Die Finanzkrise war eine beeindruckende Erfolgsstory für damals entschlossene Privatanleger

Vor zehn Jahren fand die Finanzkrise statt, eine der schlimmsten Wirtschaftskrisen der letzten 150 Jahre. Sie war eine Folge eines spekulativ aufgeblähten Immobilienmarktes in den USA (Immobilienblase), was sich anschließend in Verlusten und Insolvenzen in der Finanzbranche bemerkbar machte. Einer der Höhepunkte war die Insolvenz der US-amerikanischen Großbank Lehman Brothers am 15. September 2008. In diesem Artikel sind Hintergründe und Abläufe der Finanzkrise zusammengefasst. Zudem ein kurzes Video über einige Höhepunkte der Ereignisse im September und Oktober 2008.

Persönlich kann ich mich noch gut an den Herbst 2008 erinnern. Damals verbrachte ich einige Urlaubstage auf Ibiza und konnte die Ereignisse zumindest vorübergehend mit einem gewissen Abstand verfolgen. Tägliche Verluste von 5 bis 8% im DAX oder Dow Jones waren an der Tagesordnung und Kursverluste von 1 bis 2% im DAX wurden hingegen als gute Börsentage tituliert. Praktisch täglich gab es eine Sondersendung im Fernsehen (Live-Videos und andere Informationen, die wir heute vorwiegend über das Internet verfolgen, waren damals noch in den Kinderschuhen), wie dramatisch die Lage ist, was jetzt noch alles Schlimmes passieren wird und (natürlich) die Schuldfrage wurde diskutiert.

Aktien zu kaufen befand sich in der Beliebtheitsskala weit hinter Zahnschmerzen und Fußpilz. In den Medien ging nach der Pleite von Lehman Brothers tagelang die Frage umher, welche Bank in Deutschland morgen nicht mehr öffnen würde. Dennoch war die Finanzkrise eine historische Chance für Privatanleger. Es war wie ein Räumungsverkauf und Sommerschlussverkauf gleichzeitig. Qualitätsaktien und Aktien-Indizes wurden zu Schnäppchenpreisen verramscht.

Hier nur einige Beispiele für den Preis im Herbst 2008 und Winter 2008/2009:

  • Amazon: 35 Euro
  • Allianz: 50 Euro
  • Microsoft: 15 Euro
  • Apple: 10 Euro
  • Altria: 16 Euro
  • BASF: 22 Euro
  • Johnson & Johnson: 55 Euro
  • BlackRock: 80 Euro

Wer dort zugegriffen hat, kann nun auf eine zehnjährige Erfolgsstory mit seinen Aktien-Investments zurückblicken, und zwar selbst, wenn man gleichzeitig auch einige Verlierer-Aktien gekauft hätte, wie deutsche Versorger (RWE und E.ON) oder beide deutsche Groß-Banken Deutsche Bank und Commerzbank. Denn der Welt-Aktienindex MSCI World hat seit der Finanzkrise bis heute um knapp 300% an Wert gewonnen.

Finanzkrise war eine beeindruckende Erfolgsstory - MSCI World von 2006 bis 2018

Der Welt-Aktienindex MSCI World in Euro und inklusive ausgezahlter Dividenden seit 2006. Der starke Rückgang zur Finanzkrise 2008/2009 ist gut am Chart zu sehen. Bildquelle: Comdirect.de

Persönlich war ich damals während der Finanzkrise voll investiert und durfte real miterleben, wie es sich anfühlt, wenn ein Aktien-Depot blutrot ist und zumindest aus der medialen Ecke keine Chance auf baldige Besserung zu vernehmen war. Es ist schon eine sehr starke emotionale Belastung, die man durchaus abends mit in den Schlaf nimmt. Schon an anderen Stellen betonte ich, dass die eigentliche Hauptursache für größere Verluste bei Wertpapieren der empfundene emotionale Schmerz eines materiellen Verlustes, dessen Ende noch nicht abzusehen ist. Das war während der Dot-com-Blase im Jahr 2000, während der Finanzkrise 2008/2009 so und es wird auch bei der nächsten größeren Börsen-Krise der Fall sein.

Selbst wenn es schwer gefallen ist, hatte ich mich damals daran erinnert, dass Zeiten eines Börsenwinters einerseits bald auch wieder vorübergehen und zum anderen besonders gute Investmentchancen bieten. Mein Problem war allerdings irgendwann, dass ich bereits sämtliche Liquidität aufgebraucht hatte und beim letzten Kursrutsch zum Beginn von 2009 fast teilnahmslos die noch besseren Chancen ungenutzt lassen musste. Das hatte mich in der Folgezeit dazu bewogen, meine Liquiditätsreserven in solchen Zeiten besser zu managen.

 

Warum traut sich die große Mehrheit der Menschen nicht oder begeht kostspielige Fehler?

Da nur 15 bis 16% der Menschen in Deutschland überhaupt in irgendeiner Weise Aktien zur Geldanlage nutzen und davon nur ein kleiner Teil die emotionale Belastung während starker Krisen aushält, um seine Wertpapiere nicht verkaufen oder sogar aufzustocken, würde ich diesen Anteil der Bevölkerung auf jeden Fall auf unter 5%, eher im Bereich 2 bis 3% schätzen.

Warum die allermeisten Geldanleger diese Chance damals nicht genutzt haben und sogar kostspielige Fehler begannen haben, liegt letztendlich an der Psyche, oder allgemeiner am Money Mindset. Denn wer bereits einiges Geld in Aktien angelegt hatte, hielt in den meisten Fällen den emotionalen Schmerz nicht aus, dass die Investments im eigenen Depot immer weiter im Preis sinken und gleichzeitig keinen Hoffnungsschimmer durch mediale Berichterstattung erhält. Irgendwann fällt dieser entnervte Anleger die Entscheidung, aus seiner Sicht lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende herbeizuführen. Er verkauft seine Aktien mit großen Verlust, damit er fortan nachts wieder schlafen kann.

Die andere Gruppe ist überhaupt nicht investiert, konsumiert die täglichen Schreckensnachrichten und denkt sich: „Zum Glück habe ich damit nichts zu tun.“ Das werden jedoch in den allermeisten Fällen auch diejenigen sein, die in der anschließenden Erholungsphase nicht den Schritt in Aktien schaffen. Das sieht dann etwa so aus, wie im ArtikelEs lassen sich immer Gründe finden, keine Aktien zu kaufen„. Passend dazu elf Äußerungen, dass es in den zehn Jahren nach der Finanzkrise zu weiteren Crash-Phasen kommen sollte. Heute wissen wird, dass es dazu nicht gekommen ist.

Finanzkrise war eine beeindruckende Erfolgsstory - elf Mal wurde vor einem weiteren Crash gewarnt, aber diese Warnungen traten real nicht ein.

Elf Mal wurde vor einem weiteren Crash gewarnt, aber diese Warnungen traten in der Realität nicht ein. Quelle: visualcapitalist.com

Was können wir aus der Finanzkrise und den nachfolgenden zehn Jahren lernen?

Die weitaus kleinste Gruppe von Privatanlegern hat den Großteil der Aktien während der Finanzkrise behalten und sogar die unglaublich günstigen Preise genutzt, um regelrecht an der Börse shoppen zu gehen. Sie wussten, dass die Welt nicht untergehen wird und nach Regen auch wieder Sonnenschein folgt. Oder wie Warren Buffett zitiert wird: „Sei gierig, wenn andere ängstlich sind„.
Natürlich ist bei einem Abwärtstrend vorher nie klar, wo genau der Tiefpunkt liegt, weshalb ich immer einen Kauf in mehreren Intervallen bzw. einen Sparplan vorschlage.

Wichtig ist beim Erstellen eines Aktien-Depots eine möglichst globale Streuung, also Diversifizierung, da einzelne Regionen oder Sektoren durchaus für etliche Jahre eine schwache Performance erzielen können. Das können regionale oder globale Aktien-ETF sein oder einzelne Aktien, wobei hier mein Vorschlag ist, sich an mindestens 20 verschiedenen Unternehmen zu beteiligen.

Hier jetzt noch einmal die sechs wichtigsten Erkenntnisse aus der Finanzkrise und den nachfolgenden Jahren in der Übersicht:

1.) Krisen bieten seltene Chancen, um ein großes Vermögen aufzubauen

Kursverluste großer Aktien-Indizes von etwa 50% innerhalb kurzer Zeit bieten enorme mittelfristige Investment-Chancen. Obwohl so viele Menschen davor Angst haben, treten diese im Durchschnitt nur selten auf. Da in den zurückliegenden 20 Jahren bereits zwei derartige Ereignisse stattfanden, wird es – rein statistisch gesehen – in den nächsten 20 Jahren keine oder nur eine derartige Chance geben. Seien Sie daher vorbereitet und vor allem nutzen Sie diese seltene Chance dann auch!

2.) Halte immer eine gewisse Höhe an Liquidität für Investment-Chancen

Obwohl ich rückblickend betrachtet während der Finanzkrise einiges richtig gemacht habe, würde ich heute mein Liquiditätsmanagement anders angehen. Zum einen halte ich seitdem eine höhere Liqiditätsreserve (mindestens 10% meines Portfolios) und zum anderen habe ich einen Plan entwickelt, um die Geldreserven im Fall eines Bärenmarktes nicht zu früh aufzubrauchen.

3.) Ein Einstieg in Tranchen reduziert das Risiko eines schlechten Investitionszeitpunktes

Sowohl für einen generellen Einsteiger als auch bei stark gefallenden Kurse würde ich niemals „all-in“ gehen, sondern die geplante Investitionssumme zeitlich strecken. Dadurch vermindert man das Risiko eine schlechten Einstiegszeitpunktes und beginnt die Investition mit einem durchschnittlichen Kaufpreis über mehrere Monate.

4.) Betrachte mit Ausdauer und Geduld einen langen Anlagehorizont

Bei meinen Ausführungen hier betrachte ich stets einen langfristigen Anlagehorizont und betreibe ein „buy and hold“ – Strategie. Das bedeutet nicht, dass ich keine vorzeitigen Ausstiegsstrategien aus Aktien habe, aber bei einem langfristigen Anlagehorizont macht sich irgendwann die Macht des Zinseszinses deutlich bemerkbar. Zudem möchte ich mit meinen Investments einen regelmäßigen Ertrag kassieren und das funktioniert nur so lange ich investiert bin.

5.) Diversifiziere auf mehrere Anlageklassen

Je mehr Zeit für die Geldanlage verfügbar ist, desto höher kann der schwankungsfreudige Aktienanteil sein. Um jedoch verschiedene Zeithorizonte der Geldanlage abzudecken und für die nervliche Beruhigung nutze ich stets mehrere Anlageklassen

6.) Schenke den täglichen Börsennachrichten keine große Bedeutung

Kurse erzeugen Nachrichten und nicht umgekehrt. Börsenmedien müssen täglich ihre Sendungen mit Inhalten füllen, daher finden sie zu jeder Kursbewegung auch immer scheinbar passende Nachrichten. Letztendlich sind derartige Börsennachrichten und kurzfristige Kursschwankungen lediglich ein Rauschen im Hintergrund und bei einem langfristigen Anlagehorizont nahezu irrelevant.

Wer war damals während der Finanzkrise bereits aktiv an der Börse dabei und was waren die wichtigsten Erkenntnisse daraus?

 

  • Die Zeiten einer knappen Kasse soll bei Ihnen der Vergangenheit angehören?
  • Ihr Geld soll endlich einmal hart für Sie arbeiten?
  • Sie möchten mehr zu passivem Einkommen erfahren?
  • Sie interessieren sich für Wege zur finanziellen Unabhängigkeit?
  • Sie möchten sich über den aktuellen Status der Aktienmärkte informieren?
  • Sie möchten Ihre Lebensqualität spürbar steigern?

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1 Antwort

  1. kaunlaran sagt:

    Ich habe damals relativ viel investiert – allerdings zunächst nicht wegen der niedrigen Kurse. Da befürchtete ich, daß die noch weiter runtergehen würden.
    Grund war die Einführung der Abgeltungssteuer. Alle Kursgewinne mit bis zum 31. 12. 2008 erworbenen Aktien sind steuerfrei. Das war für mich ein großer Anreiz, von den Sparguthaben auf Aktien umzuschichten. BASF zu 26 €, GEA zu 9 €, Gerresheimer zu 26 €, Hochtief zu 30 € – die Liste läßt sich fortsetzen.
    Jetzt sitze ich auf schönen, steuerfreien Kursgewinnen und hoffe, daß Scholz die alte Regelung nicht kippt.

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