Aktien-Investments als passives Einkommen
In den letzten Tagen und Wochen habe ich wieder vermehrt Artikel gelesen und Aussagen gehört, dass Aktien-Investments mit dem Fokus auf Dividendenzahlungen mehr Nachteile als Vorteile hätten. Ich weiß dann immer nicht so genau, was Ursache und Antrieb sind, sich derart negativ zu Investments mit einer regelmäßigen Ausschüttung zu äußern. Auf dem Blog finanziell umdenken und auf der Seite Passiver Geldfluss ist bereits so viel zu diesem Thema geschrieben worden, dass ich an dieser Stelle nur noch einmal einige Fakten und eigene Erfahrungen zusammentragen möchte.
- Wer Aktien mindestens 10, besser mehr als 15 Jahre lang hält, bei dem sinkt das Risiko einen Verlust zu erhalten immer weiter ab. Das hatten wir im Artikel „Warum man wirklich langfristig in Aktien investiert bleiben sollte“ besprochen.
- In einer langen Historie von über 100 Jahren betrachtet, hat der globale Aktienmarkt eine mittlere Rendite von 8% p.a. erzielt. In dieser Zeit gab es zahlreiche negative Ereignisse, wie Weltkriege, Weltwirtschaftskrise, Finanzkrise, Hyperinflation in Deutschland und Währungsreformen in Mitteleuropa. Daher fehlt mir die Vorstellung, dass zukünftig eine grob von diesem Richtwert abweichende Renditeerwartung in Aussicht ist.
- Der Anteil der Dividenden an der zu erwarteten Gesamt-Rendite liegt bei rund 40%, das hatten wir auf der Seite „Mit Dividenden zur hohen Rendite“ festgehalten. Die Gesamtrendite setzt sich somit aus einem Dividenden-Anteil von rund 3% und einem Anteil des Kursanstiegs von etwa 5% zusammen.
Welche Erwartung hat ein Anleger?
Nun gibt es Anleger, die Aktien zur Ansparphase für den reinen Vermögensaufbau nutzen wollen. Also zum Beispiel nach 30 Jahre das investierte Geld liquidieren wollen. Hier ist es in der Tat am einfachsten auf einen thesaurierenden globalen Aktien-ETF zurückzugreifen. Bei Einzel-Aktien ist die Sache schon schwieriger, da die Mehrheit der Unternehmen zumindest eine kleine Dividende zahlt. Alternativ muss ein Anleger die ausgezahlten Dividenden wieder reinvestieren. So weit so gut.
Ich bezweifele, dass ein Anleger, der konsequent auf nicht ausschüttende Aktien setzt eine bessere Performance erzielt als bei einem Mix oder sogar ein Fokus auf Dividenden-Aktien. In dem Artikel „Warum ich Dividenden-Aktien bevorzuge“ hatte ich mögliche Gründe genannt, warum Aktien von Unternehmen mit einer soliden Dividendenausschüttung sogar einen kleinen Vorteil haben können. Ich würde dennoch weiter davon ausgehen, dass es in erster Näherung für die Gesamtperformance, also Kursveränderung + Dividende keine großen Unterschiede zwischen Aktien mit oder ohne Gewinnausschüttung gibt.
Nun gibt es aber Investoren, die Aktien nicht in erster Linie aufgrund des Vermögensaufbaus nutzen möchten, sondern wegen eines regelmäßigen passiven Einkommens. Das können Ruheständler sein, die ihre Rentenzahlungen aufbessern, das können Arbeitnehmer sein, die auf diese Weise ihr regelmäßiges Einkommen erhöhen möchten oder es sind finanziell unabhängige Menschen, bei denen Dividendenzahlungen einen Teil ihres passiven Einkünfte ausmachen. Zur letztgenannten Kategorie kann ich bestätigen, dass trotz üppiger Dividendenzahlungen dennoch ein gewisser Vermögensaufbau bei meinen Investments stattfindet.
Es gibt aus meiner Sicht noch einen anderen nicht zu vernachlässigenden Part, wenn der Fokus auf regelmäßige Dividendeneinkünfte liegt. In wirklich sämtlichen schwächeren Börsenphasen, inklusive der Zeit 2015/2016 habe ich die größeren Sorgenfalten bei Anlegern gesehen, die hauptsächlich nicht-ausschüttende Investments in ihrem Depot hatten. In einigen Fällen sind hier auch Fehler passiert, weil der nervliche Druck zu groß wurde. Sie sehen halt hauptsächlich die roten Zahlen im Depot und haben sonst nichts Zählbares von ihren Investments in der Hand. All diejenigen, die sich monatlich trotz schwächerer Börsenzeiten an ihrem passiven Einkommen erfreut haben, waren insgesamt entspannter, obwohl hier die Aktien-Investments ebenfalls im Minus waren.
Die Größe „yield on cost“ (YOC)
Für eine langfristige Investition in Dividenden-Aktien gibt es eine Größe, die Sie sich merken sollten:
Die Höhe der jährlichen Dividendenausschüttung dividiert durch den durchschnittlichen Einkaufspreis des Wertpapieres und diesen Wert mit dem Faktor 100 multipliziert, ergibt den jährlichen prozentualen Ertrag pro Kosten.
Solange die Anteile der Wertpapiere unverändert bleiben, wird der jährliche prozentuale Ertrag pro (Einkaufs-)Kosten oder „yield on cost“ ansteigen, wenn das jeweilige Unternehmen die Dividendenausschüttung pro Aktie (oder pro ETF-Anteil) erhöht.
Beispiel: Jemand kauft 100 Aktien des Unternehmens „Ertrags-Aktie“ für 5.000 Euro (also 50 Euro pro Aktie/ETF-Anteil) und erhält dafür 120 Euro Dividende ausgezahlt. Nach 10 Jahren erhält man für diese 100 Aktien eine Dividende von 260 Euro ausgezahlt. Bei der ersten Ausschüttung lag die Dividendenrendite bei 2,4%, nach zehn Jahren betrug der „yield on cost“ allerdings 5,2%. Dabei habe ich ein mittleres jährliches Dividendenwachstum von 8% unterstellt, was bei Dividenden-Aristokraten durchaus nicht unüblich ist.
Der Unterschied zur Dividendenrendite beträgt darin, dass der Kurs der Aktie wahrscheinlich ebenfalls angestiegen ist. Möglicherweise um denselben Faktor, wie die Dividendenausschüttung angehoben wurde. Dann betrüge die Dividendenrendite (also Dividende pro Kurswert) weiterhin 2,4%, während für den Investor, der die Aktien vom Unternehmen „Ertragsriese“ vor zehn Jahren kaufte, der jährliche prozentuale Ertrag pro Kosten bei den genannten 5,2% läge.
Der Fokus auf ein passives Einkommen ist eine andere Perspektive
Natürlich ist es auch ein Weg für 20 oder mehr Jahre in thesaurierende Aktien-ETFs zu investieren, auf diese Weise Vermögen aufzubauen und dann zum Beispiel kurz vor dem Ruhestand umzuschichten und nun regelmäßig die Dividende zu kassieren. Das ist ein durchaus vernünftiger Weg, wobei man im Standardfall jedoch nicht von einem niedrigen Einstandskurs und hoher Dividendenrendite bezogen auf den Einkaufspreis profitiert – siehe die Ausführungen zu yield on cost.
Wer hingegen gleich auf eine regelmäßige Dividendenzahlung achtet – bei geschickter Auswahl ist sogar eine monatliche Dividende möglich – erhält einen anderen Blickwinkel auf den Aktienmarkt und auf Vermögenswerte. Gängig ist der Hauptblickwinkel auf das Gesamtvermögen.
Mein bevorzugter Fokus liegt dagegen eher auf dem, was monatlich aus Vermögenswerten auf mein Konto fließt. Zur Erinnerung: Vermögenswerte liefern einem Investor unmittelbar nach dem Erwerb einen regelmäßigen Geldfluss in das eigene Portemonnaie. Dividendenzahlungen von Aktien und Zinszahlungen von Anleihen-ETFs sind hier ein gewichtiger Baustein. Bei einem Erwerbstätigen erhöht sich dadurch das monatliche Gesamtgehalt. Bei finanziell unabhängigen Menschen setzt sich im Standardfall das passive Einkommen aus mehreren finanziellen Standbeinen zusammen, wobei Aktien und Anleihen oder auch Immobilien zwar wichtige Baustein sind, jedoch das Investieren von Kapital längst nicht die einzigen Möglichkeiten für passive Einkünfte sind.
Was mit dem immer größer werdenden Gesamt-Einkommen letztendlich geschieht, muss jeder selbst entscheiden. Wer jedoch mehr Einkommen hat (aus Erwerbstätigkeit + passive Einkünfte), kann regelmäßig das überschüssige Geld wieder reinvestieren oder in anderen Anlageklassen anlegen, was wiederum die gesamten Einkünfte erhöhen wird. Wir leben in der Gegenwart und benötigen jeden Monat Geld, um unseren Lebensstandard bezahlen zu können. Daher ist es in der Praxis für jeden greifbarer, was er monatlich an Einkünften hat.
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Hallo Herr Hattwig,
wie immer ein sehr interessanter Artikel mit einigen wichtigen Sichtiweisen und Erkenntnissen:
1. Zu Ihrer Eingangsfeststellung der aktuell – wieder mal – vorherrschenden Mehrheitsmeinung von „schlechten / gefährlichen“ Aktien kann ich nur beruhigend hinzufügen, dass dies eine irrige Standardannahme in der öffentlichen Wahrnehmung ist, wie sie – getrieben durch die Massenpsychologie, welche den Fluktuationen der Börse nun einmal zu Grunde liegt – am Fuße großer Hausse-Phasen an der Börse relativ normal ist. Wenn wir bedenken, dass die US-Börsen ihre Höchststände bereits wieder berühren, die öffentliche Meinung (insbesonder ein Deutschland und Europa) zu Aktien aber immer noch rabenschwarz malt, dann wissen wir ja alle, denke ich, wo die Reise hingeht. „Kaufen, wenn die Kanonen donnern.“ 🙂
2. Zu Ihren zweiten Abschnitt möchte ich etwas ergänzen: Grundsätzlich bewerten und unterscheiden Sie ausschüttungsstarke Aktien vs. thesaurierende Aktien aus der Sicht eines Depotinhabers, was ja grundsätzlich ein absolut richtiger und nachvollziehbarer Ansatz ist. Allerdings kann man Ihre Sichtweise noch ein bisschen ausweiten und unternehmerischer angehen. Denn im Grunde ist ja jeder Aktionär auch ein Unternehmer; wenn auch nur ein passiver solcher (da er ja nicht wirklich nachhaltig in die Geschicke des Unternehmens eingreifen kann). Vor diesem Hintergrund vertrete ich im Value-Investing den Ansatz, dass die innere und die äußere Rentabilität miteinander verglichen werden müssen. Das heisst, wenn die Gesamtkapitalrendite (oder zumindest die EK-Rendite) einer Aktiengesellschaft größer als die Kapitalmarktrendite ist, sollte das Unternehmen die Ausschüttungen auch thesaurieren. Und zwar so viel davon wie möglich! Denn dann kann das Unternehmen mir eine bessere Rendite erwirtschaften als ich es selbst am Kapitalmarkt könnte! Insofern möchte ich mich Ihrer Stellungnahme nicht anschließen, sondern immer auf die Rentabilitätsklennziffern im Einzelfall verweisen. Dies hat mir auch selbst bisher immer als Richtschnur geholfen und gute Dienste geleistet, denn…
3. Erfahrungsgemäß – und da widerspreche ich Ihnen jetzt schon wieder – wird sich eine (sinnvollerweise!) nicht erfolgte Ausschüttung auch über (eher) kurz oder lang im gestiegenen Aktienkurs des betreffenden Unternehmens widerspiegeln. Auch wenn dies in den USA etwas unmittelbarer erfolgt als in Deutschland, wo der Aktienmarkt doch noch deutlich sensitiver ist.
Daher möchte ich behaupten: Wenn jemand bei einem nicht ausschüttenden Unternehmen rote Zahlen im Depot hat, hätte er diese auch gehabt, wenn das gleiche Unternehmen eine satte Dividenden gezahlt hätte! Denn es ist immer eine Frage der Rentabilität und der Substanz, ob ich positive Wertentwicklungen erwirtschafte oder negative (vgl. 2.).
4. Vollkommen Recht gebe ich Ihnen hinsichtlich der die Psyche stabilisierenden Wirkung von Ausschüttungen: Viele sogenannte „Zittrige“ an den Aktienmärkten können mit einer regelmäßigen Ausschüttung zumindest etwas beruhigt und somit länger bei der Stange gehalten werden. Nicht umsonst legen so viele Unternehmen und Aktionäre Wert auf Aktienkontinuität.
Allerdings möchte ich auch hier darauf verweisen, dass Substanz entscheidet! Eine aus der Substanz gezahlte Dividende kann trügerisch sein und somit Aktionäre von Rentabilitätsschwächen des Unternehmens ablenken. Dann wird ein Investment unnötig lange gehalten und quasi versehentlich nicht rechtzeitig abgestoßen.
Mit den besten Grüßen
Oliver Jordanov
Hallo Lars,
es war ja im Grunde eine Frage der Zeit, wann auch Du Dich in der ggw. fast inflationären Diskussion über den Vorteil oder Nachteil von Dividendenausschüttungen zu Wort melden würdest. Und ich bin ganz froh, dass Du nicht in der umgekehrten Richtung argumentierst und alle anderen Strategien ggü. Dividendenaktien als minderwertig darstellt. Ich bin mit dem Gros Deines Artikels völlig d’accord – viele Wege führen nach Rom. Das hatten wir ja auch schon im persönlichen Gespräch kurz mal andiskutiert. Der Blickwinkel auf Aktien ist bei Dividendeninvestoren halt ein anderer und der kontinuierliche Geldfluss steht im Mittelpunkt. Den psychologischen Wert von Zahlungen während schwächeren Marktphasen möchte ich auch nicht abstreiten.
Einen Abschnitt Deines Artikels möchte ich aber gerne hinterfragen. Yield-on-cost: Das Verhältnis der aktuellen Dividendenhöhe bezogen auf die durchschnittlichen Kaufpreise.
Das Prinzip der Berechnung entspricht ja der (von mir an anderer Stelle schon kritisierten) „persönlichen Dividendenrendite“, also dem Verhältnis des aktuellen Dividende bezogen auf den (einmaligen) Kaufpreis. Welchen Nutzen hat diese Zah YOCl, welche Aussagekraft hat sie? Rechnet man sich damit nicht eine Prozentzahl aus, die das Investment schöner aussehen lassen, als es in Wirklichkeit ist? In Deinem Beispiel sagst Du ja selbst, dass die Aktien, die für 5000 Euro gekauft wurden, nach 10 Jahren vermutlich einen Wert von 10833 Euro haben werden. Die Dividendenrendite von 2,4% liefert dann eine Ausschüttung von 260 Euro. Welche Aussagekraft steckt dann in der Zahl von 5,2% (also 260/5000)? Bei steigenden Kursen und konstanten Dividendenrenditen wird diese Zahl (YOC) immer weiter anwachsen. Das Unternehmen schüttet aber bezogen auf den Unternehmenswert (der sich ja auch über den Aktienkurs ausdrückt) immer noch im gleichen Verhältnis, nämlich 2,4% aus.
Das Investment in diese Firma wird doch nicht mit der Zeit immer ertragreicher. Es spielt doch bezogen auf die Rendite der Aktieninvestition keine Rolle, ob Du vor 10 Jahren für 5000€ Aktien gekauft hast und heute 260 Euro erhältst oder ob ich heute für 10833 Euro Aktien kaufe und ebenfalls heute 260 Euro erhalte. Deine Aktienanteile sind in der Zwischenzeit jährlich um 8% gewachsen, aber bezogen auf den heutigen Tag haben wir beide die gleiche Geldmenge im Unternehmen investiert und erhalten die gleiche Geldmenge als Dividende.
Bitte Lars, klär mich hier auf. Ich verstehe den Sinn dieser Zahl wirklich nicht. Ist das auch so eine psychologische Hilfe wie die Ausschüttung in schwachen Börsenzeiten oder steckt da noch etwas mehr dahinter, das ich hier völlig übersehe?
Liebe Grüße
Dummerchen
Hallo Herr Hattwig,
ich stimme ihnen voll uns ganz in Ihren Ausführungen zu Dividendentitel zu. Ich kann auch so aussagen nicht verstehen, wo die Dividende als nicht lohnenswert beschrieben wird. Nach meiner Meinung ist eine recht einfache Möglichkeit eine ordentliche Rendite einzufahren. Selbst meine Eltern die sonst kategorisch gegen Aktien gewesen sind, konnte ich von den Vorteilen guter Dividendentitel überzeugen.
Gruß Klaus-Dieter
Hallo Lars!
„In den letzten Tagen und Wochen habe ich wieder vermehrt Artikel gelesen und Aussagen gehört, dass Aktien-Investments mit dem Fokus auf Dividendenzahlungen mehr Nachteile als Vorteile hätten. Ich weiß dann immer nicht so genau, was Ursache und Antrieb sind, sich derart negativ zu Investments mit einer regelmäßigen Ausschüttung zu äußern.“
Könntest du einige dieser Artikel konkret nennen ?
Wenn du meinst dass du „nicht genau wüßtest, was deren Ursache und Antrieb“ sei… naja, steht das denn nicht in den Artikeln selbst ? Solang sie gut geschrieben sind, wird doch hoffentlich aus deren Darstellung der Fakten-Argumentation schon überzeugend genug klar werden, warum die Autoren für sich selbst „gegen“ spezielle Dividendenstrategien sind, man müsste also nicht noch zusätzlich dahinter böse Absichten, Unverständnis oder Eigeninteresse vermuten.
Alle Anleger sind unterschiedlich, mit ihren Individuellen Zielen, Bedürfnissen und Ansprüchen – deshalb kann es auch garnicht „DIE EINE“ Anlagemethode oder das eine Portfolio geben, welches für alle gleichermaßen am besten passen soll (und nichts anderes ist „erlaubt“), sondern im Gegenteil ist es ja gut und richtig dass sich jeder aus den verschiedenen Möglichkeiten der Instrumente und Wege sie einzusetzen seine persönlich richtige Strategie selbst zusammenbauen kann.
Das wird für den Einen nun zB eine Dividendenstrategie sein, und für den Anderen eben nicht, und warum es beide irgendwie auch nur im geringsten kümmern oder stören sollte, was der andere jeweils macht, ist dabei relativ bolle. Am Ende ist jeder eh nur für sein eigenes Geld verantwortlich – was habe ich konkret davon, mich lang und breit mit anderen im Netz über Sinn und Unsinn von Dividendenstrategien zu streiten? Im Gegenteil, wenn sie gute Argumente benutzen, lernt man ja vielleicht selbst noch was dazu ^^
Und selbst wenn man noch unbedingt zwischen „Dividendenanlage“ und „Breitmarkt“ einen besonderen Gegensatz konstruieren will, vertragen sich diese beiden Ansätze doch zu 90% erstaunlich gut (und nur über die kleinen 10% Unterschiede wird dann noch aufgebauscht gestritten), da beides vor allem die langfristige, geduldige B&H-Investition betreibt. Da gibt es doch noch ganz andere, viel gefährlichere Zockerstrategien (und deren Vertreter im Netz), mit denen man sich viel kritischer auseinandersetzen könnte. Oder die größte Emotion-vs-Vernunft Debatte läuft ja eh immer mit den guten Eigenheimlern ab… 😉
@Dummerchen:
In der „Yield on Cost“ drückt sich eigentlich nur eine trivial simple mathematische Konsequenz aus:
„Wer früher mit dem Investieren anfängt, hat später mehr davon“. Das wars eigentlich schon, und hat auch nichts speziell mit Dividenden an sich zu tun, sondern betrifft alles wo prozentuale Renditezuwächse im Spiel sind (also auch reine Kurse, etc.). Am Ende ist vieles davon auch nur der normale „klassische“ Zinseszins.
Warum YoC für mich selbst keine besondere Rolle spielt ist wie gesagt weil diese „Kennzahl“ eigentlich keinen Nutzwert für Dritte hat. Was nützt es mir zu wissen, ob jemand anderes auf sein vor 10 Jahren getätigtes Investment eine 5,2% YoC hat, wenn ich mich als Aussenstehender ja auch nur beim aktuellen Wert von 2,4% neu einkaufen kann ? Das ist am Ende nur für die Betreffenden interessant, und wer statt Einmalanlage auch regelmäßige Investitionsraten macht, für den „verwässert“ sich ja eh die Yield immer wieder aufs jeweils aktuelle Niveau herunter.
@Klaus-Dieter:
„Nach meiner Meinung ist eine recht einfache Möglichkeit eine ordentliche Rendite einzufahren. “
Die Dividende gibt es immer nur in Verbindung mit (also zuzüglich/abzüglich) der allgemeinen Aktienrendite, und nicht isoliert losgelöst davon. Es wird aus gutem Grund von allen Seiten (ja auch von überzeugten Dividendeninvestoren) davor gewarnt, es zu naiv mit zB einem Zinskonto gleichzusetzen, da es vom Wesen etwas völlig unterschiedliches ist. Wenn Ihre Eltern sonst „kategorisch gegen Aktien“ sind, haben sie hoffentlich trotzdem verstanden dass auch Dividendenaktien eben Aktien bleiben, und es die einfachen „Renditen höher als bei Tagesgeld“ eben auch nicht umsonst gibt, sondern immer nur als Belohnung dafür, dass man auch langfristig das Risiko von Wertschwankungen (die unvermeidlich sind und immer wieder kommen) aushalten kann.
Hui, hier war ja einiges los seit gestern Vormittag 🙂
@Oliver Jordanov:
Vielen Dank für die sehr guten Anmerkungen zur Aktienauswahl und der Hinweis auf den Vergleich Markt-Rendite und Gesamt-Kapital-Rendite. So tief in die Aktienanalyse wollte ich in diesem Artikel gar nicht gehen, jedoch stimme ich Ihrer indirekten Aussage zu, dass sich der Kurs eines Unternehmens bei einer hohen Kapital-Rendite oder Eigenkapital-Rendite oft überdurchschnittlich entwickelt.
Eine quantitative Analyse von Aktien besprechen wir ja auch auf der Seite: http://www.passivergeldfluss.de/aktien-als-produktivkapital/profitable-unternehmen/
@Dummerchen:
Ja, das war ein wirklich konstruktiver Austausch vor einigen Monaten 😉
Chris hat die Antwort schon gegeben, auch mit dem Hinweis, dass der Nutzen individuell ist. Vielleicht erstelle ich zum Thema Yield on Cost noch einmal einen gesonderten Artikel mit verschiedenen Fall-Beispielen. Ich fürchte, in den bisherigen Artikeln von mir über YOC kam das bislang noch nicht so rüber.
@Chris:
Die Artikel habe ich jetzt nicht alle gesammelt, irgendwann letzte Woche kam mir die Idee noch einmal über Aktien als eine Möglichkeit für passives Einkommen zu berichten als ich über den dritten oder vierten Artikel bzw. Blog-Artikel innerhalb relativ kurzer Zeit gestolpert bin, der eine erfolgreiche „Dividenden-Strategie“ in Frage stellte. Als Gründe wurden entweder eine derzeit hohe Payout Ratio genannt oder dass Dividenden-ETFs schwach abschneiden oder dass beim thesaurieren der Vermögensaufbau erfolgreicher sei. An irgendeiner Stelle hatte sich auch jemand darüber „beklagt“, dass Aktien überhaupt eine Dividende ausschütten.
@Lars:
Ja gefällt mir auch soviele qualifizierte Kommentare zum Thema zu sehen 🙂
Also die genannten Einwände der Artikel sind doch mehr oder weniger nachvollziehbar. Am Ende dreht sich wahrscheinlich viel von den Differenzen um die nicht oft erkannte Tatsache, dass nicht alle Menschen bei der Kapitalanlage die gleichen Ziele verfolgen, sondern eben unterschiedliche: Dem einen gehts vor allem um den direkten Gesamtvermögenszuwachs, der andere hat eher mehr eine Cashflow-Sichtweise auf seine Investments. Da etwas verallgemeinern zu wollen (als so zu reden als ob es für alle eine gleiche verbindliche Anlagestrategie geben müsste) und sich danach gegenseitig (bzw hpts einer Seite) vorzuwerfen, dass ihre Instrumente dabei besser oder schlechter funktionieren, ist in etwa so produktiv wie sich darüber zu beschweren dass ein Apfel und eine Birne eben untschiedlich aussehen und schmecken. Verschiedene Strategien haben verschiedene Ziele, die sie eben jeweils besser erfüllen können (und andere wiederrum nicht).
„Verkompliziert“ wird das ganze ja noch dadurch, weil es ja eben nicht „DIE EINE“ Dividendenstrategie gibt, unter der alle das gleiche verstehen und jeder auch über das gleiche redet. Im Gegenteil machen es sich aber wohl nur die wenigsten der professionellen Dividendeninvestoren so einfach wie es manchmal von den Kritikern dargestellt wird und jagen nur blindlings der höchsten Yield und nichts anderes nach. Tatsächlich gibt es aber tausende unterschiedliche Dividendenstrategien, die alle jeweils individuell den Fokus auch auf Dividendenwachstum oder -Beständigkeit, Ausschüttungsquoten und kombinierten Betrachtungen aller weiterer möglicher Unternehmenskennzahlen (zB hpts Value, Quality, und die Dividende ist im Endeffekt sogar eher nebensächlich) beruhen.
Ein sehr guter Artikel mit verschiedenen Sichtweisen, die den ein oder anderen vielleicht auch einmal zum Nachdenken anregen werden, denn das Thema passives Einkommen ist schon umfangreicher als so mancher glaubt.