Exotische ETF – Investition mit Spannung oder aus Überzeugung

von LarsHattwig · 1. Februar 2018

Heute blicken wir bei der Geldanlage auf exotische ETFs. Die Grundlage sollte ein bereits diversifiziertes Depot bzw. ein Kernportfolio aus ETFs mit verschiedenen Anlageklassen sein. Ein Anleger, der diese Voraussetzungen erfüllt hat, ist nun auf der Suche nach etwas Würze für sein Depot oder aber er ist von einer Strategie bzw. einem Thema überzeugt und möchte dies gezielt in seinem Portfolio akzentuieren.

Das Ziel dieses Artikels ist nicht unbedingt ETFs mit einer zwingenden Überrendite zu präsentieren (die Wahrscheinlichkeit ist in einigen Fällen jedoch tatsächlich erhöht), sondern zu inspirieren, welche Nischenthemen mit ETFs abgedeckt werden können und dadurch weitere eigene tiefergehende Recherche zu betreiben. Zur ersten Näherung für die Einschätzung der Performance, habe ich jeweils den MSCI ACWI als Benchmark herangezogen

Für Freunde von Aktien bieten diese auch eine gute Grundlage für die Recherche nach interessanten Aktien.

Beginnen wir auch gleich mit den fünf exotischen ETF.

1.) Automatisierungs- und Robotik-ETF

iShares-Automation&Robotics-ETF
ISIN: IE00BYZK4552
TER: 0,4%

Überall ist von Digitalisierung und Automatisierung zu hören und lesen. Dieser global investierende ETF bildet Aktien ab, die vorwiegend in diesen Sektoren aktiv sind. Als Kriterium gilt, dass die im ETF enthaltenden Unternehmen mindestens 50% ihres Jahresumsatzes aus einem oder mehreren vordefinierten Sektoren in Verbindung mit dem Thema Automatisierung und Robotik generieren müssen. Diese fallen in folgende Kategorien: künstliche Intelligenz, Nanotechnologie und Produktionsrobotik.

Sobald der Gesamtumsatz eines Unternehmens aus den vordefinierten Sektoren unter 45% sinkt, wird es bei der nächsten Anpassung aus dem ETF entfernt. Im zugrunde liegenden Index, den der ETF abbildet können sowohl kleine, mittlere oder große Unternehmen enthalten sein als auch solche, die ihren Hauptsitz in Industrieländern oder Schwellenländern aufweisen.

Automatisierungs- und Robotik-ETF - exotische ETF

Quelle: comdirect.de

2.) Marihuana-ETF

Horizons Marijuana Life Sciences Index ETF
ISIN: CA44054J1012

Während es hierzulande noch verboten ist, wird in immer mehr Ländern der Anbau und Vertrieb des Rauschmittels Marihuana legalisiert. Rümpfen viele Menschen bei dem Gedanken von immer mehr kiffenden und geistig benebelten Leuten die Nase, wird oft die zunehmende Anwendung in der Medizin vergessen. Mit diesem in Kanada aufgelegten ETF, der Aktien der noch jungen Cannabis-Industrie abbildet, können auch deutsche Anleger von den lockeren Sitten in anderen Ländern profitieren.

Er repräsentiert die Entwicklung eines Korbs von Aktien nordamerikanischer Unternehmen, die mit den Aktivitäten der US-Marihuana-Industrie verknüpft sind. Die aktuellen Top-Unternehmen sind Aurora Cannabis Inc., Canopy Growth Corp. und Aphria Inc., wobei diese drei Positionen bereits mehr als 40% Gewicht im gesamten ETF aufweisen.

Dieser noch sehr junge ETF hat zwar in den ersten Monaten eine deutliche Wertsteigerung hingelegt, jedoch gibt es tägliche Schwankungen im deutlich zweistelligen Prozentbereich. Daher ist dieser ETF wohl der spekulativste in dieser Aufzählung, zumal auch regulatorische Eingriffe seitens des Staates immer mal wieder zu drastischen Rücksetzern führen.

Quelle: comdirect.de

3.) Private Equity ETF

PowerShares Global Listed Private Equity Portfolio
ISIN: US73935X1954

Das Global Listed Private Equity Portfolio (Fonds) von PowerShares basiert auf dem Red Rocks Global Listed Private Equity Index (Index). Der Fonds investiert in der Regel mindestens 90% seines Gesamtvermögens in Wertpapiere, aus denen der Index besteht. Der Index umfasst Wertpapiere, ADRs und GDRs von 40 bis 75 Private-Equity-Gesellschaften, einschließlich Geschäftsentwicklungsgesellschaften (BDCs), Master Limited Partnerships (MLPs) und andere Vehikel, deren Hauptgeschäft darin besteht, in Privatbesitz zu investieren, Kapital zu verleihen oder Dienstleistungen für Unternehmen in privater Hand zu erbringen (zusammen: börsennotierte Private-Equity-Gesellschaften). Der Fonds und der Index werden vierteljährlich neu gewichtet und neu zusammengestellt.

Für Privatanleger ist es im Standardfall nicht möglich, ohne Zustimmung des Inhabers in außerbörsliche Unternehmen zu investieren. Die direkte Firmenbeteiligung basiert auf gegenseitigem Vertrauen und bedarf der Zustimmung des Eigentümers. Solch ein ETF, eigentlich ist es auch von den Gebühren her ein Fonds, ermöglicht für alle Privatanleger zumindest den indirekten Zugang zu solchen Investments. Nachfolgend die Kursentwicklung des Investments von PowerShares in Euro und ohne die ausgeschütteten Erträge.

Quelle: comdirect.de

Ähnlich wie der Kurs schwanken auch die Erträge beträchtlich, können aber in einzelnen Jahren durchaus sehr üppig sein. In der Übersicht die Ertragsrendite der zurückliegenden vier Jahre.

Ertragsrendite
2014: +14,2%
2015: +5,8%
2016: +4,4%
2017: +10,0%

Rund 25 bis 30% Kursanstieg in den letzten 5 Jahren sind zwar nicht überragend, aber durchaus ok, erst recht, wenn gleichzeitig der Ertrag stimmt. Zuletzt war es so, dass die höchsten Erträge in den Jahren mit eher wenig Kursanstieg erfolgten.

Exotische ETF auch als Video

4.) Multi-Faktor-ETF

iShares Edge MSCI World Multifactor ETF
ISIN: IE00BZ0PKT83

Sogenannte Faktoren, das sind Indizes die nach feststehenden Kriterien lediglich eine gewisse Auswahl an Aktien aus dem gesamten Universum aufnehmen, haben in der Vergangenheit in einem Zeitraum von mehr als 10 Jahren des MSCI World outperformt. Seit einigen Jahren versuchen nun ETF-Anbieter den erzielten Erfolg auch in die Praxis umzusetzen. Wer als Anleger nicht auf mehrere Faktor-ETF zurückgreifen möchte, wählt gleich einen Multi-Faktor-ETF aus. Dieser vereint mehrere Gewinnerstrategien in einen ETF. Der Multifaktor-ETF von iShares konnte in den letzten zwei Jahren gegenüber dem gemäß Marktkapitalisierung gewichteten Index des MSCI ACWI noch nicht davonziehen. Das ist aber eigentlich ein gutes Zeichen, denn nach einer Phase des Gleichlaufs steigt die Chane einer Outperformance des Multifaktor-ETF. Mehr zu den Hintergründen über Faktor-ETF in diesem Artikel über Smart-Beta-Strategien.

Quelle: comdirect.de

5.) ETF von Unternehmen, die eigene Aktien zurückkaufen

Powershares Global Buyback Achievers UCITS ETF – USD DIS
ISIN: IE00BLSNMW37

Einer der Hauptgründe, warum Unternehmen Aktien emittieren ist der frische Zufluss an Kapital für Investitionen und Expansionen. Die Ausgabe von neuen Anteilsscheinen in Form von Aktien wirkt tendenziell dämpfend auf die Kursentwicklung der Aktien. Auf der anderen Seite kann irgendwann der Punkt kommen, an denen große Unternehmen ihre Anteilsscheine wieder zurückkaufen können. Diese Verknappung des Angebots wirkt tendenziell kurssteigernd auf den Aktienpreis. Daher sind Unternehmen, die Aktienrückkaufprogramme planen oder bereits durchführen für Investoren durchaus interessant.

Der Index des hier besprochenen ETF besteht aus Aktien von Unternehmen, die selbst Bestandteil des NASDAQ International BuyBack Achievers Index oder des NASDAQ US Buyback Achievers Index sind. – Der Index besteht aus Aktien von Unternehmen aus aller Welt, unter anderem auch aus den USA, die während der letzten zwölf Monate die Anzahl ihrer umlaufenden Aktien netto um 5 % oder mehr gesenkt haben; diese werden anhand spezifischer Kriterien ausgewählt.

Aktienrückkaufprogramm-ETF - exotische ETF

Quelle: comdirect.de

Noch einmal zur Erinnerung, dass diese exotischen ETF oder Nischen ETF lediglich als Beimischung eines bereits gut diversifizierten Portfolios zu sehen sind.
Info: Insgesamt zehn spezielle ETF wurden in diesen Tagen im Mitgliederbereich der Passiver Geldfluss Academy vorgestellt.

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