Ist Inflation wirklich unausweichlich?

Die meisten Marktbeobachter scheinen sich einig, dass wir vor einigen Jahren mit spürbarer Inflation stehen. Die üppige Liquiditätsversorgung des Kapitalmarktes und die Rückkehr zu einer gewissen wirtschaftlichen Normalität (u.a. höherer Energieverbrauch) nach weltweiten Lockdowns in Kombination mit Nachholeffekten der Menschen (bei Konsum, Tourismus und Live-Events) werden hauptsächlich als Gründe genannt.

Immerhin knapp 2,0% Teuerungsrate in der Eurozone und über 5% Preisanstieg innerhalb eines Jahres in den USA stehen aktuell zu Buche. Dies sei erst der Anfang und man müsse sich darauf einstellen, dass die Inflation bald sogar in den zweistelligen Prozentbereich hinauf schießt, ist häufiger zu hören und lesen.

Ein Teil der Inflationserwartungen bereits eingepreist

Der Kapitalmarkt reagierte auf die zumindest in diesem Jahr 2021 höhere Inflation schon im Winter 2020/2021 mit steigenden Rohstoffpreisen und einer ansteigenden Verzinsung der 10-jährigen US-Staatsanleihen auf 1,75%. Auf die ab November 2020 gestartete Aufholjagd der Value-Aktien hatte zumindest teilweise ein Inflationsszenario als Grundlage.

Neben der Sorge über einen stärkeren Wertverfall der Währungen Euro, US-Dollar & Co fürchtet der Kapitalmarkt bei steigender Inflationsgefahr eine Liquiditätsverknappung und nachfolgend auch Zinserhöhungen seitens der großen Notenbanken. Nach über zehn Jahren des billigen Geldes könnten dadurch Aktien und Anleihen weltweit unter Druck geraten.

Es ist gut, sich mit möglichen Szenarien in ein, zwei oder drei Jahren auseinanderzusetzen, aber dabei sollte aber auch der Blick auf die Gegenwart nicht verloren gehen. Wie in vielen Disziplinen benötigt es für eine gute Prognose zunächst einmal eine solide Analyse und Diagnose des aktuellen Zustands.

Dollar-Index in Abwartehaltung

Vor einigen Wochen hatte ich hier einen Artikel veröffentlicht, dass der Dollar-Index im langfristigen Bild vor einer Entscheidung stünde. Der Dollar-Index ist die Preisentwicklung des US-Dollar gegenüber einem Korb aus anderen Währungen, unter anderem Euro und Japanischer Yen. Wie im Chart zu sehen ist, befand sich der Dollar-Index nach dem Corona-Crash am Aktienmarkt in einer deutlich Abwärtsbewegung. Grund waren die starken Interventionen der US-Notenbank, die den zuvor eher starken US-Dollar besonders gegenüber anderen Währungen schwächte.

Ist Inflation wirklich unausweichlich? - Dollar-Index

Die Entwicklung des Dollar-Index vom Dezember 2019 bis Juli 2021 – Quelle tradingview.com

Die zunehmende Inflationsgefahr machte sich beim Dollar-Index dahingehend bemerkbar, dass dieser den Abwärtstrend in 2021 nicht fortsetzte und im Mai sogar ein höheres Bewegungstief generierte als zum Jahreswechsel. Nimmt man hier im 3 Tages-Chart auch den Ichimoku-Indikator zur Abschätzung des vorherrschenden Trends zu Hilfe, dann gibt es bereits erste „Kaufsignale“, auch wenn der Ichimoku-Indikator noch keinen eindeutigen Aufwärtstrend signalisiert.

Anders formuliert: Der Doller-Index wäre im großen Chartbild nun bereit für eine Trendwende hin zu einem Aufwärtstrend. Jetzt fehlen nur noch weitere Signale vom Markt und vor allem von der US-Notenbank, dass sie tatsächlich eine restriktivere Geldpolitik ansteuert. Allerdings könnte der Dollar-Index auch elegant wieder den Weg nach unten einschlagen oder zumindest eine Seitwärtsbewegung aufnehmen, falls weitere Inflationssignale ausbleiben sollten.

Aufwärtsdynamik bei US-Treasuries abgeflacht

Schauen wir als nächstes auf die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen. Diese erreichte im März 2021 einen historischen Tiefststand von 0,39%. Anschließend folgte eine zunächst langsame, ab Jahreswechsel 2020/2021 stärkere Aufwärtsbewegung. In der Spitze erreicht die Verzinsung der 10-jährigen US-Treasuries Ende März 2021 1,75%. 

Ist Inflation wirklich unausweichlich? - Verzinsung 10-jährige US-Staatsanleihen

Die Verzinsung der 10-jährige US-Staatsanleihen von Dezember 2019 bis Juli 2021. – Quelle: Tradingview.com

Anschließend folgte ein bis heute andauernder langsamer Rückgang bis auf 1,30% Mitte Juli 2021. Diese Bewegung mag einerseits eine technische Korrektur des vorherigen Anstiegs gewesen sein, aber sie signalisiert auch nachlassenden Inflationssorgen. Wie beim Dollar-Index sind aus charttechnischer Sicht sämtliche Wege offen, ohne dass der Chart ungesunde Bewegungen vollziehen müsste.

Gold und Bitcoin mit wenig Inflationssignalen

Die Entwicklung von zwei weiteren prominenten Assetklassen lassen aktuelle deutliche Inflationssignale vermissen. Zum einen konnte sich der Goldpreis bislang noch nicht nachhaltig aus seiner im August 2020 begonnenen Konsolidierungsphase befreien. Bei größerer oder breit angelegter Inflation würde Gold deutliche Signale für einen Anstieg zeigen. Aber auch das „digitale Gold“, in Form des Bitcoin beendete seinen vorläufigen Höhenflug im April/Mai 2021 und begab sich in eine starke Korrektur mit einer Halbierung der vorherigen Höchststände. Die zeitliche Nähe zur Konsolidierungsphase der Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen ist schon ziemlich auffällig. Sowohl Gold als auch Bitcoin sind Bestandteil der regelmäßig aktualisierten Börsenampel.

Im Artikel „Die Indikatoren für Inflation“ werden die wichtigsten inflationsrelevanten Daten regelmäßig aktualisiert. Im Zweifelsfall schaue ich mir lieber diese konkret vom Markt gehandelten Daten an, als zu sehr auf Meinungen von Marktbeobachtern zu hören. Diese Daten zeigen aktuell keineswegs einen sicheren Weg zu einer längeren oder höheren Inflation. Die Aussagen und möglichen Maßnahmen der Notenbanken in der Eurozone und in den USA in den letzten beiden Juliwochen könnten hier jedoch neue Impulse für den Markt geben.

Nur um das hier beschriebene noch einmal in das richtige Licht zu rücken. Wir haben derzeit eine moderate Inflation und diese dürfte sich mit Schwankungen in der nächsten Zeit auch fortsetzen. Das ist politisch durchaus so gewünscht und wird die seit Jahren andauernde finanzielle Repression (bei denen Anleger in Bankenanlagen, Tagesgeldkonten und Versicherungen systematisch ihr Geld verlieren) fortsetzen. Allerdings kann ich derzeit (noch) nicht erkennen, dass es zwingend eine deutlich weiter ansteigende Inflation in den zweistelligen Prozentbereich gibt.


Mehrfach pro Woche wird die Börsenampel mit den Tages-Charts des S&P 500, Gold, Bitcoin und Euro / US-Dollar aktualisiert. 

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