Warum Privatanleger in Börsenkrisen so viel Geld verlieren
In Börsenkrisen verlieren die meisten Anleger Geld, nicht selten sogar beträchtliche Summen. Um die Frage zu beantworten, warum Privatanleger in Börsenkrisen so viel Geld verlieren, müssen wir erst einen Schritt zurück gehen und die Zeit vor einer schwachen Wirtschaftszeit berücksichtigen. Findet am Kapitalmarkt ein längerer Aufwärtstrend statt, lockt dies auch etliche Interessenten an, die auf der Suche nach dem schnellen Geld sind. Ein Phänomen, was nicht nur auf Aktien beschränkt ist, sondern erst vor wenigen Monaten herrschte eine ausgeprägte Euphorie- und Übertreibungsphase bei Kryptowährungen – allen voran der Bitcoin. In den Social Media bekam ich damals laufend Anfragen von Bitcoin-Netzwerken, ob ich denn meine finanzielle Träume schon erreicht hätte. Die Leute hatten meistens selbst noch überhaupt gar nichts auf die Beine gestellt und erhofften sich durch Kryptowährungen den großen Erfolg. Mittlerweile ist es aus dieser Richtung wieder relativ ruhig geworden.
Da ich seit Ende 2011 regelmäßige Blogbeiträge veröffentliche, bei denen es häufig um den Kapitalmarkt geht, fällt mir alleine am Besucheraufkommen die Stimmung bei Privatanlegern auf. In Boomphasen ist das Interesse für Aktien und Aktien-ETFs deutlich höher als zum Beispiel in der letzten Korrekturphase 2015 bis Februar 2016. Auch in der derzeitigen Korrekturphase am Aktienmarkt ist das Interesse im Vergleich zum Jahreswechsel etwas zurückgegangen. Das ist für viele weniger spannend, als wenn der Markt pro Monat 5 bis 10% ansteigt.
In diesem Artikel möchte ich nun drei Gründe nennen, warum Privatanleger in Börsenkrisen so viel Geld verlieren.
Grund Nummer 1: Kurzfristiger Anlagehorizont
Durch einen Boom bei Aktien werden auch Menschen neugierig, die sich sonst wenig mit dem Kapitalmarkt beschäftigt haben. Geht es gleichzeitig auch noch sehr rasch aufwärts, ist das Interesse – oder besser gesagt die Gier – noch größer. Typischerweise kennen sich diese Leute wenig bis gar nicht aus, fragen in den sozialen Medien „Hey, ich bin neu hier, welche Aktien könnte Ihr so empfehlen?“, wobei ihnen gleichzeitig Themen wie Diversifikation, Risikostreuung und Money-Management weitgehend fremd sind. Sobald der Hochpunkt überschritten ist und die Kurse mehr abwärts als aufwärts tendieren, sind sie wieder aus dem Markt – oft mit Verlust – und gleichzeitig bleiben sie Finanzblogs und Social Media mit diesem Thema fern.
Die abgeschwächtere Form sind Menschen, die sich in zwei bis drei Jahren eine Anschaffung leisten wollen und dafür den Aktienmarkt nutzen. Es kommt dann, wie es kommen musste, wenn mit dem Gewinn die Anschaffung getätigt werden soll, ist überhaupt kein Gewinn mehr vorhanden, weil der Markt 10 bis 20% zurückgekommen ist.
Grund Nummer 2: Es gibt keinen richtigen Plan zum Investieren
Der zweite Grund, warum Menschen in schwachen Börsenzeiten Geld verlieren ist, weil sie keinen Plan haben, in welchen Fällen sie Aktien oder Aktien-ETF wieder verkaufen sollten. Der Anlagehorizont ist durchaus schon deutlich länger als die der Kandidaten aus dem ersten Grund. Ist die Börsenkrise jedoch erst einmal da, werden Kauf- und Verkaufsentscheidungen aus dem Bauch heraus getroffen und das führt in den allermeisten Fällen ohne viel Erfahrung zu Verlusten. Nicht selten stellen sie dann zusätzlich fest, dass sie keine Qualitätsaktien im Depot haben. War es in den einer Krise vorausgehenden guten Börsenjahren relativ einfach, rentable Investments zu finden – weil ja wie bei einer Flut quasi alles preislich angestiegen ist, ändern sich die Rahmenbedingung drastisch, sobald die Börsenparty zu Ende ist. Wird der Wind am Kapitalmarkt ruppiger, zeigt sich erst, was solide und qualitativ wertvoll ist.
Grund Nummer 3: Unerwartete nervliche Belastung
Der dritte Grund, warum Privatanleger in Börsenkrisen so viel Geld verlieren, ist eine unerwartete nervliche Belastung. Selbst kann ich mich noch gut daran erinnern, als ich während der Finanzkrise voll investiert war und mein Depot entsprechen blutrot aussah. Beim Blick in die Medien hörte ich nur so etwas wie: „Welche Bank wird morgen nicht mehr öffnen?“, „Die Kernschmelze des Finanzsystems steht unmittelbar bevor“, „Jetzt Aktien im Depot zu haben ist brandgefährlich“ usw. Alles Wissen, was man vorher über das strategische Investieren gehört und gelernt hatte, scheint in solchen Zeit nicht mehr zu gelten. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass die nervliche Belastung enorm hoch ist. Wer schon mehrere zehntausend oder gar hunderttausend Euro im Depot als (Buch-)Verlust sieht, schläft mitunter sehr schlecht und einfach aus den Gründen die emotionalen Schmerzen loszuwerden, entscheiden sich Anleger oft zum Verkauf. Damit ist der Verlust auch wirklich realisiert und das Geld ist unwiederbringlich weg.
Nur die wenigsten denken in solchen Zeit ernsthaft an den beherzten Kauf von Aktien, ebenfalls wegen der Sorge, dass der Markt noch deutlich weiter nach unten tendiert. Dabei sind große Krisen und generell Zeiten mit sehr niedrigen Asset-Preisen historische Kaufgelegenheiten, wie man sie vielleicht nur ein- oder zweimal im Leben bekommen wird. So gut wie alle heutigen Seminarleiter auf Erfolgsseminaren haben derartige Chancen genutzt. Ob beim Aktienmarkt, bei Immobilien oder direkten Firmenbesitz. Sie alle haben sehr günstig gekauft und dadurch grandiose Gewinne erzielt.
Welche Lösungen gibt es für Privatanleger?
Lösungen finden sich darin, in dem man diese drei Punkte aktiv angeht. Ok, erfolgreiche Trader haben einen kurzfristigen Anlagehorizont und sie sind auch schnell wieder aus dem Markt. Zudem wissen sie, wie man auch mit fallenden Kursen gutes Geld verdienen kann. Aber ein langfristiger Anlagehorizont nimmt einer Börsenkrise schon sehr viel von seinem Schrecken.
Lösbar ist auch Grund Nummer zwei. Es ist eine Illusion zu glauben, dass einem der große Gewinn zustößt, wenn man lediglich mit halber Kraft (oder noch nicht einmal das) unterwegs ist. Wer nachhaltig erfolgreich investieren will, der muss auch bereit sein, sich das notwendige Know-how anzueignen, was auch einiges an Zeit und (etwas) Geld für eine Investition in sich selbst benötigt.
Auch für Grund Nummer drei gibt es gute Lösungen, sowohl im Vorfeld einer schwachen Börsenzeit als auch währenddessen. Schon eine gewisse Streuung des Anlagekapitals (das haben beispielsweise sehr viele Anleger während der Dotcom-Blase nicht beachtet) schützt vor zu großen Verlusten. Wir gehen auf das Thema Schutz vor Krisen im Modul Portfolio-Management ausführlich in der Passiver Geldfluss Academy ein.
Wenn Sie gut durch die nächste schwache Börsenzeit kommen wollen, dann prüfen Sie die drei Gründe und arbeiten Sie ggf. daran. Denn irgendwann wird es wieder einen Börsenwinter geben, nur den Zeitpunkt kann niemand mit hinreichender Genauigkeit prognostizieren.
Sind Sie Einsteiger bei Aktien oder haben bislang noch nicht die gewünschten Erfolge am Kapitalmarkt erzielt?
Dann erfahren Sie im neu gestalteten Newsletter Einführung Aktien-Investments wertvolle Tipps, um an der Börse durch strategisches und langfristiges Investieren gutes Geld zu verdienen. Welche Vorteile Sie damit haben, lesen Sie auf der Seite Newsletter Einführung Aktien-Investments.
Zum Weiterlesen:
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Die drei Gründe klingen mir eher nach Symptomen, nicht nach Ursachen. Erfolgreiche Geldanlage in jeder Form braucht fachliche und persönliche Vorbereitung. Ich verweise gerne wieder auf Suzanne Grieger-Langer:
http://www.management-circle.de/blog/wie-sie-die-performance-ihres-teams-steigern-mit-den-modernen-ps-der-fuehrung/
Der Anleger ist hier mit sich allein, d.h. Führer und zu Führender. Unvorbereitet, ohne fachliche Kompetenz, ohne Analyse seiner Fähigkeit und Persönlichkeit, wird es nichts mit der direkt in Euro gemessenen Performance. Das klingt hart und hat so gar nichts mehr vom positiven Mindset als Weg zur finanziellen Unabhängigkeit, ist aber leider wahr.
Jeder Trade ist eine Entscheidung. Einer der Vorteile der Ertragsstrategie mit Qualitätsaktien bzw. ETFs ist, nur wenige Entscheidungen treffen zu müssen, weniger Druck durch Volatilität zu haben und Abstand zum Thema zu bewahren, und damit Abstand zur Auseinandersetzung mit Gier, Angst und Schmerz als Feinde rationaler Entscheidungen, die von Money management, technischer Analyse, Fundamentaldaten und dergleichen gesteuert sein sollten. Ich sehe das heute selten als Grund für den Erfolg erwähnt, erinnere mich aber, dass etliche Aussagen von Kostolany in die Richtung gingen.
Damit ist meine Antwort darauf, warum Privatanleger in Börsenkrisen so viel Geld verlieren: Weil sie im Gegensatz zu Profis oft unvorbereitet sind, und weil die Vorbereitung mehr als nur finanzielle Kompetenz umfasst. Alle Fehler kann man darauf zurückführen.