BlackRock plant aktiv gemanagte Aktien-ETF mit künstlicher Intelligenz
BlackRock plant aktiv gemanagte Aktien-ETF anzubieten, wobei das aktive Management durch künstliche Intelligenz erfolgen soll.
Die ursprüngliche Idee von börsengehandelten Indexfonds, den sogenannten Exchange Traded Funds – kurz ETFs – war es kostengünstig einen Index abzubilden. Also zum Beispiel den Welt-Aktienindex MSCI World, regionale Aktienindizes wie DAX, Dow Jones oder Euro Stoxx oder branchenspezifische Indizes, wie beispielsweise Technologie, Energie oder Telekommunikation. Vor Einführung der ETFs war dies lediglich über Zertifikate möglich, mit entsprechendem Emittentenrisiko oder einem durch Menschen aktiv gemanagten Aktienfonds, der eine höhere Gebühr kostete.
Als Folge der Indexfonds ist eine mittlerweile große Fraktion von Fans des passiven Investierens entstanden. Einige Finanz-Blogs haben das Investieren in Indexfonds als zentrales Thema ihrer Artikel.
Neben vielen Profiteuren, die nun einen einfachen, schnellen, diversifizierten und kostengünstigen Zugang zu diesen Investmentinstrumenten hatten, blieben jedoch zwei Gruppen, die hier noch nicht zufrieden waren. Zum einen Investoren, die systematisch – nicht zufällig für zwei bis drei Jahre – eine bessere Performance als der Marktdurchschnitt erreichen wollen und zum anderen die Finanzindustrie, weil die Gewinnmarge von solchen ETF nicht allzu hoch ist.
Auf der Suche nach der Outperformance gegenüber dem Welt-Aktienindex
Regelmäßig den Durchschnitt zu erzielen bietet ein gewisses beruhigendes Gefühl, denn man wird eben nicht alleine sein, wenn es mal nicht so gut läuft, und es ist einfach umzusetzen. Allerdings kommt die Welt nicht voran, wenn man lediglich „Durchschnitt“ als Ziel hat. Schon alleine der vorherige Satz wäre einen eigenen Blog-Artikel wert. Und so sind sowohl Privatanleger als auch professionelle Marktteilnehmer sehr daran interessiert eben besser zu sein als der Marktdurchschnitt.
Neben einigen anderen Gründen ist der Aufbau eines Depot aus einzelnen Aktien Ausdruck des Versuches bessere Resultate zu erzielen als MSCI World oder MSCI ACWI. Durch eine clevere Auswahl von Aktien ist dieses theoretisch auch möglich. In der Praxis gestaltet es sich jedoch alles andere als trivial, vorher die Gewinner von morgen zu ermitteln. Wer mal ehrlich versucht hat die Welt-Aktien-Indizes für mehrere Jahre hintereinander zu übertrumpfen, wird festgestellt haben, wie schwer dieses Unterfangen ist.
Derzeit besteht ein großer Preiskampf der ETF-Anbieter, um möglichst günstige Indexfonds für Anleger zur Verfügung zu stellen. Der jüngste Schritt von Vanguard, der sich mit günstigen Preisen in Europa breitmacht (in einer der letzten Newsletterausgaben und auf Facebook habe ich darüber berichtet) setzt den Trend fort. Hier lohnt es sich für die ETF-Abieter jedoch nur über große Mittelzuflüsse, d.h. zahlreiche Kunden. Wir kennen das Spiel des Preisdrückens aus dem Alltag der Lebensmitteldiscounter oder bei Telekommunikationsanbietern.
Der nächste Schritt war die Einführung von Faktor-ETFs, die auch als Smart-Beta-Strategien bekannt sind. Die Faktoren haben in der Historie tatsächlich den MSCI World systematisch überbieten können. Zu Faktor-ETF (Smart-Beta-Strategie ETF) habe ich zusammen mit Blogleser und Blogautor Chris ein eBook über die Hintergründe von Smart Beta Strategien und deren Anwendungsmöglichkeiten veröffentlicht.
RoboAdvisor und bald aktiv gemanagte Aktien-ETF werden spürbare Auswirkungen haben
Jetzt plant der Finanzriese BlackRock, unter dessen Leitung die bekannten iShares-ETFs im Markt sind, ETFs mit einem aktiven Management, allerdings nicht durch Menschenhand, sondern durch Roboter. Hier der Artikel von Blomberg zum Vorhaben von BlackRock. Aktives robotergesteuertes Management bei Aktien-ETFs hat folgende Konsequenzen:
1.) Die bereits seit Jahren unter Druck geratene Fondsbranche wird weiter leiden
Die Digitalisierung (angefangen bei ETFs, bis hin zu FinTechs und RoboAdviser) wird die Fondsbranche weiter zusammenschmelzen lassen. Eine profitable Daseinsberechtigung für aktives Fondsmanagement gibt es bereits jetzt nur noch, wenn eine interessante Nische besetzt wird, die ETFs nicht abdecken oder wer ein wirkliches System hat, um erfolgreicher Aktien zu managen als die Welt-Indizes, am besten auch noch die Faktor-ETFs zu outperformen oder wo man als Privatanleger nur mit irgendwelchen Nachteilen Aktien kaufen kann.
2.) Künstliche Intelligenz zieht in die Finanzindustrie ein
Erste Roboadvisor sind heute bereits auf dem Stand, dass hochwertige Anlageberatung bereits ohne den Mensch stattfinden kann. Scalable Capital oder Liqid gehören zu den bekanntesten und größten Anbietern. Zum Thema künstliche Intelligenz in der Anlageberatung mehr auch in diesem Artikel mit dem dort verlinkten Interview.
Mit den nun auch robotergesteuerten aktiven ETFs zieht die künstliche Intelligenz endgültig in die Finanzindustrie ein. Wie das Verfahren BlackRock konkret aussehen wird und ob es dann gelingen wird, bessere Anlageergebnisse als MSCI World, MSCI ACWI, Branchen-Indizes & Co zu erzielen und sogar noch die höheren Gebühren wettzumachen, muss erst noch abgewartet werden. In der Praxis wird es am Anfang erfahrungsgemäß noch einige Babykrankheiten geben, bevor diese Verfahren einigermaßen ausgereift sind.
3.) Zukünftig Aufteilung in drei Gruppen
Die Bevölkerung wird zukünftig grob in drei Gruppen einzuteilen sein. Einerseits die Leute, die durch Interesse und eigenes Wissen ihre Geldanlage selbst managen. Das dürfte auf einen Großteil der Leser von Finanz-Blogs zutreffen.
Die zweite Gruppe sind Anleger, die ihre Geldanlage per RoboAdvisor und mittelfristig auch in einer Form von Robo-ETFs anlegt. Bequem mit einigen Mausklicks dürften damit diejenigen eine Lösung gefunden haben, die sich nicht tiefergehend darüber informieren möchten. Es dürfte nicht mehr lange dauern bis auch Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum zum Anlage-Mix dazugehören. Denn 1.100% (Bitcoin) und 4.800% (Ethereum) Wertzuwachs innerhalb eines Jahres haben längst tiefe Spuren in der Finanz-Community hinterlassen.
Die dritte Gruppe werden diejenigen sein, die entweder kein Geld haben oder ihr Geld im Konsum möglichst schnell wieder loswerden wollen.
Strategische Weitsicht von BlackRock?
Vielleicht will BlackRock mit der Einführung von aktiven Robo-ETFs einfach auch nur Alphabet, Amazon, Apple, Facebook & Co zuvorkommen. Denn wenn diese Weltkonzerne erst einmal auf den Geschmack kommen sollten, in die Finanzindustrie einzusteigen, dürfte sich die Welt der Geldanlage noch einmal verändern. Technisch gesehen sollte es für sie kein Problem darstellen. RoboAdvisor ohne eine große Bank dahinter könnten dann ohne größere Probleme von den Konzern-Giganten geschluckt werden. BlackRock wäre allerdings ein doch zu großer Happen.
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2 Antworten
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