Welche Auswirkungen hat die Erhöhung des Leitzinses in den USA?
Bessere Arbeitsmarktdaten als erwartet und der neue Präsident Donald Trump will die Wirtschaft mit Steuersenkungen sowie Investitionen noch weiter ankurbeln – da bleibt der Federal Reserve nur die Erhöhung des Leitzinses in den USA. Das geschah am zurückliegenden Mittwoch und die Leitzinsen in den USA liegen jetzt bei 0,75 bis 1,0%. Lange hat es gedauert von den ersten Ankündigungen in den Jahren 2013 und 2014 sowie der einen bescheiden ausgefallenen Zinserhöhung im Jahr 2016. Aber jetzt scheinen die USA die Nullzinspolitik zur Stimulierung als Folge der Finanzkrise nach über acht Jahren wirklich verlassen zu können. Auch die Inflationsraten diesseits und jenseits des Atlantiks haben die 2%-Marke erreicht, in den USA mit 2,5% sogar schon deutlich überschritten.
Während dies für die US-Notenbankchefin Janet Yellen den nächsten Zinsschritt erleichtert, will der EZB-Präsident Mario Draghi davon in der Eurozone noch nichts wissen. Es bleibt aber bei der Drosselung der Anleihenkäufe von 80 auf 60 Milliarden pro Monat ab April 2017. Wer genauer hingehört hat, wird jedoch beim letzten Statement von Draghi andere Töne gehört haben als noch vor einigen Monaten. Immerhin sprach er davon, dass seiner Meinung nach die seit Jahren drohenden Deflationsgefahren überwunden seien.
Interessant dabei, dass seit über einem Jahr immer wieder von einer Parität zwischen Euro und US-Dollar geredet wurde, die wir bislang noch nicht erreicht haben. Zum Erstaunen der Marktteilnehmer stieg der Euro sowohl nach den guten Arbeitsmarktdaten Ende letzter Woche als auch nach der offiziellen Zinserhöhung am Mittwoch sogar an. Diese und möglicherweise weitere Zinserhöhungen scheinen also im Devisenpaar Euro/US-Dollar schon längst eingepreist sein.
Was bedeuten nun die erneute Erhöhung des Leitzinses in den USA?
Entgegen der häufig geäußerten Statements bedeutet der Beginn eines Zinserhöhungszyklus nicht gleich das Ende der Aktienhausse. Grundsätzlich ist es ein gutes Zeichen, wenn die Notenbank den Leitzins erhöhen kann oder muss. Denn sie tut es nur dann, wenn auch die Wirtschaft brummt und hier keine monetäre Stimulation mehr notwendig ist. In der nachfolgenden Grafik ist die Entwicklung des Dow Jones Industrial Average nach einer Serie von Leitzinserhöhungen seitens der US-Notenbank Fed zu sehen. Die Historie zeigt, dass Leitzinserhöhungen den Kapitalmarkt durchaus bremsen können, aber bei den ersten Zinsanhebungen erfolgte in den letzten 25 Jahren kein signifikanter Kursrückgang am Aktienmarkt. Oft gab es eine Abflachung des Aufwärtstrends oder eine zeitweilige Seitwärtsbewegung, aber insgesamt verlief die Entwicklung der Börse noch positiv.
Hat der Leitzins jedoch gewisse Niveaus erreicht, dann wirkt er zunehmend belastend auf den Aktienmarkt. Ein Grund ist, dass Investoren mit Anleihen eine ebenso hohe Rendite wie mit Aktien erhalten können, jedoch ohne das Risiko des Aktienmarktes einzugehen. In der Vergangenheit lagen die für die Börse unangenehmen Niveaus jenseits der 4%, eher 5%-Marke. So lange dürfte es dieses Mal allerdings nicht dauern. Denn nach der langen Zeit der Nullzinsphase haben sich die Unternehmen an das niedrige Zinsniveau gewöhnt. Zwar sprechen einige Analysten locker mal eben von einem Anstieg der Zinsen auf 3%, ohne dabei die Folgen zu kommentieren. Meiner Einschätzung nach würde bereits ein Niveau von 3% des Leitzinses den Aktienmarkt spürbar belasten, also einiges eher als zu früheren Zeiten.
An einigen Stellen wurde ich schon gefragt, welche Auswirkungen diese Entwicklung für REITS und speziell Mortgage-REITS haben dürften (mit Klick auf den Link erfahren Sie mehr zu REITS). Nun, steigende Zinsen erhöhen auch die Kosten für Fremdkapital, was bei den Mortgage-REITS sofort drastisch die Marge senkt. Hier würde ich während der steigenden Zinsen sowohl mit Kursverlusten als auch Dividendenkürzungen rechnen. Auch die „normalen“ REITS dürften im Vergleich zum Gesamtmarkt zukünftig unterdurchschnittlich abschneiden, wenn auch nicht so stark wie die Mortgage-REITS.
Ein wieder fester US-Dollar dürfte bei Kryptowährungen tendenziell für Kursrückgänge sorgen.
Steigende Leitzinsen in den USA stärken gleichzeitig auch den US-Dollar gegenüber anderen Währungen. Wie viel letztendlich bereits im Markt eingepreist worden ist, muss erst einmal abgewartet werden. Bereits vor der US-Wahl konnte man eine generelle Verlagerung des Kapitals aus mehreren Währungsräumen in den US-Dollar beobachten, was wir damals unter anderem im monatlichen Marktbericht der Passiver Geldfluss Academy thematisierten. Ein starker US-Dollar verteuert die Waren außerhalb der USA, was für viele dort zwar ansässige, aber global agierende Konzerne die Gewinnmarge schmälern dürfte.
Welche Auswirkungen haben diese Entwicklungen für Europa?
Sollte die Fed für Marktteilnehmer unerwartet forsch die Leitzinsen erhöhen, dürfte auch der Euro noch einmal nachgeben. Es sei denn, auch seitens der Europäischen Zentralbank EZB wird signalisiert eine Zinswende einzuleiten. Sollte der Euro tatsächlich weiter merklich gegenüber dem US-Dollar verlieren, dürfte auch in Europa Inflation nicht nur ein vorübergehendes Ereignis sein, weil Rohstoffe und generell alle Waren die in US-Dollar gehandelt werden, teurer werden, was auch als importierte Inflation bekannt ist.
Unter dem Strich dürfte sich die EZB nicht völlig einer festeren Geldpolitik entziehen können. Allerdings sind ihr wegen der wirtschaftlich schwächeren Staaten in der Eurozone teilweise die Hände gebunden, und die Leute um Mario Draghi dürften Richtung 2018 nur sehr zaghaft erste Schritte einer Abkehr der Nullzinspolitik wagen.
Für Deutschland könnten diese Entwicklungen tatsächlich deutliche Inflation bedeuten. Für Anleger, die ihr Geld vorwiegend in Sachwerte angelegt haben, weniger problematisch als für diejenigen, die immer noch den Aktienmarkt meiden. Es gibt nur relativ wenige Haushalte, die ihre Ersparnisse nach Abzug von Gebühren und Steuern mit einer höheren Verzinsung als die Inflationsrate angelegt haben. Sie schauen bereits jetzt einfach zu, wie der Wert ihrer Sparguthaben dahinschmilzt, wie der Schnee in der Frühlingssonne oder sie ignorieren dies. Einige der Hauptgründe, dass so viele tatenlos beim systematischen Geld verlieren zusehen sind: Verdrängung oder mangelndes Interesse.
Auch für die zuletzt immer zahlreicheren Immobilien-Investoren blieben diese Vorgänge nicht ohne Auswirkungen. Höhere Zinssätze verteuern eine Immobilien-Finanzierung und in der Folge könnten dann auch die mittlerweile in den Metropolen recht sportlichen Preise tendenziell wieder sinken.
- Sie wollen grundsätzlich mehr aus Ihrem Geld machen?
- Die Zeiten einer knappen Kasse soll bei Ihnen der Vergangenheit angehören?
- Ihr Geld soll endlich einmal hart für Sie arbeiten?
- Sie möchten langfristig Vermögen aufbauen?
- Sie möchten mehr zu passivem Einkommen erfahren?
- Sie möchten sich über den aktuellen Status der Aktienmärkte informieren?
Falls Sie mindestens eine Frage mit „Ja“ beantworten konnten, tragen Sie sich rechts oben in den kostenlosen Newsletter von finanziell umdenken ein. Holen Sie sich mit der Anmeldung in den Newsletter zusätzlich das gratis eBook „Wie nahe sind Sie bereits Ihrer finanziellen Unabhängigkeit?“
Zum Weiterlesen:
- Der erste Einstieg in Aktien
- Auf einen Blick – das Inflationsbarometer
- Vier Gründe, warum es keinen Sinn macht, seine Aktien im Sommerhalbjahr zu verkaufen
- Put-Optionsscheine oder short-ETFs als Absicherung
- Warum der Vermögensaufbau bereits mit einem Euro möglich ist
- Die Unterschiede zwischen reichen und armen Menschen
- Ist die Dividende von Aktien die neue Miete?
- Wie investieren die Superreichen ihr Geld?
- Was kann ich als Anleger bei fallenden Kursen tun
Auch ich habe das Gefühl, dass wir noch lange auf höhere Zinsen warten werden. Ein Grund mehr sich vor der bösen Inflation mit Investitionen zu schützen. 🙂 Ich bin gespannt, ob die Fed in dem Tempo weiter die Zinsen „hochjagt“… Vlt. nehmen Weltsparen und co dann irgendwann auch die amerikanischen Banken auf! 🙂
Hey, tolle Analyse der Situation. Dass die Zinsen steigen werden war ja eigentlich klar. Und dass dies den Aktienmakrt schwächt sollte auch eigentlich jedem Anleger bewusst sein. Wuropa hingt da aber noch ein ganzes Stück hinterher und die Situation ist auch eine andere. Hier brummt die Wirtschaft ja nicht gerade überall…
Ich jedenfalls würde mich über fallende Kurse freuen, denn dann gab es endlich mal wieder ein paar Schnäppchen 🙂