Mit welcher Ertragsrendite können Einkommens-Investoren heute rechnen?

Mittlerweile ist es fast zehn Jahre her, als ich den oft gelesenen Artikel  „Merken Sie sich die Zahl 3,50 Euro“ geschrieben hatte. Es war eine Zeit, in der verschiedene Anlagestrategien in Aktien und Anleihen jede für sich auf irgendeine Weise erfolgreich war.

Einige Jahre später habe ich im Artikel Größenordnung der monatlichen Ertragsrendite bei Dividenden-Aktien eine Spanne von 2,17 und 3,50 Euro pro Monat angegeben pro 1.000 Euro investiertes Kapital. Damals stimmte die Gesamtrendite bei High Yield-Investments noch einigermaßen. Diese lag zwar leicht unter dem Marktdurchschnitt, wie zum Beispiel einem MSCI World-Index, aber das war angesichts der üppigen Ausschüttung in Ordnung. 3,50 Euro je 1.000 Euro investiertes Geld pro Monat war ein sogar noch defensiver.

In einer zweiteiligen Artikelserie möchte ich darauf eingehen, in welchen Fällen solche eine Ertragsrendite überhaupt noch erreicht wird und wie heute bei Investments mit einem gewissen Qualitätsniveau die Ausschüttungsrendite aussieht.

Seit etwa dem Jahr 2016 performen High Yield Investments deutlich schwächer.

Bis zum Jahr 2016 zeigten viele hochausschüttende Investments einen Kursverlauf, der seitwärts oder nur geringfügig ansteigend war. Denn es geht zwar hauptsächlich um eine ordentliche Ertragsausschüttung, allerdings sollte auch die Gesamtperformance stimmen. Absolutes Minimalziel ist natürlich eine Gesamtperformance von über 0 Prozent, wobei man eigentlich im Durchschnitt der Jahre eine ansteigende Gesamtperformance sehen möchte.

Seit 2016 war es allerdings so, dass der Ertrag im Großen und Ganzen zunächst noch etwa erhalten blieb, allerdings war in der Kursentwicklung vieler High Yield-Investments ein Abwärtstrend eingeleitet worden. Meist ließen ein bis zwei Jahre später auch Kürzungen des Ertrages nicht lange auf sich warten. Zuerst dachte ich, dass die Zinsanhebungen in den USA Ursache für diese Schwäche sei, aber auch nach den erneuten Zinssenkungen der US-Notenbank und erst recht nach dem Coronavirus-Crash war keine Erholung mehr zu sehen.

Bis mir irgendwann klar wurde, dass High-Yield-Aktien fast komplett unter  „Old Economy“ einzustufen sind mit entsprechend schwachen Wachstumschancen in der Zukunft. Das ist sogar noch die positive Formulierung. Einige Geschäftsmodelle werden sogar immer mehr an Bedeutung verlieren, wie man seit einigen Jahren am einstigen Dickschiff Exxon Mobil mitverfolgen kann und auch weiter sehen wird.

Aus den genannten Gründen nenne ich die hohe Ertragsrendite von über 3 Euro monatlich je 1.000 Euro investiertes Kapital heute auch nicht mehr, genauer gesagt nur noch selten, aber dazu mehr im zweiten Teil dieser Serie.

Um realistische aktuelle Werte für die Höhe der Ausschüttungsrendite zu erhalten, habe ich mir einige globale Aktien-ETF mit dem Fokus auf Dividenden-Aktien angeschaut.

  • iShares STOXX Global Select Dividend 100(DE)UCITS ETF (ISIN: DE000A0F5UH1)
  • Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF (ISIN: IE00B8GKDB10)
  • SPDR S&P Global Dividend Aristocrats UCITS ETF – USD DIS (ISIN: IE00B9CQXS71)

Als Benchmarkt habe ich den Vanguard FTSE All-World UCITS ETF – USD DIS ETF (ISIN: IE00B3RBWM25) ausgewählt.

Schauen wir uns die Gesamtrendite der letzten Jahre an. Alle ETF sind inklusive ausgezahlter Dividenden und in Euro umgerechnet.

Mit welcher Ertragsrendite können Einkommens-Investoren heute rechnen?

Vanguard FTSE All-World UCITS ETF – USD DIS ETF im Vergleich zu drei divividendenfokussierten ETF iShares STOXX Global Select Dividend 100(DE)UCITS ETF, Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF, SPDR S&P Global Dividend Aristocrats UCITS ETF – USD DIS – Weitere Erläuterungen im Text – Bildquelle: comdirect.de

In der Gegenüberstellung dieser ETF wird schnell eine Zwei-Klassen-Gesellschaft ersichtlich. Einmal die dividendenfokussierten ETF und dann der allgemeine Welt-Aktien-ETF, dessen Gesamtrendite in den sieben Jahren vom Herbst 2013 bis Herbst 2020 um rund 60% und mehr höher lag als die der drei anderen. Dabei verlief die Kurve der Gesamtperformance bis zum Jahr 2016 noch einigermaßen synchron, aber danach folgte eine markante Underperformance der dividendenfokussierten ETF

Der dividendenfokussierte Vanguard-ETF brachte hier noch die beste Gesamtperformance (orange), während der ETF mit globalen Dividenden-Aristokraten (blau) überraschend am schwächsten abschnitt. Der Select 100 ETF von iShares (violett) lag in der Mitte.

Die jeweilige Ertragsrendite im Jahr 2020 sah folgendermaßen aus (Werte nicht ganz exakt, da für Oktober bis Dezember 2020 eine Abschätzung erfolgen musste)

  • 4,3%: iShares STOXX Global Select Dividend 100(DE)
  • 4,2%: SPDR S&P Global Dividend Aristocrats UCITS ETF – USD DIS
  • 3,3%: Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF
  • 1,8%: Vanguard FTSE All-World UCITS ETF

Kommen wir nun zur Ausgangsfragestellung zurück, in welcher Höhe Ertragsrenditen heutzutage möglich sind?

Wenn wir uns die Auswahl hier anschauen, dann haben diese ETF in diesem Jahr eine Dividenden-Rendite zwischen 1,8 bis 4,3 Prozent p.a. brutto erzielt. Ich habe nur dieses Jahr berücksichtigt, weil hier die bisherigen Abschläge aufgrund der besonderen Situation in diesem Jahr mit enthalten ist. Möglicherweise steigt die Ertragsrendite im nächsten Jahr wieder etwas an, aber darauf wetten würde ich nicht unbedingt.

1,8 bis 4,3 Prozent Ausschüttungsrendite pro Jahr brutto bedeuten nach Berücksichtigung der derzeit gültigen Kapitalertragssteuer und Solidaritätszuschlag 1,33 bis 3,18 Prozent netto. Umgerechnet auf jeden Monat sind das also 1,11 Euro bis 2,65 Euro je angelegte 1.000 Euro Kapital.

Solche Zahlen wirken erst einmal sehr mickrig, daher kehre ich zurück zur üblichen Betrachtungsweise von 100.000 Euro investiertes Kapital. Dann sind monatlich 111 Euro (angelegt in einem Standard-Welt-ETF bis 265 Euro (angelegt in einigen dividendenfokussierten Aktien-ETF) zu erzielen.

Ein Millionär würde – falls er sein Vermögen in diese ETF anlegen würde – entsprechend einen monatlichen Ertrag von 1.110 bis 2.650 Euro erzielen.

Wie viel mittlerer Gewinn pro Monat ist überhaupt möglich?

Bislang lag der Fokus hier im Artikel auf die Ertragsrendite. Nun gab es in der Vergangenheit für Welt-Aktien-ETF rund 8% Gesamtrendite, und grundsätzlich gehe ich davon aus, dass in dieser Größenordnung auch zukünftig die Rendite von Welt-Aktien-ETF liegen dürfte. 8% sind der Durchschnittswert für einen Anlagezeitraum von mindestens 15 Jahren, da der Aktienmarkt bekanntlich stärker schwanken kann.

Eine Brutto-Rendite von 8% sind 5,925% Netto-Rendite pro Jahr. Bei investierten 100.000 Euro entsprechend 8.000 Euro Brutto-Ertrag und 5.925 Euro Netto-Ertrag, also 493 Euro pro Monat mittlerer Gewinn. In einem früheren Artikel bin ich auf „Regelmäßige Dividendenzahlung oder Auszahlungsplan ohne Kapitalverzehr„, also einem regelmäßigen Entnahmeplan schon ausführlich eingegangen.

Also würde ich die damalige Schlagzeile heute eher folgendermaßen benennen: Merke dir den Wert 2,65 Euro und 4,93 Euro

2,65 Euro ließe sich an monatlichem Ertrag je 1.000 investierte Euro erzielen und 4,93 Euro monatliche Entnahme pro 1.000 investierte Euro.

Das war der erste Teil der Artikelserie „Mit welcher Ertragsrendite können Einkommens-Investoren heute rechnen?

Im zweiten TeilMit welcher Ausschüttungsrendite können Einkommens-Investoren heute rechnen?“ verrate ich ETF mit einer weiterhin hohen Ertragsausschüttung und einem Dividenden-ETF, dessen Gesamtrendite in den letzten Jahren höher lag als die des Vanguard all-world ETF.

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3 Antworten

  1. Ben sagt:

    Hallo Lars,
    Interessanter Beitrag.
    Zählst du den iShares J.P. Morgan $ Emerging Markets Bond UCITS ETF auch zu „Old Economy “ ?
    gruß Ben

    • LarsHattwig sagt:

      Das ist ein Anleihen-ETF, der mit neuen oder älteren Unternehmen nicht viel zu tun hat. Aber im zweiten Teil der Serie wird er ebenfalls vorkommen. Noch ein klein bißchen Geduld 😉

      • Ben sagt:

        Ok bin gespannt , im ursprünglichen Artikel ging es ja um Aktien/Anleihen . Also Old Economy beziehst du jetzt nur auf Aktien, hab ich jetzt verstanden.

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