Ein Aktiencrash kann für Anleger verheerende Folgen haben, doch es gibt Warnsignale, die auf einen bevorstehenden Börsencrash hinweisen können. Ich komme zu diesem Thema, weil ich mich in den letzten Tagen mit zwei der größten und bekanntesten Crash-Ereignisse der letzten hundert Jahre beschäftigt hatte. Nämlich dem Börsencrash 1929 und der globalen Finanzkrise 2008. Nicht nur bei diesen Ereignissen, sondern auch beim Crash 1987 und Corona-Crash 2020 gab es jeweils vorher ein Warnsignal, nämlich eine bärische Divergenz des Relative Strength Index (RSI) im Wochenchart. In diesem Artikel erläutere ich, wie du bärische Divergenzen erkennen kannst und was zu tun ist, damit du dein Portfolio schützen kannst.
Der Relative Strength Index (RSI) ist ein Momentum-Indikator, der die Geschwindigkeit und Stärke von Kursbewegungen misst. Er bewegt sich auf einer Skala von 0 bis 100 und signalisiert überkaufte (über 70) oder überverkaufte (unter 30) Marktbedingungen. Eine *bärische Divergenz tritt auf, wenn der Kurs eines Wertpapiers oder Index (z. B. S&P 500) im Wochenchart neue Höchststände erreicht, der RSI jedoch keine neuen Höchststände bildet, sondern niedrigere Hochs zeigt. Dies deutet darauf hin, dass das Momentum nachlässt, obwohl die Kurse steigen. Das Warnsignal gewinnt noch mehr an Bedeutung, wenn der RSI zuvor in den überkauften Bereich über 70 gestiegen ist.
Diese Abfolge: RSI im überkauften Bereich und gleichzeitig mit bärischer Divergenz zum Kurs-Chart ist ein klassisches Warnsignal für eine mögliche Trendumkehr oder sogar einen Aktiencrash. In einem früheren Artikel hatte ich den RSI ausführlich erklärt. Die Analyse in der großen Zeitebene *Wochenchart ist besonders wertvoll, da sie kurzfristige Volatilität glättet und langfristige Trends sichtbar macht. Historische Beispiele wie die Crashs von 1929, 1987, 2008 und 2020 zeigen, dass bärische Divergenzen im RSI einige Wochen, oft sogar einige Monate vor einem Börsencrash auftreten. Daher ist eine bärische Divergenz kein guter Indikator für das Timing, aber eine Vorankündigung, bei der du als Anleger auf weitere Signale schauen kannst, auf die ich gleich noch komme.
Bärische Divergenzen signalisieren, dass die Käuferkraft nachlässt, obwohl die Preise weiter steigen. Dies kann auf eine Überbewertung des Aktienmarktes hindeuten, die oft mit spekulativen Blasen einhergeht. Wenn immer weniger Käufer bereit sind, höhere Preise zu zahlen, verliert der Markt an Stabilität, was die Wahrscheinlichkeit eines plötzlichen Kursrückgangs erhöht. Solche Divergenzen sind besonders aussagekräftig, wenn sie mit anderen makroökonomischen oder technischen Warnsignalen kombiniert auftreten, wie etwa:
Die Kombination dieser Faktoren macht bärische Divergenzen zu einem Frühwarnsignal, was du nicht ignorieren solltest.
Um die Bedeutung von bärischen Divergenzen zu verdeutlichen, habe ich vier historische Beispiele herausgesucht:
Der Börsencrash von 1929, der die Große Depression und schwerer Weltwirtschaftskrise einleitete, wurde von einer spekulativen Blase getrieben, die durch übermäßigen Kreditkauf und Euphorie am Aktienmarkt angeheizt wurde. In den Wochencharts des Dow Jones Industrial Average war in den Monaten vor dem Crash eine klare bärische Divergenz im RSI zu erkennen. Während der Index neue Höchststände erreichte, zeigte der RSI abnehmende Hochs, was auf ein nachlassendes Momentum hinwies. Im Oktober 1929 begann der dramatische Einbruch, der den Markt letztendlich um fast 90 % fallen ließ. Hier erfährst du inklusive Chart mehr zum Börsencrash von 1929.
Vor der globalen Finanzkrise 2008 zeigten die Wochencharts des S&P 500 ebenfalls bärische Divergenzen. Zwischen 2006 und 2007 stieg der Index auf neue Rekordhöhen, doch der RSI bildete niedrigere Hochs, was auf eine Schwäche im Markt hindeutete. Zusätzlich verstärkten makroökonomische Warnsignale wie die Subprime-Hypothekenkrise und steigende Zinssätze die Abwärtsrisiken. Der eigentlich Crash begann im Herbst 2008, als der S&P 500 über 50 % einbüßte. Hier erfährst du inklusive Chart mehr zur globalen Finanzkrise 2008.
Der Crash 1987 wurde deshalb so berühmt, weil der Dow Jones Industrial Average innerhalb kurzer Zeit dramatisch an Kurswert verlor. Beim Anstieg im Frühling 1987 gelangte der RSI in den überkauften Bereich von über 70. Beim zweiten Anstieg im Spätsommer gab es beim RSI kein höheres Hoch mehr als im Frühjahr. Selbst „gleiche Höhe“ wäre im Vergleich zum Kurs-Chart schon eine bärische Divergenz. Bei solch einem Auftreten sollte man auf deutliche Schwäche des Kurses warten, spätestens ein Unterschreiten des gleitenden Durchschnitts SMA20 auf Wochenbasis sollte als Verkaufssignal genutzt werden.
Chart von TradingView: Der Crash im Dow Jones im Oktober 1987. Das Bewegungshoch vom Spätsommer 1987 wurde vom RSI nicht mehr unterstützt.
Beim Corona-Crash ging alles schnell. Beim Anstieg des S&P 500 zum Jahreswechsel 2019/2020 stieg der RSI in den überkauften Bereich über 70. Nach einem kurzen Rücksetzer erreichte der S&P500 im Februar 2020 ein höheres Hoch. Gleichzeitig war das niedrigere Hoch im RSI deutlich zu erkennen, was auf ein nachlassendes Momentum hindeutete. Der plötzliche Ausbruch der COVID-19-Pandemie wirkte als Katalysator, der den Markt innerhalb weniger Wochen um über 30 % einbrechen ließ. Diese Beispiele verdeutlichen, dass bärische Divergenzen im RSI ein zuverlässiger Indikator für drohende Marktkrisen sind, insbesondere wenn sie im Wochenchart analysiert werden.
Chart von TradingView. Die bärische Divergenz Anfang 2020 deutete ein Ende des Aufwärtstrends an. Auch hier war das Unterschreiten des SMA20 auf Wochenbasis (dicke weiße Linie) ein Verkaufssignal.
Um bärische Divergenzen im Wochenchart zu erkennen, solltest du als Anleger folgende Schritte befolgen:
Nicht jede bärische Divergenz führt zwangsläufig zu einem Aktiencrash. Normale Marktschwankungen oder Korrekturen (Rückgänge von 10–20 %) können ebenfalls Divergenzen aufweisen. Der Unterschied liegt in der Intensität und den begleitenden Faktoren:
Wenn eine bärische Divergenz im RSI auf einen möglichen Aktiencrash hinweist, könntest du als Anleger folgende Schutzstrategien anwenden:
Neben bärischen Divergenzen im RSI gibt es weitere Indikatoren, die auf einen drohenden Börsencrash hinweisen können:
Bärische Divergenzen des RSI im Wochenchart sind ein bewährtes Warnsignal für drohende Aktiencrashs, wie die historischen Beispiele von 1929, 1987, 2008 und 2020 zeigen. Durch eine systematische Analyse des RSI in Kombination mit anderen technischen und makroökonomischen Indikatoren kannst du frühzeitig Anzeichen für einen Börsencrash erkennen und dein Portfolio schützen. Wichtig ist, diese Signale nicht isoliert zu betrachten, sondern im Kontext des Gesamtmarktes zu bewerten.
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Über die aktuelle Marktsituation berichte ich wöchentlich in Die Welt der Charts auf meinem YouTube-Kanal.
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