Erholung am Aktienmarkt nun auf mehreren Standbeinen – Sektorrotation

In den letzten Wochen gab es von allem im Technologie- und Gesundheitssektor eine ausgesprochen starke Erholungsrally. Selten war die Sektor-Differenzierung einmal größer als in den Wochen nach dem Aktiencrash aufgrund der Regierungs-Maßnahmen zur Eindämmung des Covid-19 Virus. Viele Aktien aus der „Old Economy“ kamen im April und Mai vom Kurswert her nicht so richtig vom Fleck, während Aktien von Online-Diensten, Technologie-Werten allgemein, Gesundheit oder Lieferservices oft sogar neue Allzeithochs erreichten. Im Artikel „Welcher Aktien-Index ist jetzt eigentlich aussagekräftig“ hatte ich auf die unterschiedliche Entwicklung diverser Aktien-Indizes hingewiesen.

Wenn eines an der Börse sicher ist, dann die Tatsache, dass sich Gegebenheiten und Verhalten von Börsenkursen stets in gewissen Abständen ändern. Insofern muss man als Marktteilnehmer immer auf Überraschungen gefasst sein. Das mag einen breit diversifizierten langfristigen Investor vielleicht nur am Rande interessieren, für alle, die in kürzeren Zeitfenstern im Markt unterwegs sind, ist diese Aussage jedoch für die eigene Risikobegrenzung wichtig, um nicht in finanzielle Engpässe zu gelangen.

Eine besonders drastische Sektorrotation fand am Dienstag, 26.Mai 2020 statt. Die bisherigen Verlierer wie Flugesellschaften, Flughafenbetreiber und vor allen Finanzdienstleister legten eine regelrechte Rally hin. Auf der anderen Seite mussten die Gewinner-Aktien der letzten Wochen teilweise deutliche Verluste hinnehmen. Es floss demnach Geld aus Tech-Werten in andere Branchen bzw es floss weniger Geld in Tech-Werte und Gesundheits-Aktien als in andere Branchen. Stellvertretend für diesen Vorgang zwei typische Vertreter der genannten Branchen im direkten Vergleich.

Die Aktie von Nvidia wurde von Beginn an abverkauft. Der Abwärtstrend im 15-Minuten-Chart (jede Kerze bedeutet die Zeiteinheit von 15 Minuten) hielt während des gesamten Tages an.

Erholung am Aktienmarkt nun auf mehreren Standbeinen - Nvidia

15-Minuten-Chart von Nvidia – Quelle tradesignalonline.com

Ganz anders das Bild bei der großen US-Bank JP Morgan. Nach dem Kurssprung am Morgen stieg der Kurs der Aktie den gesamten Tag weiter und korrigierte erst zum Handelsschluss ein wenig.

Erholung am Aktienmarkt nun auf mehreren Standbeinen - JP Morgan

15-Minuten-Chart von JP Morgan – Quelle tradesignalonline.com

Davon gab es gleich mehrere Beispiele, und so zeigte der gesamte Nasdaq 100- Index ein ähnliches Bild wie Nvidia, während Indizes mit weniger Technologie-Werten sich eher seitwärts oder sogar leicht aufwärts bewegten (so wie z.B. auch der deutsche DAX oder EuroStoxx 50).

Insgesamt performten europäische Aktien gleich an mehreren Tagen in dieser Woche besser als US-amerikanische. Dass unter dem Strich mehr Geld in die Eurozone floss, konnte auch am gleichzeitig steigenden Euro gegenüber dem US-Dollar abgelesen werden.

Derartige Sektorrotationen können oft innerhalb von einem Tag zum anderen passieren. Am 03. und 04. September 2019 gab es einen weitläufigen Abverkauf von bis dato gut performende Momentum-Aktien und damals floss das Geld in die bis dato im Jahr 2019 weniger gut gelaufenen Value-Aktien.

Im aktuellen Fall in der derzeitigen Woche zeigt mir, dass die Aktienerholung mittlerweile auf mehrere Beine verteilt wird. Denn die nun stattfindenden Lockerungen der Beschränkungen (auch auf wirtschaftlicher Ebene) aufgrund des Coronavirus lassen selbst bislang zur Defensive verordnete Geschäftsbetriebe wiederbeleben. Tech-Wert waren bislang auch so etwas wie das Auffangbecken der Notenbank-Liquidität. Das relativiert sich gerade, wird aber mittelfristig nichts daran ändern, dass Geschäftsmodelle der New Economy ziemlich wahrscheinlich die besseren Performance-Aussichten haben werden. 

The Trend is your Friend, daher würde ich mich nicht gegen den Trend stellen. Allerdings bietet sich in dieser Situation auch nicht an, jetzt „all-in“ zu gehen. Denn es wird noch überraschende Zweitrundeneffekte geben, die jetzt noch nicht unbedingt auf dem Schirm sind, daher würde ich eine kräftige Korrektur im Laufe des verbleibenden Jahres – spätestens nach den Wahlen des US-Präsidenten – mit einkalkulieren.

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2 Antworten

  1. MrAktie sagt:

    Hallo Lars,

    meine generelle Börseneinschätzung:

    Weltweit sind die Geschäfte nach wie vor weitestgehend zu (sinkende Umsätze), aber die Fixkosten sind konstant, bedeutet Gewinnrückgang.

    Das wird die überwiegende Mehrheit aller Unternehmen betreffen.

    Momentan erholt sich die Börse vom Crash im April, weil Hoffnungen auf einen Impfstoff überwiegen und wegen niedriger Zinsen (Anlagenotstand).

    Die Ergebnisse der Unternehmen (Aktien) werden im jetzigen Quartal einigermaßen katastrophal sein.

    Im Laufe des Jahres wird es sich wieder positiver entwickeln, aber nur langsam.

    Wie die Börse auf die unvermeidlich schlechten Ergebnisse für 2020 reagiert, ist unklar.

    Ich erwarte einen weiteren erheblichen Börencrash.

    Aber es wäre auch nicht das erste Mal, dass ich bei der Einschätzung der zukünftigen Börsenentwicklung falsch liege.

    Schöne Grüße

    Uwe

  2. Portfolioanzweifler sagt:

    Den fundamentalen Einwand liest man oft, aber Kurse sind Preise, keine Werte. Berge von Liquidität auf der Suche nach einer Anlage treiben die Preise, aber nicht die Werte, was gemeinhin als Inflation bezeichnet wird. Das ist ebenso fundamental wie eine Wertsteigerung.
    In jedem Trend gibt es Rückläufe, aber die Notenbanken haben sich auf Druck der Politik zur hemmungslosen Ausweitung der Geldmengen entschieden, und das sind Fundamentaldaten, auf die die Kurse reagieren.

    Zur Sektorrotation: Das kündigt im Allgemeinen einen Rücklauf an, oft erheblich vorher. Der Nasdaq 100 ist ja auch wirklich sehr gut (vor)gelaufen. Die Erleichterung der Banken über die heutigen NFP-Daten ist klar: Es spricht dafür, dass der Hypothekenmarkt nicht kollabiert. Viele Firmen machten im Crash Pressemitteilungen zur Liquidität, auch wenn noch genug da war, und einige mussten zugeben, ihre margin calls nicht decken zu können. Das war ernst und der fallende Goldpreis zeigte, wie jede Reserve liquidiert wurde. Der Druck ist nun kleiner und der Hypothekenmarkt zeigt eine erhebliche Erholung. Hier liegt eine Chance für die Dividendenstrategie, noch gut einzukaufen.

    Mit jedem Crash wird klar, dass die Politik nicht willens ist, Probleme zu lösen, sondern die Geldmenge ausweiten wird, bis das Finanzsystem kollabiert. Das wurde in der Geschichte schon zigmal mit stets gleichem Ergebnis gemacht. Aktien sind nicht der schlechteste Weg zur wirtschaftlichen Selbstverteidigung, allerdings wären Banken und Hypotheken im einem crackup boom nicht mein Favorit. Zum Glück ist es noch nicht so weit. 😉

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