Aktien oder Aktien-ETFs oder beides?
Aktien oder Aktien-ETFs oder sogar beides? Eine Frage, die nicht nur mir häufiger gestellt wird, sondern auch im Social Media immer wieder auftaucht. Nicht nur, dass die jeweiligen Anhänger beider „Lager“ meist vehement davon überzeugt sind, ihren gewählten Weg als den richtigen zu verteidigen. Nur eher wenige sagen offen, dass mehrere Wege möglich seien und ihre Vorzüge hätten. Gleich vorweg der Hinweis, dass es hier kein richtig oder falsch gibt, sonders es immer von persönlichen Umständen und Vorlieben abhängt. Um dennoch Antworten auf diese Frage zu bekommen, sollten wir uns die jeweiligen Argumente für den Erwerb von Aktien und Aktien-ETFs einmal anschauen.
Vorteile bei Aktien-ETFs
Der Vorteil bei ETFs ist die Abbildung von Indizes, die einen gesamten Markt abdecken (sogenanntes Indexing bzw. passiv Investieren) oder aus anderen Gründen sehr viele Einzel-Titel im ETF Portfolio abgebildet sind. So gibt es ETFs, die durchaus hundert oder sogar mehrere hundert Einzel-Titel aufgenommen haben. Als Beispiel seien die Welt-Aktien-Indizes MSCI World und MSCI ACWI genannt.
Ein weiterer Vorteil ist, dass man sich nicht groß um das eigene Investment kümmern muss. Denn sollte sich im Index etwas ändern oder ein Einzel-Titel nicht mehr zur vorgesehenen Strategie passen oder nicht mehr die geforderten Kriterien erfüllen, wird er gegen einen anderen Titel ausgetauscht.
Zudem ist die Gefahr eines Totalverlustes ist bei einem ETF nahezu ausgeschlossen, während ein Einzel-Titel durchaus den Wert 0 erreichen kann.
Mit einem ETF erspart man sich steuerlichen Aufwand, der bei einigen Ländern auftritt (siehe Nachteile Aktien).
Es gibt bereits Sparpläne ab 50 Euro, vereinzelt schon ab 25 Euro. Daher sind Aktien-ETFs gerade für Einsteiger gut zu verwenden oder für diejenigen, die sich absehbar nicht so furchtbar viel um ihre Investments kümmern möchten. In der Artikelserie „Aktien-ETFs aus aller Welt“ erfahren Sie mehr über regionale und globale Aktien-ETFs.
Nachteile bei Aktien-ETFs
Nachteilig beim ETF, man sollte wirklich schauen, was konkret dort für Titel enthalten sind. Sind zum Beispiel bei einem ETF mit Dividenden-Aristokraten wirklich ausschließlich Aktien enthalten, deren Dividenden in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich angestiegen sind? Oder sind dort auch Titel dabei, deren Dividendenerträge in den letzten Jahren stagnierten?
Bei zu wenig Anleger-Interesse sind im ETF nur geringe Geldvolumen enthalten. Es könnte sein, dass sich bei zu geringem Anlagevolumen der ETF für den Emittent nicht mehr lohnt und dieser aufgelöst wird. In einer schwachen Marktphase werden die ETFs in diesem Fall zu dem aktuell gültigen niedrigen Preis liquidiert und man macht als Anleger Verluste.
Ein weiterer Nachteil bei ETFs ist die teilweise komplizierte Besteuerung, die jedoch mit der Steuerreform bei Investmentfonds 2018 vereinfacht wird.
Aktien-ETFs sind zwar sehr preisgünstig, jedoch kosten diese über die Jahre betrachtet dennoch einige Gebühren, die ich im Artikel „ab welchem Vermögen sind Aktien die bessere Wahl gegenüber Aktien-ETFs“ überschlagen habe.
Vorteile bei Aktien
Die Vorteile bei Einzel-Titeln sind zum einen keine laufenden Gebühren. Eine Aktie, die man in das eigene Depot gekauft hat, kostet anschließend keinen weiteren Cent (ein kostenloses Depot vorausgesetzt). Ein ETF kostet zumindest noch einen kleinen Prozentanteil jährlich.
Bei Einzel-Titeln kann ein Investor seine eigene konkrete Auswahl treffen und ist nicht darauf angewiesen, welche Titel der ETF einem anbietet. Das gleiche gilt bei der Gewichtung von Einzel-Titeln. Oft sind die Aktien nach Marktkapitalisierung gewichtet. Nun könnte es aber sein, dass ein Anleger die Gewichtung in irgend einer Weise alternativ gestalten möchte.
Zudem besteht keine Abhängigkeit von den Interessen des ETF-Anbieters. Dazu zählen eine Schließung oder eine Änderung der abgebildeten Werte. Es kam in der Vergangenheit zum Beispiel vor, dass ein ausschüttender ETF zu einem Thesaurierer wurde.
Bei Investitionen in Einzel-Aktien taucht man automatisch tiefer in die Themen Bilanzen und „wie funktioniert Wirtschaft eigentlich?“ ein. Ein Beispiel, auf welche Weise die Auswahl von Aktien erfolgreich geschehen kann, wende ich schon seit einigen Jahren bei der quantitativen Analyse der profitablen Unternehmen an.
Nachteile bei Aktien
Nachteilig bei Aktien ist sicher der größere Zeitaufwand, den man im Vergleich zu ETFs hat. Denn man muss schon regelmäßig überprüfen, ob vielleicht ein Unternehmen dabei ist, welches in Schwierigkeiten geraten ist und muss entsprechend handeln. Zudem muss man als Anleger ständig up-to-date sein, wenn es darum geht aussichtsreiche Kandidaten zu finden.
Welche der rund 36.000 weltweiten Aktien wählt ein Anleger denn nun aus? Wer keine richtige Strategie hat, sondern nach Bauchentscheidungen börsennotierte Unternehmensbeteiligungen auswählt oder weil in Foren, Blogs oder Facebook-Gruppen eine Aktien „empfohlen“ wurde, wird mit recht hoher Wahrscheinlichkeit unterhalb der durchschnittlichen Marktrendite bleiben. Aber diese sollte das Minimalziel für ein Aktien-Depot sein.
Auch bei Aktien gibt es steuerliche Hürden. Während ferne Länder wie die USA, China oder Australien für deutsche Anleger im Standardfall steuerfreundlich sind (sieht man von Spezialfälle wie den Master Limited Partnership Unternehmen einmal ab), fallen gerade nahe Länder wie Frankreich, Schweiz oder Spanien durch eine anlegerunfreundliche Politik der ausländischen Quellensteuer auf.
Warum nicht Aktien und Aktien-ETFs kombinieren?
Wenn Investments in Aktien und Aktien-ETFs jeweils Vor- und Nachteile aufweisen, gibt es dann nicht einen Weg beide Vorteile zu kombinieren?
Ja den gibt es, sogar mehrere Wege. Bei einem Depot aus Aktien kann für eine bestimmte Branche oder Region ein Aktien-ETFs eine gute Ergänzung sein, wenn man keine Aktienauswahl treffen kann oder mag. Bei mir ist es so, dass mein Kern-Portfolio aus Index-ETFs besteht, welches dann noch durch Strategie-ETFs ergänzt wurde und zusätzlich halte ich noch bestimmte Aktien als Einzel-Titel. Dabei gilt es aufzupassen, dass nicht einige Aktien zu großes Gewicht im eigenen Depot erhalten. Zum Beispiel ist derzeit Apple die größte Postionen in den Welt-Aktien-Indizes und auch in den US-Indizes. Das heißt, Apple muss man nicht unbedingt auch noch einzelnen im Depot haben, um nicht gegen die Regeln des Money-Managements zu verstoßen.
Fazit
Nun kommen wir zurück zur Ausgangsfrage. Wer vorhat sich lediglich 20 bis 25 Dividenden-Aristokraten ins eigene Depot zu holen, der kann dies durchaus mit Einzel-Titeln tun. Wenn es aber mehr als 50 Aktien werden, dann sollte man sich vorher fragen, ob man Spaß daran hat sich um sein Depot zu kümmern. Denn es wird im Laufe der Zeit immer wieder gute Gründe geben, sich von dem einen oder anderen Titel zu trennen. Dazu benötigt man nicht nur festgelegte Verkaufsregeln bei Aktien, sondern es bedarf einer regelmäßigen Kontrolle.
Wer dagegen sagt: „Ich möchte mir ein Investment ins Depot holen, was alles für mich erledigt und regelmäßig Dividenden zahlt ohne etwas dafür tun zu müssen“, der ist mit einem ETF wahrscheinlich besser beraten.
Bei allen Pro- und Contra-Argumenten, letztendlich sollte man sich nicht selbst beschummeln und prüfen, ob das eigene Depot keine auffallende Underperfomance aufweist. In erster Näherung dient hier der Vergleich mit dem MSCI ACWI. Wessen Depot dauerhaft mit dem Welt-Aktien-Index mithalten kann, macht schon vieles richtig und hebt sich damit aus der großen Masse der Anleger heraus, die dies nicht schaffen.
Jetzt sind Sie dran 🙂 Welche Investments nutzen Sie, um die Anlageklasse Aktien mit im Depot zu haben? Und aus welchem Grund ist Ihre Entscheidung so ausgefallen?
- Sie wollen grundsätzlich mehr aus Ihrem Geld machen?
- Die Zeiten einer knappen Kasse soll bei Ihnen der Vergangenheit angehören?
- Ihr Geld soll endlich einmal hart für Sie arbeiten?
- Sie möchten langfristig Vermögen aufbauen?
- Sie möchten mehr zu passivem Einkommen erfahren?
- Sie möchten sich über den aktuellen Status der Aktienmärkte informieren?
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Hallo Lars,
das leidige Thema: Was ist besser? Aktiv oder Passiv investieren?
Ich bin auch überzeugter „Paktivist“ und investiere sowohl aktiv in Einzelwerte als auch passiv in ein ETF-Portfolio. Für einen bestimmten Anteil am Vermögen ist für mich die passive Strategie ideal. Ich will damit nicht besser oder schlechter sein als der Markt. Punkt.
Ein weitaus größerer Anteil wird jedoch aktiv in Einzelwerte investiert, bei welchen ich mir persönlich bessere Wachstumschancen erhoffe als der Markt hergibt. Außerdem ist, wie du bereits erläutert hast, der Gebührenaspekt nicht von der Hand zu weisen. Vor allem wenn man vor hat die Einzelwerte langfristig nach dem Buy-and-Hold-Prinzip zu halten.
Beste Grüße
Daniel
Hallo zusammen,
am Anfang war ich rein passiv ausgerichtet und hatte sowohl Investmentfonds als auch Etfs aus Branchen die mich interessierten.
Allerdings stellte ich mit der Zeit fest, das es keinen Fond oder Etf gibt, der so investiert, das ich voll und ganz dahinter stehe.
Deshalb habe ich alle Fonds und Etfs auszahlen lassen und bin seitdem komplett in Einzelaktien gegangen.
Hier liegt der Hauptfocus auf Dividendenaktien, aber auch ein geringer Anteil auf Risikoreichere Spekulationen wo ich gerne Hebel, Call und Puts verwende.
Mein Depot besteht aus exakt 42 Dividendenaktien die ich nicht mehr abrühre (Buy and Hold) und hab noch circa je nach Chancen bis zu 10 Aktien mit denen ich Zocke.
Und ja ein reines Aktiendepot brauch Zeit. Aber da dies auch meine größte Leidenschaft, ja schon fast ein Hobby ist, ist mir der Zeitaufwand egal.
Vielen Dank für die interessanten Kommentare darüber wie Ihr in Aktien investiert.
Börse, Aktien und Geldanlage sollten zum Hobby geworden sein, um zum größeren Teil auch in Einzel-Titel zu investieren. Das ist vielleicht ein guter Indikator dafür, und wer sich nur gelegentlich mit diesem Thema beschäftigen möchte, sollte besser Einzel-Aktien meiden.
Hallo Lars,
so sehe ich das auch. Wichtig ist zunächst, dass man langfristig in renditestarke Anlageklassen investiert. ETFs, Fonds und Einzelwerte sind dazu die Werkzeuge, die es richtig einzusetzen gilt – je nach Wissen und persönlichem Zeitbudget. Persönlich decke ich meinen US-Anteil im Depot über Einzelaktien ab, weil der Markt sehr liquide und transparent ist bei niedrigen Investitionskosten und wenig nachgelagertem Verwaltungsaufwand für deutsche Anleger wie mich. Für kompliziertere Märkte wie die EM nutze ich aber ETFs. Da sind die Anbieter selbiger beim Investieren effizienter. Dass mir vielleicht nicht jeder Einzelwert bei genauerer Recherche gefällt und ein paar unnötige Trades im ETF nehme ich dafür in Kauf.