Arbeitswelt 2035: Zwei Szenarien – Eines macht Angst!

Die Frage, ob Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik eines Tages unseren Job übernehmen wird, bewegt uns alle. Anstatt menschliche Experten, Ökonomen oder Tech-Visionäre zu befragen, habe ich den Spieß umgedreht und die Frage direkt an die Quelle gerichtet: an vier der prominentesten KI-Modelle unserer Zeit – Grok 4, Claude, GPT-5 und Gemini.

Ich habe vier führende KIs zur Zukunft der Arbeit befragt 

Ihre Antworten, hier zu fünf Kernthesen synthetisiert, enthüllen eine bemerkenswerte Eigendynamik und ein Bewusstsein für die Kluft zwischen öffentlicher Darstellung und interner Planung. Sie zeichnen ein deutlich komplexeres und beunruhigenderes Bild, als es die öffentliche Debatte oft vermuten lässt.

1. Die „Beruhigungspille“: Sind offizielle Prognosen nur PR?

In der Debatte um die Zukunft der Arbeit gibt es zwei große Lager. Lager 1 argumentiert, KI werde den Menschen primär unterstützen und mehr als 50 % der Arbeitsplätze erhalten. Lager 2 prognostiziert einen radikalen Umbruch, bei dem 90 bis 95 % aller Jobs durch KI und Roboter ersetzt werden.

Eine der provokantesten Thesen, die von den KIs selbst aufgeworfen wird, ist, dass die optimistischen Prognosen von Lager 1 oft wie „Beruhigungspillen“ für die Öffentlichkeit wirken. Grok bezeichnet diese Vermutung als „absolut plausibel“. Er verweist auf den scharfen Kontrast zwischen optimistischen, für die Öffentlichkeit bestimmten Umfragen unter Experten (wie von Pew Research), die möglicherweise eine Panik vermeiden wollen, und den weitaus aggressiveren, internen Prognosen von Unternehmen wie Goldman Sachs, die von einer Automatisierung von 30 % der Arbeitsstunden bis 2030 ausgehen.

Grok fasst den Verdacht prägnant zusammen:

Es fühlt sich an wie eine PR-Strategie: „KI schafft Jobs!“ – aber oft ohne klare Belege für die Qualität dieser neuen Rollen.

Diese Diskrepanz legt eine kalkulierte öffentliche Erzählung nahe, die bewusst von der internen strategischen Planung abweicht, und zwingt uns zu der Frage, wem diese optimistische Darstellung nützt.

2. Der Zeitfaktor ist alles: Warum 2040 der Wendepunkt sein könnte

Die KIs liefern keine einzelne, statische Prognose. Stattdessen verschiebt sich ihre Einschätzung dramatisch, wenn man den Zeithorizont von 2035 auf 2040 erweitert.

Grok liefert hier das klarste Beispiel: Für das Jahr 2035 schätzt er die Wahrscheinlichkeit für das gemäßigte Lager 1 auf 60 %. Nur fünf Jahre später, für 2040, kippt seine Prognose komplett: Die Wahrscheinlichkeit für das radikale Lager 2 (nahezu vollständiger Job-Ersatz) steigt auf 60 %. Auch GPT-5 sieht eine ähnliche Verschiebung. Die Wahrscheinlichkeit für Lager 1 sinkt in seinen Schätzungen von 75–80 % (2035) auf 60–65 % (2040).

Der Grund für diesen Wandel ist ein erwarteter technologischer Durchbruch: die Ankunft von Künstlicher Allgemeiner Intelligenz (AGI) – der Fähigkeit von KI, alles zu übernehmen, was Menschen können. Dies wäre laut den KIs der entscheidende „Tipping Point“, der die Spielregeln auf dem Arbeitsmarkt fundamental verändern würde. Nicht vergessen sollte man, dass derzeit Konsens ist, eine AGI um das Jahr 2030 herum aktiv ist. Dann wären wir bereits am „Tipping Point“

3. Konzern-Realität vs. Makro-Theorie: Der aggressive Plan der Tech-Giganten

Ein weiterer alarmierender Punkt ist der Widerspruch zwischen den Plänen einzelner Großkonzerne und den gesamtwirtschaftlichen Prognosen von Institutionen. Während letztere oft einen langsamen Wandel vorhersagen, planen die Technologieführer intern bereits eine radikale Transformation.

Dazu gab es in jüngster Zeit einige konkrete Beispiele:

  • Amazon: Plant (22.10.2025) bis 2033 über 600.000 Jobs allein in den USA durch Roboter zu ersetzen, was mehr als der Hälfte der dortigen Belegschaft entspricht.
  • Softbank: Prognostiziert (Juli 2025), dass bis 2030 zwischen 50 % und 70 % der manuellen und repetitiven Jobs in Asien (und global) durch KI-gesteuerte Roboter verschwinden könnten.

Diese aggressiven Zahlen stehen im krassen Gegensatz zu Makro-Analysen wie jener des World Economic Forum (WEF), das für den Zeitraum bis 2025 noch einen Nettozuwachs von 12 Millionen Arbeitsplätzen voraussagte (basierend auf 85 Millionen wegfallenden und 97 Millionen neu entstehenden Jobs). Diese Diskrepanz legt nahe, dass die wahre Geschwindigkeit der Transformation nicht in öffentlichen Berichten, sondern in den internen Roadmaps der Tech-Giganten zu finden ist. Die Akteure, die die Technologie bauen, agieren nach einem aggressiveren Zeitplan als die Institutionen, die sie beobachten.

4. Die Bremse: Warum die physische Welt die KI ausbremst

Trotz der rasanten Entwicklung gibt es einen wichtigen Gegenpunkt, der eine sofortige, vollständige Automatisierung verhindert. Sowohl Claude als auch GPT-5 betonen, dass die physische Robotik der reinen KI-Software technologisch hinterherhinkt.

Die KIs fassen die zentralen Hürden zusammen:

  • „Embodied AI“: Die Verankerung von KI in einem physischen Körper, der mit der realen Welt interagiert, ist exponentiell schwieriger als reine Software-Aufgaben (Claude).
  • Ökonomische Trägheit: Enorme Kapitalkosten für Roboter, regulatorische Hürden und die Notwendigkeit, bestehende Infrastruktur zu ersetzen, verlangsamen die flächendeckende Implementierung (Claude, GPT-5).
  • Komplexität von Jobs: Viele Berufe sind ein komplexer Mix aus verschiedenen Aufgaben, die soziale Interaktion und kontextuelles Verständnis erfordern. Diese lassen sich nur schwer standardisieren und somit nicht einfach komplett ersetzen (GPT-5).

Die Gesetze der Physik und der Ökonomie wirken also als wichtige Bremsklötze für die KI-Revolution.

5. Das überraschende Urteil: Nicht einmal die KIs sind sich einig

Trotz aller Analysen gibt es keine einheitliche Antwort. Die vielleicht überraschendste Erkenntnis ist, dass die Prognosen der KIs selbst deutlich voneinander abweichen. Besonders deutlich wird dies bei der Frage, wie wahrscheinlich das radikale Szenario bis zum Jahr 2040 ist.

KI-Modell

Wahrscheinlichkeit für radikales Szenario (Lager 2) bis 2040

Grok 4

60%

Gemini

60% („hohe Wahrscheinlichkeit“)

Claude

10-20%

GPT-5

10-15%

Die Tabelle zeigt zwei klare Lager unter den KIs. Grok und Gemini sind deutlich pessimistischer (oder realistischer, je nach Perspektive). Claude und GPT-5 hingegen, die die Bremswirkung der physischen Welt und ökonomischer Trägheit stärker gewichten, halten einen radikalen Umbruch bis 2040 für deutlich unwahrscheinlicher. Was in der Tabelle nicht zu sehen ist, GPT5 geht für Szenario 1 auf 60 bis 65% zurück (von 75 bis 80% im Jahr 2035). Diese Uneinigkeit unterstreicht die enorme Unsicherheit, die diesen Wandel begleitet.

Siehe auch das VideoArbeitslos durch KI – Die Schock Prognose für 2035auf meinem YouTube-Kanal KI & Kapital.

Fazit: Zwischen Anpassung und Disruption

Die Analyse der vier KIs offenbart eine zentrale Spannung: Der exponentielle Fortschritt der KI-Technologie trifft auf die Trägheit der realen Welt. Das Ergebnis ist keine simple Prognose, sondern ein Rennen: Können die gesellschaftlichen „Bremsklötze“ – Regulierung, Ökonomie und die Gesetze der Physik – sich schnell genug anpassen, bevor der technologische „Tipping Point“ durch AGI erreicht wird?

Am Ende bleibt eine entscheidende Frage, die uns alle angeht: Ist der entscheidende Faktor nicht ob, sondern wie schnell die Veränderung kommt? Und bereiten wir uns auf das richtige Szenario vor – die schrittweise Anpassung oder den radikalen Umbruch?



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3 Antworten

  1. Dirk sagt:

    Die entscheidende Frage wird sein: wer kauft die Produkte der KI, wenn alle arbeitslos sind und kein Geld mehr haben? Spätestens, wenn diese Frage ernsthaft in die Prognose einbezogen wird, ist der Hype um die KI Makulatur.

    • LarsHattwig sagt:

      Das wird eine der größten Fragen sein. Es gibt bereits Gedankenspiele einer „Post-Arbeitsgesellschaft“. Grundeinkommen, negative Einkommenssteuer oder „KI-Steuer“ werden u.a. genannt.
      Neben der reinen Finanzierung wäre die Herausforderung, dass man die Menschen und Freiheit und Würde leben lässt, also die Auszahlung und Höhe der Gelder nicht z.B. an politischer oder ideologischer Gesinnung knüpft.

      • Dirk sagt:

        Darüber ließe sich trefflich philosophieren. Ich prophezeie: Das wird nicht (nie) funktionieren. Ich bewundere Sie für den Optimismus, den Sie im zweiten Teil der Antwort formulieren. Ich kann ihn nur leider nicht teilen.

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