Drohen Risiken bei finanzieller Unabhängigkeit?

Eine in den letzten Wochen häufiger an mich gestellte Frage war, welche Risiken bei finanzieller Unabhängigkeit drohen. Kann die erreichte Unabhängigkeit oder sogar Freiheit auch wieder verloren gehen oder ist alles völlig sicher? Auf diese Fragestellung möchte ich diesem Artikel Antworten geben.

Zunächst einmal zur Erinnerung: Sind die wiederkehrenden Erträge nach erledigter Aktivität – auch passives Einkommen genannt – höher als die durchschnittlichen monatlichen Ausgaben, ist finanzielle Unabhängigkeit erreicht. Liegt das passive Einkommen deutlich über den Ausgaben, dann ist sogar finanzielle Freiheit erreicht worden. Eine anschauliche Definition gibt es im Artikel über den FFI, dem Finanzielle Freiheit Index

Finanzielle Freiheit Index (FFI) =  monatliches passives Einkommen / monatliche gesamte Ausgaben

Beide Größen, sowohl die wiederkehrenden Erträge als auch die monatlichen Ausgaben kann jeder zu einem großen Teil selbst bestimmen. Zum anderen setzen sich die wiederkehrenden Erträge im Standardfall aus unterschiedlichen Quellen zusammen. Eine Auswahl an Möglichkeiten für das Errichten regelmäßig wiederkehrender Einkünfte erhalten Sie auf der Seite: Was ist passives Einkommen?

So können einige Menschen schon alleine durch Absenken ihrer Ansprüche und damit Reduzierung der monatlichen Ausgaben finanzielle Unabhängigkeit erreichen. Der größte Hebel besteht natürlich bei den monatlichen Erträgen. Viele konzentrieren sich dabei auf Investments, also ansteigende Zahlungen aus Zinsen und Dividenden zu erhalten, bemängeln jedoch gleichzeitig, dass dies ziemlich lange dauern würde. Hier sollte man weitere Alternativen von der weiter oben genannten Webseite in Betracht ziehen. Kommen wir aber nun zu den Risiken, die durchaus bestehen, um finanzielle Unabhängigkeit oder gar finanzielle Freiheit wieder zu verlieren.



Risiko Nummer 1: Fehlende finanzielle Bildung

Fehlende finanzielle Bildung ist vor allem bei denjenigen ein hohes Risiko, die unerwartet zu Vermögenswerten oder einer größeren Geldsumme gelangt sind. Hier ist vor allem eine Erbschaft oder ein Lottogewinn zu nennen. Einige erben durchaus nicht nur ein beträchtliches Vermögen, sondern mitunter Wertpapier-Investments, vermietete Immobilien oder direkte Firmenbeteiligungen. Anstatt das erhaltene Vermögen für sich arbeiten zu lassen – mit 300.000 Euro können ohne Probleme 800 Euro (netto) pro Monat generiert werden – wird das Geld in den meisten Fällen unvernünftig verprasst. Bei Vermögenswerten braucht man in jedem Fall viel Know-how, sonst werden sowohl Ertrag als auch Wert der Investments, Immobilien oder Firmen absinken.

Weniger riskant ist dieser Punkt bei Menschen, die schrittweise zur finanziellen Unabhängigkeit gelangt sind. Diese benötigen ja zunächst ausreichende finanzielle Kompetenz, um überhaupt erst einmal dorthin zu kommen. Sie sind selbst bei größeren Rückschlägen oft in der Lage in einem überschaubaren Zeitraum finanzielle Unabhängigkeit wieder zurückerlangen.

Risiko Nummer 2: Investments – Gesetzesänderungen / höhere Besteuerung

Ein Großteil der Bevölkerung macht sich weder Gedanken um kluge Investments noch woher das Geld überhaupt kommt, einige möchten auch nicht viel tun für ihre Einkünfte. Gleichzeitig werden in den nächsten Jahren etliche hunderttausend, wahrscheinlich sogar Millionen von Menschen aufgrund der Digitalisierung ihren Arbeitsplatz verlieren. Zwar entstehen durch die Digitalisierung und Automatisierung auch viele neue Arbeitsplätze – das passiert jetzt schon – aber nur vergleichsweise wenige möchten sich mit diesem Thema beschäftigen. Die Politik wird einiges tun, um diesen Menschen zu helfen, wenn es auch vielfach durch Sozialleistungen geschieht. Es benötigt nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, woher die zusätzlich benötigten Gelder herkommen sollen. Politiker werden sich kunstvolle Bezeichnungen für zukünftig höhere Steuern oder Gebühren für Kapitalerträge einfallen lassen. Schon bei der aktuellen Reform der Investmentbesteuerung 2018 wird erst die Steuerklärung für 2018 konkrete Ergebnisse liefern, ob und – falls ja – an welchen Stellen hier schon eine erhöhte Besteuerung von Investmentfonds eingeführt wurde. Können Wertpapierbesitzer samt ihrer Vermögenswerte noch ins Ausland abwandern, sind Immobilienbesitzer noch leichtere Beute für höhere Abgaben.

Bereits in diesem Artikel hatte ich über eine Erhöhung der Kapitalbesteuerung berichtet. Sie halte ich wegen meiner obigen Ausführungen immer noch für sehr wahrscheinlich. Daher sollte jeder, dessen finanzielle Unabhängigkeit vorwiegend oder vollständig auf Investments fußt, nicht zu knapp kalkulieren, da sonst die erreichte Freiheit rasch wieder dahin sein kann.

Risiko Nummer 3: Online-Systeme veralten im Laufe der Zeit

Im Newsletter inklusive eBook über das automatisierte Verkaufssystem berichte ich darüber, wie mit den heutigen technischen Möglichkeiten Systeme errichtet werden können, die regelmäßigen Ertrag bringen. Ist ein System erst einmal aufgesetzt, muss man von Zeit zu Zeit jedoch an einigen Stellen etwas Nachjustieren oder mitunter Komponenten des Systems austauschen. Sonst besteht die Gefahr, dass Online-Systeme veralten. Das ist nicht einmal in erster Linie aus technischer Sicht gemeint, sondern auch dahingehend, dass die Anzahl der Anbieter solcher Systeme zunimmt, der Markt zumindest im Detail andere Anforderungen hat oder jemand bessere Lösungen anbietet.

Daher gilt auch hier, dass man am Ball bleiben muss, sonst wird die Ertragsquelle immer mehr versiegen.

Risiko Nummer 4: Webpräsenzen – Abhängigkeit von Gesetzen und Google

Als dieser Artikel erstellt wurde, herrscht gerade die heiße Phase zur Anpassung seiner geschäftlichen Aktivitäten an das in Kraft tretende Gesetz der DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung). So gut wie jeder Webseitenbetreiber musste sich darum mitunter intensiv kümmern, um keine Dissonanz mit bestehenden Gesetzen zuzulassen. Nun kann eine beliebte oder in Suchmaschinen gut gefundene Webseite ebenfalls zu einem passiven Einkommen führen. Hier muss ein Webseitenbetreiber nicht nur auf Gesetzesänderungen achten (was eher selten ist), sondern auch darauf, was Google als größte Suchmaschine am Such-Algorithmus ändert (passiert recht häufig). Reagiert man nicht darauf, wird die Webseite weniger frequentiert und dadurch versiegen auch eventuell darauf implementierte Einnahmequellen.

Risiken bei finanzieller Unabhängigkeit - Die eigene Psychologie ist ein Risiko, die bestehende finanzielle Unabhängigkeit wieder zu verlieren.

Die eigene Psychologie ist ein Risiko, die bestehende finanzielle Unabhängigkeit wieder zu verlieren. Quelle: pixabay.com

Risiko Nummer 5: Die eigene Psychologie

Selbst mit ausreichender finanzieller Bildung können eigene Entscheidungen negative Auswirkungen haben. Einige werden übermütig und gehen riskanter an die Sache heran. Andere ruhen sich auf ihren ersten Erfolgen aus und kümmern sich weniger um ihre Investments bzw. Systeme.

Dann besteht oft noch folgendes Risiko: Zunächst baut man Schritt für Schritt seine passiven Einkünfte auf. Mit dem Bewusstsein, wie viel schon erreicht wurde, neigen viele zur Vorsicht oder werden ängstlich, das bereits Erreichte wieder zu verlieren. Die Angst, und dadurch seine Vermögenswerte nur noch zu beschützen zu wollen, kann ebenfalls zu unglücklichen Entscheidungen führen. Zum übergeordneten Thema des Money Mindset sind auf dem Blog finanziell umdenken schon etliche Artikel erschienen.

Risiko Nummer 6: Eine Veränderung der eigenen Lebenssituation

Auch eine merkliche Veränderung der eigenen Lebenssituation kann ein Risiko für einst erreichte finanzielle Unabhängigkeit sein. Ein neuer Partner, die Entscheidung für ein Eigenheim oder eine Erkrankung können Ursache dafür sein, dass die einmal erreichte finanzielle Unabhängigkeit zumindest mittelfristig wieder verloren geht.

Oft werden in diesem Zusammenhang die monatlichen Ausgaben erhöht, so dass der oben gezeigte FFI wieder unter 1,0 sinkt.

Risiko Nummer 7: Wirtschaftskrise und Börsencrash

Eine deutliche Verschlechterung der wirtschlichen Situation kann in einem Online Business bestehende Ertragsquellen reduzieren. Auch 2008/2009 zur Zeit der Finanzkrise mussten etliche Unternehmen Umsatzeinbußen hinnehmen. Jedoch ergeben sich in Krisenzeiten immer auch Gelegenheiten für neue Ertragsquellen.

Bei einem Börsencrash oder Bärenmarkt haben selbst große Aktien-Indizes vorübergehend zwischen 30 und 60% an Wert verloren. Jedoch sinkt die Dividendenzahlung von Investments mit Qualität erfahrungsgemäß nicht im selben Maßstab. Hier betrug der temporäre Ertragsrückgang durch Dividendenzahlungen während der Finanzkrise zwischen 10 und 30%. Bei einer Wirtschaftskrise oder einem Börsencrash sollte man sich zumindest für ein bis zwei Jahre auf geringere Erträge als passives Einkommen einstellen.

Die größte Gefahr ist in solchen Situationen jedoch das bereits im Punkt 5 genannte Risiko. In schwierigen Zeiten ist es nicht einfach einen kühlen Kopf und die Emotionen im Griff zu behalten. Besonders bei Investments treffen hier viele Menschen Entscheidungen mit oft fatalen Folgen.

Fazit

In diesem Artikel habe ich versucht eine Auswahl einiger Risiken zusammenzustellen, die eine Bedrohung für eine einmal erreichte finanzielle Unabhängigkeit darstellen. Und hier wurde auch deutlich, dass ein zu 100% passives Einkommen selten ist. In vielen Fällen gelangt man jedoch nach einmal getaner Arbeit schon ein ziemlich großes Stück an diesen Wert heran, was wir im ArtikelDie Wahrheit über passives Einkommenbesprochen haben. Allerdings agiert immer noch irgendwo auf der rechten Seite des Cashflow-Quadranten, also im B- oder I-Quadranten, was eigene Aktivitäten überschaubarer, jedoch nicht obsolet werden lässt.

Dennoch ist das aus meiner Sicht kein Grund auf den Weg Richtung finanzieller Unabhängigkeit zu verzichten. Selbst wer nicht den kompletten Weg schaffen sollte, genießt bereits nach Absolvieren eines Teilstücks etliche Vorteile, wie im ArtikelWarum die kleine finanzielle Unabhängigkeit so wichtig istnachzulesen ist.

 

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3 Antworten

  1. SB sagt:

    Wichtige Ergänzung: Betrug, Kriminalität, bösartige Mitmenschen

    Wenn man Vermögenswerte besitzt weckt das Begehrlichkeiten. Gerade in Zusammenhang mit Punkt 2 dürfte die Wahrscheinlichkeit steigen daß jemand nicht drauf wartet daß der Staat einen alimentiert, sondern sich mit kriminellen Methoden aneignet was er meint daß es ihm ‚zusteht‘. Identitätsdiebstahl, Unterschriftenfälschung, Onlinebetrug, Kidnapping & Erpressung könnten in Zukunft zunehmen.

    Desweiteren wird der Status finanzieller Freiheit in den Mitmenschen schlicht Neid wecken. Es gibt genug bösartige Leute denen es für ihr Ego auch reicht jemandem seine Lebensgrundlage zu zerstören. Es gibt etliche Fälle wo bösartige Verwandtschaft mit Lügengeschichten dauerprozessieren; man zwar vielleicht gewinnt, aber durch explodierende Rechtskosten trotzdem ruiniert ist, oder im schlimmsten Falle verliert und zahlen darf.

    Die beste Verteidigung hier dürfte Unscheinbarkeit sein. Wenn niemand weiss daß man Millionär ist kommen sie auch nicht auf Ideen daß man da was holen kann. Der frugale Lebensstil unterstützt das sehr.

    • LarsHattwig sagt:

      Vielen Dank für die Ergänzungen. Neid kann wirklich einige Leute zu negativ angetriebenen Handlungen führen. Ein dauerhaftes Verstecken ist auch nicht anzustreben.
      Wenn es geht, sollten sich finanziell unabhängige Menschen mit Gleichgesinnten umgeben. In solchen Runden inspiriert man sich bzw. hilft sich im Standardfall gegenseitig, anstatt anderen zu neiden.

  2. Michl sagt:

    Vereinsamung ist leider eine sehr große Gefahr von „erarbeiteter“ finanzieller Unabhängigkeit.

    Der Neid und die Reaktionen der gewohnten Mitmenschen machen ein Zusammenleben sehr schwierig. Man gehört einfach nicht mehr dazu, wenn die Bekannten arbeiten gehen müssen (!) und mit Schulden und anderen finanziellen Problemen belastet sind.

    Optimal ist es gleichgesinnte Menschen zu finden, was jedoch in einer ländlichen Gegend nahezu unmöglich ist. Ein Umzug deswegen ist für die Familie eine ziemliche Belastung, zumal wenn Kinder da sind.

    Manchmal ist es nicht leicht ein Selfmade-Multimillionär zu sein.

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