Jahresendrally – jetzt kommt die erfolgreichste Jahreszeit für Aktien

Es ist Oktober und damit steht die schönste Jahreszeit unmittelbar bevor. Nein, nicht unbedingt beim Wetter, aber statistisch gesehen am Aktienmarkt und dafür gibt es sogar einen Namen, und zwar Jahresendrally. Wie die Ergebnisse in der Zeit von Mitte Oktober bis zum Jahreswechsel in der Vergangenheit ausgesehen haben und welche möglichen Gründe hinter der Jahresendrally stecken, berichte ich in diesem Artikel.

An Warnungen vor einem bald bevorstehenden Crash oder gar längeren Bärenmarkt mangelt es derzeit nicht. Eigentlich wie immer würde ich sogar sagen und die Anzahl der Kommentare, dass der Gesamtmarkt bei Aktien höchstens nur noch ein bis zwei Jahre auf diesem Niveau verbleiben wird, ist durchaus hoch. Auch Begründungen gibt es immer genug, u.a. wie das Zurückfahren der Liquidität der wichtigsten Zentralbanken (wobei lediglich die US-Notenbank moderat restriktiv vorgeht), die durch Donald Trump initiierten Handelszölle).

Sehen Sie auch: Kommt jetzt ein Aktiencrash?

Gibt es jahreszeitliche Schwankungen am Aktienmarkt?

Auf der anderen Seite gibt es auch gute Gründe für keinen dramatischen Kurseinbruch am Kapitalmarkt. So sind die großen Indizes in Europa sowie in den Schwellenländern fair, teilweise sogar preisgünstig bewertet. Zum anderen wurden zuletzt lediglich in den USA neue Allzeithochs erreicht, während europäische und asiatische Aktienindizes schon etliche Monate korrigieren. Zudem kommen wir jetzt statistisch betrachtet in eine Zeit positiver Kursentwicklungen bei Aktien, nämlich der Jahresendrally. Denn schaut man sich die monatliche Kursentwicklung über viele Jahre hinweg an, so gibt es einige interessante statistische Auffälligkeiten.

Jahresendrally - Mittlere Performance Dow Jones Industrial Average je Monat seit 1896

Mittlere Performance Dow Jones Industrial Average je Monat seit 1896.

 

In der Grafik über die langjährige Monatsperformance des Dow Jones Industrial Average fällt auf, dass der September statistisch der schwächste Monat und der Dezember der erfolgreichste Monat ist. Die schwache Performance des September hängt im Wesentlichen von einigen wenigen Ereignissen mit drastischen Kursverlusten ab. So fielen beispielsweise die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York 2001 oder die Pleite der US-Großbank Lehman Brothers zum Höhepunkt der Finanzkrise 2008 in einen September-Monat. Auch im Oktober gab es in der Historie einige sehr schwache Monate. Da es jedoch gleichzeitig auch etliche Jahre mit positiven Kursentwicklungen gab, ist der Oktober statistisch betrachtet unauffällig.

Wie dem auch sei, ich habe mir die jeweiligen Schlusskurse vom Deutschen Aktienindex DAX jeweils am 15.Oktober und am ersten Handelstag des jeweiligen neuen Jahres seit 1990 angeschaut.
Das Ergebnis ist beeindruckend. An lediglich zwei Jahren (1990 und 2000) war die Kursveränderung nennenswert negativ, während es in immerhin 14 Jahren einen Gewinn von 5% und mehr gab, wenn man am 15.Oktober in den DAX eingestiegen wäre und bis zum Jahreswechsel investiert geblieben ist.

Hier die Einzelergebnisse (Performance DAX jeweils vom 15.10. bis 02.01. des Folgejahres):

 

Jahresendrally - Kursentwicklung des DAX-Performanceindex zwischen 15.10. und 02.01. des Folgejahres

Kursentwicklung des DAX-Performanceindex zwischen 15.10. und 02.01. des Folgejahres

 

Die Frage ist nun, ob man diese aus statistischer Sicht hohe Wahrscheinlichkeit für eine Jahresendrally mit Aktieninvestments timen sollte. Also jetzt in den nächsten Tagen z.B. Aktien-ETF auf große, marktbreite Indizes zu kaufen und diese zum Jahresbeginn oder spätestens vor den vermeintlich schwächeren Sommermonaten wieder zu verkaufen? Immerhin gibt es ja auch die vermeintliche Börsenweisheit: „Sell in May and go away“. In einem früheren Artikel hatte ich fünf Gründe genannt, warum ich im Sommer meine Aktien nicht verkaufe.

Wie soll man beim Aktien kaufen vorgehen?

Grundsätzlich gilt aus meiner Sicht, dass man praktisch zu jeder Zeit in den Aktienmarkt einsteigen kann, aber immer nur in Tranchen mit einem gewissen zeitlichen Abstand. Somit senkt man das Risiko zu teuer in den Markt einzusteigen. Was allerdings nicht ausschließt, günstige Gelegenheiten nach stark gefallenen Kurse zu nutzen. Da sich jedoch Aktien die meiste Zeit in Aufwärts- oder Seitwärtstrends befinden, könnte es sein, über viele Jahre hinweg überhaupt nicht am Kapitalmarkt investiert zu sein, wenn man nur auf stark gefallene Kurse wartet.

Zudem sind Aktien Firmenbeteiligungen, also echte Vermögenswerte, die in vielen Fällen auch für Privat-Investoren nicht nur gute Chancen auf eine mittelfristige Kurssteigerung, sondern einen regelmäßigen Ertrag in Form von Dividendenzahlungen bringen. Die Möglichkeit des schnellen Handels verleitet viele Menschen dazu Aktien oder auch Aktien-ETF relativ häufig zu kaufen und wieder zu verkaufen, wenn es mal nicht so läuft wie gewünscht. Dabei würde bei einer direkten Beteiligen an Firmen auch kaum jemand auf die Idee kommen seine Firmenanteile nach ein paar Wochen wieder zu verkaufen – analog bei Immobilien. Daher liegt mein Fokus auf das langfristige Investieren in Aktien und Aktien-ETF und mögliche jahreszeitliche Schwankungen sind mir dabei relativ egal.

Wie sieht es bei Ihnen aus? Achten Sie bei Investments in Aktien und Aktien-ETF auf jahreszeitliche oder andere Besonderheiten?

 

  • Die Zeiten einer knappen Kasse soll bei Ihnen der Vergangenheit angehören?
  • Ihr Geld soll endlich einmal hart für Sie arbeiten?
  • Sie möchten mehr zu passivem Einkommen erfahren?
  • Sie interessieren sich für Wege zur finanziellen Unabhängigkeit?
  • Sie möchten sich über den aktuellen Status der Aktienmärkte informieren?
  • Sie möchten Ihre Lebensqualität spürbar steigern?

Falls Sie mindestens eine Frage mit „Ja“ beantworten konnten, tragen Sie sich in einen der kostenlosen Newsletter von finanziell umdenken ein.

Zum Weiterlesen:

Das könnte Dich auch interessieren...

3 Antworten

  1. Portfolioanzweifler sagt:

    Zum Verständnis: Die Wahrscheinlichkeit, dass es im betrachteten Zeitraum eine Jahresendrallye gibt, ist korrekt angegeben. Man kann das aber nur handeln, wenn man jeden Herbst dabei ist.

    Man kann daraus nicht ableiten, ob es diesen Herbst so ist. Diese Wahrscheinlichkeit ist 0 oder 1, und aktuell sieht es eher nach 0 aus. Um von der Wahrscheinlichkeit zu profitieren, ist der wiederholte Handel nötig.

    Das Vorgehen der Notenbanken, um auf diesen Herbst einzugehen, kann verschieden beurteilt werden. So geht die Presse erstaunlich selten auf den Entzug von Liquidität durch die FED ein, sondern meist nur auf die Zinspolitik. Angesichts der bereits aufgebauten Hypothekenblase ist das durchaus sinnvoll, um diese langsam zu entschärfen, auch wenn die Auswirkung auf die Staatsverschuldung sehr problematisch ist. Auf der anderen Seite wird berichtet, die EZB würde die Anleihenkäufe verringern und bald einstellen. Das ist falsch! Die Ausweitung der Käufe wird verringert und gestoppt. Laufen Anleihen aus, wird sofort reinvestiert. Da das maximal erlaubte Volumen an gehaltenen Anleihen beinahe erreicht ist, gibt es auch gar keine andere Möglichkeit. Beide Notenbanken stehen also mit dem Rücken zur Wand. Da ist wenig Politik im Spiel und das ist kein ideales Umfeld für eines Jahresendrallye. Auf Italien und die emerging markets will ich gar nicht eingehen, wobei Italien prinzipiell eine Wahl hat, während die EM den point of no return bereits überschritten.

    Positiverweise muss man sagen: Klassische Dividendenaktien sind in nächster Zeit günstig zu haben. Im Vergleich mit z.B. Technologiewerten wird man feststellen, dass sie allerdings nicht so stark nachgeben: Klar, denn die generieren ja kontinuierlich cash flow. Im Gegenteil gibt es bei einigen Werten sogar eine Flucht in den sicheren Hafen.

    Wer kontinuierlich investiert, lernt jetzt direkt, mit Buchverlusten umzugehen. Der jüngste Kursverfall zeigt, dass kein Bärenmarkt droht: Wie sind vielmehr seit Jahresanfang bereits drin. Die Analyse der letzten 10 Jahre ist wenig hilfreich. Ich empfehle, sich die Zeit um 1998 anzusehen, um zu verstehen, wie die letzte Krise der emerging markets aussah. Wer kontinuierlich investierte, brauchte sehr lange sehr starke Nerven, aber wurde ein paar Jahre später reich belohnt. Das Dumme an Krisen ist, dass man weder den Anfang, noch den Tiefpunkt oder das Ende erkennt, wenn es passiert.

    Kontinuierlich zu investieren, sichert immerhin einen durchschnittlichen Vorteil, nur könnte es sein, dass man längere Zeit feststellt, dass keine Investition dafür kein Geld verbrannt hätte. Damit muss man leben, um die Zeit zu erleben, wo unerwartete Gewinne anfallen.

    • LarsHattwig sagt:

      Vielen dank für die ausführliche Ergänzung. Im monatlichen Marktbericht der Passiver Geldfluss Academy https://passivergeldfluss.academy/ am 20 September vermutete ich folgende Reihenfolge: Erst Korrektur, dann Jahresendrally. Kann ja durchaus noch werden. 🙂 Ansonsten gilt natürlich weiterhin, dass man gewisse Regeln beim Investieren – egal ob Aktien oder Aktien-ETF – beibehalten sollte, also Sparpläne weiterlaufen lassen, auf Diversifikation achten, usw.

  2. Portfolioanzweifler sagt:

    Natürlich kann es noch so kommen. War’s Kostolany, der sagte, dass an der Börse nichts sicher wäre?

    Dennoch kann es nicht schaden, neue Anleger mit dem Gedanken des Marathons vertraut zu machen. Ja, es kann sein, dass man vier Jahre Geld konservativ anlegt und am Ende der vier Jahre nach viel Schmerz eine schwarze Null hat. Hier sind wenigstens teilweise ausschüttende Anlagen hilfreich, um den dauerhaften Wert eines solchen Investments nicht nur am Depotstand zu messen. 2019 wird aller Erwartung nach wechselhaft. Persönliche rechne ich irgendwo zwischen 2019 und 2020 mit einer akuten Krise der Schwellenländer. Auch in solchen Zeiten wird es mittelfristige Bullenphasen geben, die aber dann stets korrektiven Charakter haben. Wie gesagt, man kann aus 1998 viel lernen, nämlich wie langgezogen und volatil der Markt sein kann, oder wie lange vorher welche Kennzahlen das Theater ankündigten. Wer jetzt mit 30 oder 35 einsteigt, kennt nur kurze und heftige Krisen, die bald vorbei sind.

    Damit will ich niemand die Börse madig machen, aber finanzielle Kompetenz wird wichtiger als in den letzten Jahren und die emotionalen Ansprüche müssen gemeistert werden. Dein Blog wird sich meiner Vermutung nach irgendwann in Zukunft auch mit den mentalen Herausforderungen der Geldanlage beschäftigen und hier gibt es durchaus wertvolle Inhalte zu vermitteln.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert