Depot zur Halfte nachgebildet.
Oder ist das für mich zu spät?
Gruß
Bert
Hallo Bert,
warum sollte es für dich zu spät sein?
Die Frage kannst du dir zum Teil selbst beantworten. Möchtest du dein Kapital aufbrauchen oder möchtest du es später vererben? Falls du dein Kapital in den nächsten Jahren nutzen möchtest, würde ich dir von Aktien abraten.
Grundsätzlich spricht nichts gegen dividendenfokussierte Aktien-ETF, allerdings schau auch, dass nicht über die Jahre hinweg der Gesamtwerte des ETF stetig abnimmt. Bei einigen High Yild-ETF ist das leider der Fall.
Viele Grüße
Lars
Hallo Lars,
vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich bin seit einiger Zeit Leser deiner Infos über Geldanlage.
Super und sehr kompetent. Ich versuche nun, da es auf Tagesgeld und Festgeld kaum noch
Zinsen gibt, entsprechend anders anzulegen. Ich habe ausser den ETFs noch größere
Anlagebeträge in Immofonds liegen (z. B. Hausinvest, Deka-Immos). Alle Anlagebeträge möchte
ich ca 10 bis 15 Jahre liegen lassen, Dividenden kassieren aber ohne Entnahme derselben.
Nach 10 bis 12 Jahren möchte ich dann mit der Entnahme langsam, so Gott will, beginnen.
Bis dahin komme ich ohne Probleme aus und bin nicht darauf angewiesen.
Dies könnte doch ohne größere Verluste (Einnahme der Dividenden) über diesen Zeitraum
funktionieren.
Oder was meinst Du? Soll ich anders anlegen?
Gruß
Bert
Hallo Bert,
lass uns darüber am besten bald einmal telefonisch sprechen. https://www.passivergeldfluss.de/kontakt/
VG
Lars