Die Veränderung der Aktien-ETF seit 2010

Wenn ich mich an die Zeit der Finanzkrise und kurz danach zurückerinnere, dann waren ETF auf Aktien und andere Anlageklassen eine kleine Revolution. Denn damit konnten Anleger im Vergleich zu traditionellen Fonds wesentlich kostengünstiger (TER) und gleichzeitig im Vergleich zu den damals noch üblichen Zertifikaten sicherer anlegen – Lehmann Brothers + Emittentenrisiko lassen nochmal aus der Finanzkrise 2008 grüßen. Allerdings war die Vielfalt zunächst noch überschaubar. Seitdem hat sich in den letzten 15 Jahren bei ETFs (Exchange Traded Funds) und insbesondere auch Aktien-ETFs einiges verändert, sowohl inhaltlich als auch strategisch.
Hier sind die wichtigsten Entwicklungen im Vergleich zur Zeit um 2010:

1. Breitere Auswahl und Spezialisierung

  • Um 2010: ETFs waren bereits beliebt, konzentrierten sich jedoch hauptsächlich auf breite Marktindizes wie den MSCI World, S&P 500 oder DAX. Die Auswahl war vergleichsweise begrenzt, und die meisten ETFs waren passiv und replizierten klassische Indizes.
  • Heute: Die Vielfalt ist enorm gewachsen. Neben klassischen Indizes gibt es thematische ETFs (z. B. auf Künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien, Wasserstoff, Metaverse), ESG-ETFs (nachhaltige Investments), Faktoren-ETFs (z. B. Value, Growth, Low Volatility) und sogar aktiv gemanagte ETFs. Diese Spezialisierung ermöglicht Anlegern, gezielt in Nischen oder Trends zu investieren.

2. Fokus auf Nachhaltigkeit (ESG)

  • Um 2010: Nachhaltigkeit war noch kein großes Thema im ETF-Markt. ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) spielten eine untergeordnete Rolle.
  • Heute: ESG-ETFs haben stark an Bedeutung gewonnen. Anleger können in ETFs investieren, die Unternehmen nach ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien filtern. Viele Anbieter haben nachhaltige Varianten ihrer Standard-ETFs eingeführt, z. B. MSCI World ESG oder S&P 500 ESG. Allerdings gibt es Diskussionen über Greenwashing, da die ESG-Kriterien nicht immer einheitlich definiert sind.

3. Kostensenkung

  • Um 2010: Die Kosten (Total Expense Ratio, TER) von ETFs lagen oft zwischen 0,3 % und 0,5 % pro Jahr für breite Marktindizes.
  • Heute: Der Wettbewerb hat die Kosten erheblich gesenkt. Viele Standard-ETFs auf breite Indizes wie den MSCI World haben TERs von 0,1 % bis 0,2 % oder sogar darunter. Dies macht ETFs noch attraktiver für langfristige Anleger, da geringere Kosten die Rendite steigern. Das ist sicher eine der besten Verbesserungen seit 2010.

4. Aktiv gemanagte ETFs

  • Um 2010: ETFs waren fast ausschließlich passiv und replizierten Indizes 1:1.
  • Heute: Es gibt einen wachsenden Markt für aktiv gemanagte ETFs, bei denen Fondsmanager aktiv Wertpapiere auswählen, um eine bessere Performance als der Markt zu erzielen. Diese ETFs kombinieren die Flexibilität aktiven Managements mit der Handelbarkeit und Transparenz von ETFs.
    Ob das nun wirklich besser ist, sei dahingestellt, aber es bringt nochmal Kostendruck auf echte aktiv gemanagte Fonds.

5. Strategische Innovationen (Smart Beta und Faktoren-ETFs)

  • Um 2010: Der Begriff „Smart Beta“ war noch relativ neu und wenig verbreitet. Die meisten ETFs folgten einer einfachen Marktkapitalisierungsgewichtung.
  • Heute: Smart-Beta-ETFs, die alternative Gewichtungsmethoden wie Equal Weight, Dividendenstärke, Volatilität oder andere Faktoren (z. B. Momentum, Quality) verwenden, sind weit verbreitet. Diese Strategien zielen darauf ab, systematische Marktineffizienzen auszunutzen und bieten Anlegern mehr Flexibilität.
    Hier muss man mitunter mehrere Jahre auf eine Überrendite warten und gleichzeitig im Blick behalten, ob die etwas höheren Kosten von Smart Beta Faktor-ETF die meist nur leichte Überrendite nicht wieder verzehren.

6. Regulatorische Änderungen und Transparenz

  • Um 2010: Die Regulierung von ETFs war weniger streng, und es gab weniger Transparenz, z. B. bei synthetischen ETFs, die Derivate nutzen.
  • Heute: Durch Regulierungen wie MiFID II in der EU ist die Transparenz gestiegen. Anleger erhalten detailliertere Informationen über Kosten, Risiken und die Replikationsmethode (physisch oder synthetisch). Synthetische ETFs sind seltener geworden, da physische Replikation (direktes Halten der Indexwerte) bevorzugt wird.

7. Zugang und Digitalisierung

  • Um 2010: ETFs waren vor allem über Banken oder traditionelle Broker zugänglich. Die Auswahl war oft auf große Anbieter wie iShares, Lyxor oder db x-trackers beschränkt.
  • Heute: Die Digitalisierung hat den Zugang erleichtert. Neobroker wie Trade Republic oder Scalable Capital bieten provisionsfreie oder kostengünstige ETF-Sparpläne an. Zudem gibt es mehr Anbieter und neue Akteure wie Invesco, Amundi oder Vanguard, die den Markt beleben.

8. Leveraged und Inverse ETFs

  • Um 2010: Leveraged (hebelnde) und inverse ETFs (die auf fallende Kurse setzen) waren vorhanden, aber weniger populär und oft riskant für Privatanleger.
  • Heute: Diese Produkte sind weiter verbreitet, aber es gibt strengere Warnhinweise und Einschränkungen, da sie für kurzfristige Spekulationen gedacht sind und bei längerfristigem Halten hohe Verluste verursachen können.
    Aus meiner Sicht zumindest eine weitere Methode, um sich entweder abzusichern oder auf einen mutmaßlich starken Trend zu setzen. Auch hier müssen die etwas höheren Kosten im Blick behalten werden.

9. Globale Trends und Regionalisierung

  • Um 2010: Viele ETFs konzentrierten sich auf westliche Märkte (USA, Europa, Japan).
  • Heute: Es gibt mehr ETFs, die Schwellenländer, spezifische Regionen (z. B. Asien ex-Japan, Afrika) oder globale Megatrends (z. B. Digitalisierung, Demografie) abdecken. Dies spiegelt die Globalisierung der Märkte wider.
Die Veränderung der Aktien-ETF seit 2010

Aktien-ETF sind heute einem breiten Publikum auf sehr verschiedene Weise zugänglich.

Haben die Veränderungen bei den ETF auch zu einer insgesamt höheren Rendite geführt?

Im Vergleich zu 2010 sind ETFs heute vielfältiger, kostengünstiger und stärker auf spezifische Anlegerbedürfnisse zugeschnitten. Nachhaltigkeit, Smart Beta und aktiv gemanagte ETFs haben an Bedeutung gewonnen, während die Digitalisierung und strengere Regulierung den Zugang und die Transparenz verbessert haben. Dennoch bleibt die Kernidee – kostengünstige, passive Indexanlagen – unverändert, wobei die strategischen und inhaltlichen Möglichkeiten deutlich erweitert wurden.

Die Veränderungen der letzten Jahre haben den Anlageerfolg für Privatanleger potenziell verbessert, vor allem durch geringere Kosten und mehr Flexibilität. Allerdings bringen spezialisierte und ESG-ETFs keinen klaren Renditevorteil, sondern eher eine Möglichkeit, persönliche Werte oder Überzeugungen in die Anlagestrategie einzubringen. Für das „gute Bauchgefühl“ spielen ESG-ETFs eine große Rolle, aber ihre Rendite hängt von der Qualität der Umsetzung und den Marktbedingungen ab. Breit gestreute, kostengünstige ETFs bleiben für die meisten Privatanleger die sicherste Wahl für langfristigen Vermögensaufbau. Branchen-Wetten wie KI oder Länder-/Regionen-Wetten würde ich weiterhin nur als Akzentuierung eines bereits soliden Vermögens-Depots nutzen.


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