Wie soll ein Geldanleger bei neuen Allzeithochs vorgehen?
Schon seit vielen Wochen und Monaten zeigt sich ein ähnliches Bild. Der Aktienmarkt eilt von einem neuen Hoch zum nächsten und insbesondere bei den US-Indizes sind dies auch jeweils neue Allzeithochs. Der lange Aufwärtstrend locket immer mehr Privatanleger in den Markt, die eigentlich auf einen Rücksetzer warten. Die Angst etwas zu verpassen wird auch FOMO (Fear Of Missing Out) genannt.
Gleichzeitig mehren sich Warnsignale, dass die Serie an neuen Bewegungshochs bei den Aktienkursen abreißen könnte. Oft geht dann gleichzeitig die Angst umher, dass gerade nach dem eigenen Einstieg in Aktien ein stärkerer Kursrückgang eintreten könnte.
Auf die Frage, wie du als Anleger jetzt noch von dieser Marktsituation profitieren kannst, ohne dabei zu viel Risiko einzugehen, gebe ich dir in diesem Artikel Antworten.
Zunächst einmal muss unterschieden werden, ob du bereits in Aktien investiert bist, ob das langfristig geplante Investments sind und warum du diese Aktien gekauft hast. Gehen wir einmal einige Varianten durch.
Was tun, wenn du bereits investiert bist?
Wenn du Sparpläne auf MSCI World, MSCI ACWI, S&P 500 & Co angelegt hast, dann besteht kein Handlungsbedarf. Die Sparpläne lässt du auch (ich müsste besser sagen: gerade jetzt) bei fallenden Kursen weiterlaufen, da du ja dann mehr Anteile für dein Geld bekommst. Auch wenn du derartig breit diversifizierte Aktien-ETF ohne Sparplan im Depot hast, gibt es – nur wegen der aktuellen Marktlage – kein Grund irgendetwas daran zu ändern.
Generell werden Freunde das passiv Investierens mit einer strategischen Asset Allocation lediglich im Rahmen des Rebalancing aktiv.
Falls du Aktien hauptsächlich wegen einer Dividendenzahlung oder Qualitäts-Aktien als langfristiges Investment im Depot hast, sehe ich ebenfalls so gut wie keine Handlungsnotwendigkeit. Einzige Ausnahme: Du wolltest dich eh von einer Aktie trennen und wartest auf einen mutmaßlich günstigen Ausstiegszeitpunkt. In diesem Fall können neue Allzeithochs Gelegenheit zum Verkauf bieten.
Eine Alternative ist das Setzen eines relativ dichten Trailing-Stop, um letztendlich den Markt entscheiden zu lassen, wann du verkaufst. Sollte diese Aktien doch noch eine Weile steigen, profitierst du mit weiteren Zugewinnen so lange, bis der Aufwärtstrend dreht und du ausgestoppt wirst. Zur Erinnerung: Ein Trailing-Stop folgt dem Kursanstieg mit dem von dir vorgegebenen Abstand. Sollte der Kurs drehen, bleibt die Verkaufsorder hingegen stehen und wenn sie erreicht wurde, wird das Investment verkauft.
Damit kommen wir auch schon zu den etwas kürzeren Anlagehorizonten bzw. zu den aktiveren Anlagestrategien.
Trendfolger haben im Standardfall eine mentale oder reale Stop-Loss-Order unter dem letzten markanten Bewegungstief platziert – manche nutzen auch gleitende Durchschnitte oder andere Indikatoren. Daher gehen diese bei einem längeren oder deutlichen Rückgang eh „automatisch“ aus den meisten Aktieninvestment heraus. Allerdings – und das ist das Schöne an dieser Vorgehensweise – bleiben Trendfolger so lange im Markt, bis der Trend dreht. Wie wir alle wissen, kann ein Trend unvorstellbar lange andauern – zehn Jahre Abwärtstrend bei der Deutschen Bank oder eine Verzehnfachung des Kurses von Tesla sind gute Beispiele, obwohl im Fall von Tesla bereits 2019 die Meinung vorherrschte, dass der Aktienkurs zu hoch sei.
Wer Positionstrading betreibt, hat sowieso seine Ausstiegsregeln.
Was machen Neueinsteiger?
Kommen wir nun zu den bisherigen Marktbeobachtern, also denjenigen, die ausschließlich oder zumindest überwiegend an der Seitenlinie standen und jetzt wegen des andauernden Aufwärtstrends irgendwie dabei sein wollen.
Was ich in diesem Fall nicht machen würde, wäre mit einem sehr großen Betrag oder womöglich mit der gesamten verfügbaren Liquidität in den Markt zu gehen. Das halte ich in den allermeisten Fällen für keine gute Idee, erst recht nicht für Einsteiger. Viele argumentieren hier mit dem langfristig positiven Erwartungswert. Das mag für einen global gestreuten Aktien-ETF ja noch zutreffen, für eine einzelne Aktien jedoch nicht unbedingt.
Wer 5.000 oder 10.000 Euro in einen weltweit diversifizierten Aktien-ETF einbringt, wird es in den meisten Fällen gut überstehen, falls kurz nach dem Investieren aufgrund eines Kursrückgangs nur noch 4.000 oder 8.000 Euro vorhanden sind. Wenn von 100.000 Euro jedoch nach kurzer Zeit nur noch 80.000 Euro oder von 500.000 Euro nur noch 400.000 Euro als Depotwert angezeigt werden, verstehen die meisten Neueinsteiger spätestens hier keinen Spaß mehr.
Die meisten Fehler an der Börse treten deshalb auf, weil man keine Strategie hat und noch häufiger, weil einem die eigene Psyche einen Streich spielt. Wer als Einsteiger mit einer größeren Summe Geld investiert ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit bei einer Korrektur am Aktienmarkt recht hoch, dass einige aus Unerfahrenheit oder aus Angst noch mehr Geld zu verlieren, den Verlust realisieren und mit Verlust der Börse wieder den Rücken zukehren.
Wer wirklich erst seine ersten Schritte in Aktien gehen möchte, dem würde ich kleinere Investitionen oder einen Sparplan auf einen breit gestreuten Aktien-ETF vorschlagen. Weiter oben hatte ich einige genannt.
Wer Aktien kaufen oder noch welche hinzukaufen möchte, der nimmt sich seine Aktienauswahl am besten in eine Watchlist und wartet einen vollendeten Rücksetzer im Aufwärtstrend ab, also wenn die Aktie wieder zu steigen beginnt (siehe auch Trendfolge-Strategien). In diesem Moment investiert er die erste von zwei oder drei Tranchen. Ein Vorgehen, was sich derzeit in noch viel stärkerem Maß bei Kryptowährungen anbietet.
Für Geduldige: Limitorder platzieren
Wer etwas Geduld mitbringt, kann mit einer Limitorder deutlich unter dem aktuellen Kurs erfolgreich sein. Am Tag der Veröffentlichung dieses Artikels fiel der Kurs des Bitcoin innerhalb kurzer Zeit von über 57.000 US-Dollar auf fast 47.000 US-Dollar, um innerhalb einer Stunde wieder einen Großteil seines Rückgangs aufgeholt zu haben. Wer hier jetzt unter 50.000 eine Kauf-Limit-Order platziert hat, wird sich bereits am selben Tag über den schönen Gewinn gefreut haben. Dieses Vorgehen habe ich in der Vergangenheit auch bei Aktien schon einige Mal erfolgreich anwenden können.
Natürlich kann es vorkommen, dass man etliche Tage oder Wochen auf solch ein Ereignis warten muss, manchmal bleibt es sogar auch aus.
Fazit Vorgehen bei Allzeithochs bei Aktien
Niemand weiß, ob der Kurs von Aktien in den nächsten Tagen auf- oder abwärts tendieren wird. Aus irgendeinem Grund dominiert jedoch die Angst, sobald ein Wertpapier ein neues Allzeithoch erreicht hat. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass beim Erreichen eines neuen Allzeithochs der Kurswert anschließend weiter steigt. In diesen Situationen auf einen größeren Rücksetzer zu warten, kann viel Zeit, Nerven und Geld kosten.
Vor allem gibt es immer irgendwelche Gründe, seine geplanten Aktieninvestments zu verschieben. Entweder ist der Kurs vermeintlich zu hoch oder nach einem Crash ist es mutmaßlich zu gefährlich. Dazu gibt es ein aktuelles prominentes Beispiel: Nach dem Blitz-Crash im März 2020 sind etliche Marktteilnehmer noch nicht richtig oder erst sehr spät eingestiegen.
Ein neues Allzeithoch ist grundsätzlich ein Kaufsignal. Daher gelten die oben aufgestellten Vorschläge nicht nur bei neuen Allzeithochs, sondern fast immer an der Börse.
Aus Erfahrung und eigener gemachter Fehler in der Vergangenheit ist es bei jedem Investments wichtig, vorher eine Strategie für Ein- und Ausstieg parat zu haben und diese konsequent zu befolgen. Zudem solltest du den Grund für dein Engagement in ein Investment kennen und von Zeit zu Zeit überprüfen, ob dieser Grund noch gültig ist.
In der Passiver Geldfluss Academy gehe ich auf die hier kurz skizzierten Möglichkeiten detailliert ein. Dort erfährst du generell, mit Aktien und Aktien-ETF systematisch Vermögen und passives Einkommen aufzubauen, um finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen.
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