Technische Analyse – sollten Aktien-ETF für die Langfristanlage dennoch im Portfolio bleiben?

Neulich stellte mir ein Kunde im Gespräch die Frage, ob man trotz der Flexibilität der Technischen Analyse, mit der man rasch auf aktuelle Marktentwicklungen reagieren könne, dennoch Aktien-ETF für die Langfristanlage halten sollte?

Diese Frage fand ich interessant und wichtig zugleich, und sie hat mich zum Erstellen dieses Blog-Artikels inspiriert.

Aus meiner Erfahrung gibt es beide extreme Seiten, einmal diejenigen, die mit einem Portfolio aus Aktien-ETF (und möglichen anderen Anlageklassen), permanent auf der Long-Seite positioniert sind und einfach die in der Historie durchschnittlich erzielten 8% p.a. Rendite mitnehmen wollen. Auch in Bärenmärkten wie 2022 bleiben sie inaktiv und sitzen die Kursverluste aus. Dabei nehmen sie in Kauf, dass ihr gesamtes Anlagevermögen in dieser Zeit auch mal 10 bis 20% (bei geringer Diversifizierung auch noch mehr) schrumpfen kann.

Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die einen größeren Cashbetrag, teilweise schon ab einem oberen fünfstelligen, häufig aber unteren bis mittleren sechsstelligen Betrag verfügbar haben und einen Teil dieses Geldes bei Gelegenheiten für einige Tage oder Wochen in den Markt bringen. Persönlich sind mir Trader bekannt, die in solchen Situationen durchaus 70 bis 80% der verfügbaren Liquidität nutzen. Natürlich sollten diese Trades dann möglichst oft aufgehen, da sonst in kurzer Zeit durchaus beachtliche Verluste möglich sind. Hier wird auch schon deutlich, dass man für dieses Vorgehen bereits eine Menge Wissen und Erfahrung mit dem Trading am Kapitalmarkt verfügbar haben sollte. Andernfalls radieren die unvermeidlichen Verluste beim Trading den Kapitalstock mehr oder weniger flott aus.

Langfristiges Investieren via Aktien-ETF

Hier zur Erinnerung noch einmal einige Eigenschaften des langfristigen Investieren mit Aktien-ETF (buy-and-hold).

  • Breite Diversifikation:

Aktien-ETFs bieten Zugang zu einem breiten Portfolio von Aktien, was eine effektive Diversifikation ermöglicht. Investoren sind nicht auf die Performance einzelner Unternehmen beschränkt, sondern partizipieren am Erfolg des gesamten Marktes oder spezifischer Branchen.

  • Langfristiges Wachstumspotenzial:

Historisch gesehen haben die Aktienmärkte langfristig Wachstum gezeigt und im langjährigen Durchschnitt 8% p.a. Rendite gebracht. Mit einem langfristigen Anlagehorizont können Investoren von den positiven Trends und Zyklen profitieren, die sich über Jahre erstrecken.

  • Einfache Handhabung:

Der Kauf und Verkauf von ETFs ist einfach und kostengünstig. Sie können an der Börse wie eine einzelne Aktie gehandelt werden, was Liquidität und Flexibilität bietet.

  • Dividenden und Reinvestition:

Viele Aktien-ETFs schütten Dividenden aus. Langfristige Anleger können diese Erträge nutzen, um zusätzliche Anteile zu kaufen, was den sogenannten Zinseszinseffekt verstärkt.

  • Marktunsicherheit:

Wirtschaftliche Unsicherheiten oder Krisen können zu Marktschwankungen führen. Langfristige Anleger müssen bereit sein, kurzfristige Turbulenzen auszusitzen und an ihrer langfristigen Strategie festzuhalten.

  • Passiver Ansatz:

ETFs verfolgen einen passiven Investmentansatz und reproduzieren einen Index. Das bedeutet, dass sie nicht aktiv zwischen verschiedenen Vermögenswerten umschichten können, um sich an sich ändernde Marktbedingungen anzupassen.

  • Dividendenveränderungen:

Dividendenrenditen können schwanken, und einige ETFs legen mehr Wert auf Kursgewinne als auf Dividendenerträge. Dies kann für Anleger, die auf stabile Dividendenzahlungen angewiesen sind, eine Herausforderung darstellen.

 

Das kurz- und mittelfristige Trading mit Technischer Analyse

Kommen wir zu einigen Eigenschaften des kurz- und mittelfristigen Tradings mithilfe der Technischen Analyse.

  • Schnelle Gewinnmöglichkeiten:

Kurzfristiges Trading ermöglicht es, in kurzer Zeit von kleinen Kursbewegungen zu profitieren. Dies kann zu schnellen Gewinnen führen, wenn die Marktbewegungen in die gewünschte Richtung gehen.

  • Technische Muster sind häufiger:

Kurzfristige Charts weisen häufiger technische Muster auf, was es Tradern ermöglicht, auf wiederkehrende Handelsgelegenheiten zu reagieren.

  • Mehr Flexibilität als langfristiges Investieren:

Im Vergleich zum langfristigen Investieren erlaubt das kurz- und mittelfristige Trading eine gewisse Flexibilität, um auf sich ändernde Marktbedingungen zu reagieren. Generell kann sowohl bei Aufwärts- als auch Abwärtstrends ein Gewinn erzielt werden. Das ist ein entscheidender Unterschied zum Buy-and-Hold, was nur bei steigenden Kursentwicklungen profitiert.

  • Chance auf eine höhere Rendite als sie der Gesamtmarkt bietet.

Mit dem entsprechendem Know-how und Erfahrung sind durchaus auch deutlich höhere Renditen möglich als der Gesamtmarkt sie bietet. Selbst in Bärenmärkten wie 2000 bis 2002 und 2022 lassen sich Verluste im Vergleich zu den bekannten Aktienindizes deutlich verringern oder ein schwaches Börsenjahr mit einer positiven Rendite abschließen. Mehr dazu im früheren Artikel: Welche Rendite bei Aktien ist mit aktivem Management zu erzielen?

  • höhere Handelskosten möglich

Kurzfristiges Trading kann mit höheren Handelskosten verbunden sein, da häufiger gehandelt wird und die Kosten für Spreads und Provisionen sich summieren können.

  • Emotionale Belastung:

Schnelle Preisbewegungen erfordern schnelle Entscheidungen. Das kann emotional belastend sein und zu überhasteten oder irrationale Handelsentscheidungen führen.
Auch beim langfristiges Investieren kann psychischer Stress auftreten, insbesondere wenn lange Abwärtsphasen am Aktienmarkt nicht enden wollen.

Warum nicht eine Kombination aus beidem?

In der Passiver Geldfluss Academy stelle ich das langfristige Investieren mit globalen Aktienindizes als Kern eines Vermögensportfolios vor. Um dieses Kern-Portfolio befinden sich mehrere Satelliten, die das Kernportfolio ergänzen. Zu den Satelliten gehören bestimmte Akzentuierungen von Branchen innerhalb der Anlageklasse Aktien oder eben ganz andere Anlageklassen oder andere Verfahren. Das Positionstrading kann solch ein Satellit sein. Die Größe der Satelliten und des Kerns hängt von den individuellen Vorlieben ab. Die beiden Extreme hatte ich zu Beginn dieses Blog-Artikels als Eckwerte genannt.

Es gibt aber auch einen aktuellen Grund, warum es für viele Anleger und Trader ratsam ist, zu einem gewissen Anteil dauerhaft auf der long-Seite positioniert zu sein. Der Markt klingelt nicht unbedingt vor einem größeren Anstieg bei Aktien, selbst wenn man mit Hilfe der Technischen Analyse zumindest einige „Klingelsignale“ vor einem größeren Anstieg oder Abverkauf erkennen kann. Es war zum Monatswechsel Oktober/November 2023 gar nicht einmal der Richtungswechsel bei Aktien so überraschend. Was weltweit viele Marktteilnehmer (mich eingeschlossen) aber überrascht hat, ist die Direktheit und das Tempo, mit denen wir innerhalb von wenigen Wochen Richtung Allzeithochs oder sogar darüber hinaus angestiegen sind.

Technische Analyse - sollten Aktien-ETF für die Langfristanlage dennoch im Portfolio bleiben?

Der DAX zeigt von Ende Oktober bis Mitte Dezember eine Rally ohne nennenswerte Pausen.

Schauen wir uns dazu als Beispiel den DAX an. Von Ende Oktober bis Mitte Dezember 2023 gab es einen Kursanstieg von 2.406 Indexpunkten, was 16,5% entspricht. Das Besondere ist die Geradlinigkeit des Anstiegs. Als Trader ist man darauf angewiesen eine Stop-Loss-Order an einer „vernünftigen“ Stelle zu positionieren. Typischerweise nutzt man dazu zwischenzeitliche Bewegungstiefs in kurzen Konsolidierungsphasen. Diese gab es aber praktisch während des gesamten Anstiegs nicht. Wer nun ohne einen gewissen Anteil von „buy-and-hold“ im Portfolio in dieser Aufwärtsbewegung nicht rechtzeitig reinkam, musste einen Großteil des Kursanstieges von der Seitenlinie mitverfolgen. Wenn ein Index solch ein Verhalten wie der DAX zeigt, dann gibt es auch etliche Aktien, die ähnlich rasant angestiegen sind.

Natürlich gäbe es grundsätzlich Möglichkeiten, selbst von einer überraschenden und der schnellen Aufwärtsbewegung zu partizipieren, zum Beispiel mit Stop-Buy-Order im Markt. Allerdings ist hier schon eine gewisse Aktivität und auch ein sehr akkurates Vorgehen notwendig.

Als Fazit bevorzuge ich die Kombination aus beiden Welten. Wer mit dem aktiveren Handel beginnt, kann diesem zunächst nur 5% oder 10% Anteil seines gesamten Portfolios einräumen. Je nach Erfolgen ließe sich dieser Anteil zu einem späteren Zeitpunkt entsprechend steigern.

So wie hier beschrieben, gehe ich analog im Wikifolio ARMANE Strategien vor. Derzeit beträgt der „Buy-and-Hold“-Anteil bis zu 50%, während der andere Teil des Wikifolios flexibel auf die Marktentwicklung reagieren kann.



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Das Wikifolio ARMANE Strategien mit mehreren Investment- und Anlagestrategien kombiniert. Regelmäßige Aktivität der Aktien- und ETF-Auswahl je nach Börsenwetterlage.
Der Status des Wikifolio und weitere Handelssignale werden auch im Newsletter besprochen, der etwa einmal monatlich erscheint.

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