Wie investieren die Superreichen ihr Geld? – Artikelserie Teil 2
Im ersten Teil der Serie „Wie investieren die Superreichen ihr Geld?“ haben wir uns einige Fakten über die Millionäre und Superreichen angeschaut und auf welche Art die Geld-Elite ihr Vermögen investiert. Interessant waren in diesem Zusammenhang auch die bevorzugten Branchen am Aktienmarkt. In diesem zweiten Teil besprechen noch einige Privilegien, die Reiche genießen und blicken auf einige ETFs, die so ähnlich investieren wollen wie die Superreichen.
Artikel wurde von Chris verfasst
Ergänzend noch ein paar allgemeine Gedanken zum Thema wie die (Super-)Reichen investieren
Konkret gestaltet sich natürlich die Vermögensstruktur von den Multi-Millionären komplizierter und vielschichtiger als dies bei den eher durchschnittlichen Menschen der Fall ist. Mit dem Geld steigen ja auch a) die Möglichkeiten und b) die Delegation, also die Leute die sich für einen darum kümmern können.
Es ist ja auch so, dass die allermeisten reichen Leute von ihrer Natur her eh selbst schon Unternehmer sind oder selbst was mit Unternehmen zu tun haben (denn nur Unternehmen sind ja die eigentliche Quelle von großem Reichtum). Das behalten die natürlich bei, bzw bauen es sogar noch aus indem sie weitere direkte Beteiligungen eingehen, also ausserbörsliche Gesellschaften, Venture Capital, Angel Investments bei Startups etc. Das Ganze wird dann z.B. über eine Holding, Stiftung, Family Office und ähnlichem organisiert gebündelt.
Auch bei Immobilien wird ein größeres Rad gedreht, statt einer ETW kauft man halt gleich nen ganzen Block, natürlich mit vorgeschalteter eigener Firma verwaltet. Auch einfach Land direkt, in großem Umfang.
Das eigentlich wichtigste Investments der Reichen und Superreichen ist deren connections&relationships, also ihre Verbindungen und Netzwerke zu anderen Reichen. So kommt man untereinander an die lukrativsten Deals oder kann sich gegenseitig aushelfen.
Gibt es Fonds oder ETFs, die investieren wie die Superreichen?
Wir hatten einige ETFs, die vermeintlich so investieren wie die Reichen, schon einmal in früheren Kommentaren erwähnt. Dazu hier noch einmal die Basisfakten der Beispiel-ETFs wiederholt:
Global X Guru Index ETF
https://www.globalxfunds.com/funds/guru/
Ticker: GURU , AUM: 59m$ , TER: 0,75% , Positionen aktuell: 54 , Einführung: 06/2012
Alphaclone Alternative Alpha ETF
http://www.alphaclonefunds.com/alternative-alpha-etf.html
Ticker: ALFA , AUM: 37m$ , TER: 0,95% , Positionen aktuell: 83 , Einführung: 05/2012
Direxion iBillionaire Index ETF
http://www.direxioninvestments.com/products/direxion-ibillionaire-index-etf
Ticker: IBLN, AUM: 15m$ , TER: 0,65% , Positionen aktuell: 27 , Einführung: 08/2014
Das Anlageuniversum ist bei allen ETFs gleichermaßen hauptsächlich amerikanische large/midcaps-Unternehmen, passender Vergleichsbenchmark ist also der S&P 500, den sie zu übertreffen versuchen. Alle relativ konzentriert mit eher weniger beinhalteten Positionen.
Allein von den Fondsfakten merkt man schon einmal allen eine eher überdurchschnittliche TER und ein unterdurchschnittliches Fondsvolumen an. Die Dividendenyields sind bei allen übrigens auch minimal, deswegen gar nicht erst mit erwähnt. Das sind also keine ETFs für Leute denen es vor allem ums passive Einkommen geht, eher soll hier stärkeres Kurswachstum erreicht werden, aber ob sie das schaffen, werden wir gleich sehen.
Das grundlegende Konzept ist jedenfalls bei allen ETFs mehr oder weniger gleich:
Es werden systematisch die Geschäftsberichte von vielen Hedgefonds, großen Managern und institutionellen Investoren durchforstet, welche diese ja regulatorisch bedingt (Stichwort 13f Filings) regelmäßig offenlegen müssen.
Wenn eine Aktie nun da besonders oft drin vorkommt, ist die Theorie, dass das ja eine besonders aussichtsreiche Position sein könnte. Jeder ETF verwendet da auch noch ein bißchen sein eigenes mehr oder weniger geheimes Spezialregelwerk, um zu gewichten, welche Fonds/Managern man nun mehr oder weniger nachfolgend kopiert.
Dabei ist das Grundprinzip bei allen ETFs mehr oder weniger gleich. Es wird geschaut in was derzeit so die großen „smart money“-Typen der Hedgefonds investieren, und das versucht man dann mehr oder weniger kopiert nachzubauen. Die Idee, einfach die Top-Allokationen von Fonds als Spickzettel zu übernehmen, ist ja wirklich nicht neu – hat sich aber historisch eben bisher auch nicht wirklich als besonders überprofitabel erwiesen. Dazu habe ich beispielhaft ein paar Probleme mit diesem Ansatz aufgezählt:
- das typische, grundlegende „Fondsrisiko“ allgemein: wir wissen ja mittlerweile, dass die übergroße Mehrzahl der Manager keine überlegenen Stockpicking & Markttimingfähigkeiten haben und vom Index geschlagen werden, und ja, diese Tendenz zieht sich (in der Masse!) auch rauf bis in die super-exklusive Welt der Hedgefonds. Auch da hinkt bei Lichte betrachtet die aggregierte Netto-Performance weit hinter den Erwartungen zurück. Natürlich gibt es immer wieder einige wenige positive Ausreißer, und die werden dann eine zeitlang als Supermanager mit angeblichen Spezialfähigkeiten gefeiert. Klar, hält sich der Gedanke hartnäckig, diese klugen und reichen Jungs müssten doch wirklich irgendetwas besser wissen, aber so verlockend der Glaube auch ist, bleibt am Ende nur viel heiße Luft. Wenn man sich z.B. genauer die konkreten Branchen-Allokationen anschaut, ist da auch nicht viel dabei, was man nicht einfach mit normalen Growth-ETFs oder Sektoren wie Tech und Consumer Discretionary größtenteils genauso gut erreichen könnte.
- das Verzögerungs-Problem (Lag): Die Manager handeln mitunter sehr schnell, die 13f-Reports erscheinen jedoch nur vierteljährlich, es herrscht also immer eine gewisse Verzögerung (die Kopier-ETFs kaufen evtl zu spät nach, bzw haben dann auch noch Positionen während der Originalmanager sich davon schon längst getrennt hat), welche am Ende entscheidend für die Performance sein können.
- das Problem der unvollständigen Abbildung: Die ETFs können sich nur darauf beschränken, die jeweils am größten gewichteten Aktien-Positionen der Manager zu übernehmen. Die Hedgefonds handeln jedoch noch agil mit allerlei anderen Instrumenten (z.B. Futures, Optionen, Swaps) die komplex, nicht öffentlich und fragil sind und sich deshalb nicht so einfach in ein simples Index-Kopier-Konzept übernehmen lassen, was einfach nur long-only Aktien ist.
Der Alphaclone ETF hat als Besonderheit noch einen Hedging-Mechanismus mit dazu, allerdings auch keinen besonders komplizierten: Wenn der S&P 500 am Monatsende unter seiner 200 Tage Durchschnittslinie schließt, wird gleichzeitig ein Short eingebaut der dem Aktienvolumen entspricht, das Portfolio also „marktneutral“ positioniert. D.h. es sollte sich ceteris paribus eigentlich gar nicht mehr bewegen. So würde man in der Praxis schwere lange Crashs vermeiden, oder zumindest etwas abmildern Allerdings ist so ein Vorgehen tödlich in schnell oszillierenden Seitwärtsmärkten (siehe „Whipsaw“-Effekt), wo man nach einer Korrektur erst zu spät hedgt, dann unten verbleibt und während der Erholung zurückbleibt (und bei der nächsten Korrektur wiederholt sich das ganze, so handelt sich der Hedge im Gegensatz zum Index einfach nur treppenstufenartig weiter herunter).
So, aber kommen wir nun zur Performance, die Charts aller drei ETFs sind von Morningstar.
Performance (grün) seit Beginn (GURU, ALFA seit 2012, IBLN seit 2014), Vergleich mit dem Benchmark S&P 500 (orange).
Bei den älteren beiden ETFs kann man sehen dass sie in der Anstiegsphase bis etwa 2015 den S&P 500 zwar für diesen kurzen Zeitraum etwas übertrumpfen konnten, aber das haben sie in der danach seither einsetzenden schwierigen Marktphase alles wieder (sogar mehr als) abgegeben und hinken zurück. Besonders der Alphaclone musste Federn lassen, hier wird sich nochmal der stumpfe Hedge-Mechanismus als extra negativ beigesteuert haben. Der IBLN ETF hatte sowieso das Pech der späten Geburt und konnte seit 2014 den S&P 500 nicht outperformen.
Fazit
Natürlich gilt hier wie immer und überall die normale allgemeine Einschränkung, dass aus so kurzen Zeiträumen keine endgültig abschließenden Urteile gefällt werden können. Man bräuchte eigentlich erst einen ganzen Marktzyklus, also mindestens schon einmal 10 Jahre Performance um wirklich einen relevanten Vergleich ziehen zu können. Vielleicht ist das Konzept ja wirklich langfristtauglich und die ETFs stehen nach ein paar Jahrzehnten als tolle Gewinner da – vielleicht ist das eben aber auch nur wirklich eine Schnapsidee. Wer weiß, ich jedenfalls will nicht unbedingt darauf noch spekulieren wollen. Ich sehe da erstmal nichts, was nicht auch einfach durch einen entsprechenden schnöden Growth- oder Smartbeta-ETF wenigstens genauso gut erreicht werden kann, oder halt Wachstumsbranchen-ETFs wie auf den Nasdaq etc. Ich habe jedenfalls das Gefühl, das wirklich „Reiche“ Leute nicht unbedingt nun in diese ETFs investieren würden.
Das war der zweite und letzte Teil der Serie „Wie investieren die Superreichen ihr Geld?„, mit der Betrachtung einiger ETFs, die den Anspruch haben so zu investieren, wie es die Superreichen tun.
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