Der Relative Stärke Index (RSI) in der Technischen Analyse: Funktionsweise und Nutzung

Der Relative Stärke Index (RSI) ist ein weit verbreiteter Indikator der technischen Analyse, der von J. Welles Wilder Jr. in den 1970er Jahren entwickelt wurde. Er gehört zur Familie der Oszillatoren und misst die Geschwindigkeit und Größe von Kursbewegungen, um überkaufte oder überverkaufte Bedingungen aufzuzeigen. Der RSI hilft Anlegern und Tradern, potenzielle Umkehrpunkte in einem Markt zu erkennen.

Typischerweise wird der RSI auf eine Standardperiode von 14 Tagen berechnet, was von Wilder in seinem Buch New Concepts in Technical Trading Systems vorgeschlagen wurde.

  • Wertebereich: Der RSI oszilliert zwischen 0 und 100.
  • Schlüsselniveaus: Werte über 70 gelten als überkauft (potenzielle Korrektur), während Werte unter 30 als überverkauft (potenzielle Erholung) interpretiert werden.

Wie wird der RSI genutzt?

  1. Überkauft- und Überverkauft-Signale

    • Überkauft (RSI > 70): Der Markt könnte überbewertet sein, was auf eine bevorstehende Korrektur hinweist.
    • Überverkauft (RSI < 30): Der Markt könnte unterbewertet sein, was auf eine bevorstehende Erholung hinweist.
  2. Divergenzen
    Eine Divergenz tritt auf, wenn der Kurs eines Assets und der RSI unterschiedliche Richtungen einschlagen.

    • Bullische Divergenz: Der Kurs erreicht ein neues Tief, während der RSI ein höheres Tief bildet – ein potenzielles Kaufsignal.
    • Bärische Divergenz: Der Kurs erreicht ein neues Hoch, während der RSI ein niedrigeres Hoch bildet – ein potenzielles Verkaufssignal.
  3. Mittellinie (50)
    Der RSI kann auch genutzt werden, um die allgemeine Marktrichtung zu bestimmen. Werte über 50 deuten auf einen Aufwärtstrend hin, während Werte unter 50 einen Abwärtstrend anzeigen.

Der Relative Stärke Index (RSI) in der Technischen Analyse - S&P500 2019/2020

Der S&P 500 im Wochenchart 2019/2020. Kurz vor dem „Corona-Crash“ am Aktienmarkt zeigte der RSI eine bärische Divergenz zum Kurs-Chart. Ein Signal für eine Abwärtsbewegung wurde somit bereits wenige Wochen vor dem Crash vom RSI generiert. Nach dem Crash befand sich der RSI im deutlich überverkauften Bereich und zusätzlich außerhalb seines Bollinger Bandes – ein deutliches Kaufsignal. Bildquelle Tradingview


Verbesserung der Signalstärke des RSI

Während der RSI alleine schon ein starker Indikator ist, kann seine Aussagekraft durch die Kombination mit anderen Indikatoren und Ansätzen weiter verstärkt werden. Einige effektive Methoden sind:

  1. Kombination mit Bollinger-Bändern um den RSI

    • Was sind Bollinger-Bänder?
      Bollinger-Bänder sind eine Volatilitätsanzeige, die einen einfachen gleitenden Durchschnitt (SMA) um zwei Standardabweichungen nach oben und unten erweitert.
    • Einsatz mit dem RSI:
      Bollinger-Bänder können um den RSI gezogen werden, um überkaufte und überverkaufte Zonen noch besser zu erkennen. Ein RSI-Wert, der die oberen Bänder durchbricht, deutet auf eine stärkere überkaufte Phase hin. Umgekehrt signalisiert ein Durchbruch durch die unteren Bänder eine starke überverkaufte Phase.
  2. RSI in verschiedenen Zeitrahmen

    • Die Analyse des RSI in mehreren Zeitrahmen (z. B. Tages- und Wochenchart) kann helfen, stärkere Signale zu identifizieren. Ein bullisches Signal in einem kleineren Zeitrahmen ist zuverlässiger, wenn es mit einem ähnlichen Signal in einem größeren Zeitrahmen übereinstimmt.
  3. Kombination mit gleitenden Durchschnitten (MA)

    • Gleitende Durchschnitte können verwendet werden, um Trendbestätigungen zu liefern. Ein RSI-Kaufsignal wird verstärkt, wenn der Kurs über einem gleitenden Durchschnitt liegt, und ein Verkaufssignal ist stärker, wenn der Kurs darunter liegt.
  4. Verwendung in Verbindung mit Volumenindikatoren

    • Die Stärke des RSI kann durch die Analyse von Volumen bestätigt werden. Ein RSI-Signal, das mit hohem Handelsvolumen einhergeht, gilt als zuverlässiger.
  5. Pivot-Punkte und Unterstützungs-/Widerstandsniveaus

    • Der RSI kann in Verbindung mit Pivot-Punkten oder wichtigen Unterstützungs- und Widerstandsniveaus verwendet werden. Beispielsweise ist ein RSI-Kaufsignal nahe einem Unterstützungsniveau zuverlässiger.
  6. Kombination mit dem MACD (Moving Average Convergence Divergence)

    • Der MACD ist ein weiterer Oszillator, der verwendet werden kann, um RSI-Signale zu bestätigen. Wenn der RSI überkaufte Bedingungen anzeigt und der MACD ein Verkaufssignal gibt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Kurskorrektur.
  7. RSI mit Fibonacci-Retracements

    • RSI-Umkehrsignale, die an Schlüssel-Fibonacci-Niveaus auftreten, sind oft besonders stark. Ein RSI, der nach einer Korrektur bei einem 61,8%-Fibonacci-Retracement überverkaufte Bedingungen anzeigt, kann ein kraftvolles Kaufsignal liefern.

Beispiele zur Anwendung

  1. Short-Trading mit RSI und Bollinger-Bändern

    • RSI steigt über 70 und bewegt sich über das obere Bollinger-Band → potenzielles Verkaufssignal.
    • Bestätigt durch einen Abwärtsschnitt im MACD.
  2. Langfristige Investitionen mit RSI-Divergenzen

    • Eine bullische Divergenz auf dem Wochenchart des RSI könnte eine Kaufgelegenheit für langfristige Investoren signalisieren.

Fazit

Der Relative Stärke Index (RSI) ist ein äußerst vielseitiges Werkzeug in der technischen Analyse. Durch seine Fähigkeit, überkaufte und überverkaufte Zustände sowie Divergenzen zu erkennen, hilft er Anlegern, bessere Entscheidungen zu treffen. Die Kombination mit anderen Indikatoren wie Bollinger-Bändern, dem MACD oder Volumenindikatoren kann die Signalstärke weiter erhöhen. Um den RSI effektiv zu nutzen, ist es wichtig, ihn in den Kontext des allgemeinen Markttrends und der spezifischen Marktdynamik zu stellen.

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