Buy and hold oder Trendfolge?

Wer im Kapitalmarkt unterwegs ist, steht vor der Aufgabe irgendwann eine für sich passende Investment-Strategie zu finden. Da wäre zum einen die Frage, ob Aktien oder Aktien-ETF, ob das Ziel einer Ertragsverwendung oder eines Vermögensaufbaus im Vordergrund steht und ob man eine „buy and hold – Strategie“ nutzt oder lieber als Trendfolger im Markt agiert.

Global diversifiziert steigen Aktien über die Jahre und Jahrzehnte immer wieder an. Auf der Seite „Mit Aktien zum finanziellen Wohlstand“ ist eine entsprechende Grafik des US-amerikanischen Aktienmarktes seit 1870 zu sehen.

Daher ist es durchaus eine probate Strategie mit globalen Aktien-ETF oder mehreren regionalen Aktien-ETF mit „buy and hold“ langfristig Vermögen aufzubauen. Denn schwächelnde Aktien werden in den jeweiligen Indizes entsprechend ausgesondert und durch neue ersetzt.

Unternehmen können drastisch an Bedeutung verlieren

Und hier wird erkennbar, dass bereits bei einzelnen Aktien ein lebenslanges Halten im Depot nicht mehr so einfach ist wie bei global diversifizierten Aktien-ETF. Das wird auch dadurch verständlich, dass einst profitable Geschäftsmodelle auf einmal an Bedeutung verlieren oder gar obsolet werden können. Wir erleben es in verschiedenen Branchen erst mit der Globalisierung und jetzigen Digitalisierung immer wieder. So geraten sogar Banken oder Automobilhersteller mit einer jahrzehntelangen Erfolgsstory in diesen Jahren in die Defensive, was sich auch am Aktienkurs ablesen lässt. 

Selbst der prominente Stockpicker Warren Buffet, der seine Aktien oft jahrzehntelang hält, trennt sich gelegentlich auch von seinen Investments, wenn er dies für notwendig erachtet.

Fundamentalanalyse oder Chartanalyse?

Ein weiteres Thema speziell beim Aktienkauf ist, ob man seine Transaktionen lieber aufgrund von Fundamental-Analysen oder aufgrund von Kurs- und Chart-Analysen durchführt.

Die Fundamental-Analyse ist für viele Menschen der verständlichste Grund für den Kauf oder Verkauf einer Aktie. Wenn Umsätze und Gewinn seit Jahren ansteigen, die Profitabilität hoch ist oder die Aktie eines Unternehmens scheinbar günstig bewertet ist, dann liegt ein Kauf scheinbar auf der Hand. Wie die Erfahrung jedoch zeigt, kann eine Aktie oder eine gesamte Branche über viele Jahre günstig bewertet sein, ohne dass ein signifikanter Kursanstieg stattfindet. Die Automobilbranche in Deutschland mit einem KGV von deutlich unter 10 sind hier ein schönes Beispiel. Denn es kann sein, dass eine Branche zurecht unterbewertet ist und auch bleibt, weil hier dem Markt Zukunfts-Phantasien fehlen.

Auch aus anderen Gründen kann es eine ganze Weile dauern, bis eine scheinbar günstig bewertete Aktie anfängt, deutlich im Kurs zu steigen.

Steigt der Kurs einer Aktie hingegen merklich an, ist es für fundamental orientierte Anleger oft schwierig noch einen Einstieg zu schaffen, weil sie ja inzwischen vom Preis her angestiegen und damit teurer geworden ist.

Marktteilnehmer, die in diesem Fall via Charttechnik einen Aufwärtstrend erkennen, steigen in diesen Trend ein und sind so lange dabei, bis der Trend gebrochen ist. Sie nennt man auch Trendfolger, eine Untergruppe des Positionstradings. Ein einmal eingeschlagener Trend kann mitunter sehr viel länger andauern als man dies glauben mag. Da kann die Aktie noch so überbewertet sein, sie steigt dennoch weiter und weiter. Einige Beispiele kennen wir aus dem Technologie-Sektor, aber auch aus anderen Branchen.

Wann ist ein guter Verkaufszeitpunkt für Aktien?

Auch die Frage, wann man eine Aktie verkaufen sollte, stellt sich als fundamental orientierte Anleger. In Artikel „Wann sollte ich Aktien verkaufen„, habe ich einige Grunde zusammengetragen. Wer keine klaren Ausstiegskriterien für sich definiert hat, der läuft Gefahr, nicht nur seine erzielten Kursgewinne wieder komplett abzugeben, sondern dass die Aktien deutlich ins Minus läuft.

Buy and hold oder Trendfolge? Kurs-Chart von Altria

Die Aktien von Altria. Nach sieben Jahren Aufwärtstrend hat sich im Jahr 2017 ein Abwärtstrend etabliert und niemand weiß aus heutiger Sicht, wann er enden wird. Quelle der Grafik: comdirect.de

Als Trendfolger stellt sich die Frage nicht. Das Investments wird dann verkauft, wenn der Trend gebrochen wurde. Im Beispiel von Altria wäre ein Trendfolger etwa im Frühling 2018 bei etwas unter 70 US-Dollar aus dieser Aktie ausgestiegen, weil im Herbst 2017 das Bewegungstief nicht höher lag als das aus dem Herbst 2016 und zum Jahreswechsel 2017/2018 kein neues Hoch im Vergleich zum Frühling/Sommer 2017 entstanden ist.

Da ein Trendfolger hauptsächlich auf den Chart eines Investments inklusive einiger Indikatoren schaut, lässt sich dieses Vorgehen grundsätzlich auch auf andere Anlageklassen wie Devisen, Anleihen oder Rohstoffe übertragen. Und er kann zumindest mit Derivaten auch mit fallenden Kursen versuchen Geld zu verdienen.

Speziell am Aktienmarkt verlaufen Kursrückgänge oft ruckartig und sind somit gar nicht so einfach gewinnbringend zu handeln. Aber in anderen Anlageklassen lassen sich häufiger „ruhigere“ Abwärtsbewegungen finden.

 

Buy and hold oder Trendfolge? - Chart des Währungspaares Euro/US-Dollar

Von 2014 bis zur ersten Jahreshälfte 2019 gab es beim Währungspaar Euro/US-Dollar mindestens drei markante Trends, die man als Trendfolger gut handeln konnte. Quelle der Grafik: comdirect.de

Wer seine Anlagestrategie bei Aktien genauer analysiert, wird feststellen, dass er bewusst oder unbewusst zumindest Komponenten eines Trendfolgers anwendet.

Fazit

Bei mir ist es so, dass ich alle hier im Artikel beschriebenen Strategien selbst praktiziere. Sowohl das langfristige Investieren in ETF, das Investieren in Qualitätsaktien aufgrund von fundamentalen Gründen, meistens, um eine regelmäßige Dividende zu kassieren. Aber auch die Strategie des Trendfolgens nutze ich und fühle mich hier immer wohler. Die Hauptvorteile sind ziemlich klare Ein- und Ausstiegszeitpunkte sowie die höhere Flexibilität selbst in wirtschaftlich schwächeren Zeiten.

Speziell bei einer gezielten Aktienauswahl halte ich ein reines buy and hold nicht für die beste Anlagestrategie. Gut zuvor definierte Ausstiegszeitpunkte – entweder aus fundamentalen Gründen oder aus charttechnischen Gesichtspunkte – sind hier lebenswichtig, um nicht als Anleger hässliche Depotleichen anzusammeln. Aus der Erfahrung, in etlichen Depots hineinblicken zu dürfen, weiß ich, dass viele Anleger Depotleichen angesammelt haben.

 

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4 Antworten

  1. Marian sagt:

    Hallo Lars,
    erstmal vielen Dank für deinen tollen Blog. Ich lese ihn sehr gerne. 🙂

    Ist mit einer Trendfolge auch Momentum gemeint? Hierfür gibt es auch einen ETF von IShares. Wäre das aus deiner Sicht ein Kompromiss, statt selber auf Einzeltitel zu setzen?

    Viele Grüße und ein schönes Wochenende
    Marian

    • LarsHattwig sagt:

      Hallo Marian,
      danke für die Blumen 🙂
      Der Momentum-Faktor in ETF geht in diese Richtung. Allerdings liegt es außerhalb unseres Einflussbereiches, wie konkret Trends in den ETF umgesetzt werden. In diesem Artikel ging es tatsächlich vorwiegend um Investments in einzelnen Aktien. Bei ETF ist buy and hold aus meiner Sicht weiterhin eine gute Strategie.
      Dir ebenfalls ein schönes Wochenende!

  2. Uwe sagt:

    Hallo Lars,
    also ich mache „buy and hold“ .. und generell zum Verkauf … die Frage kaufen oder verkaufen stellt sich bei langfristigen Aktionären nicht … sie bleiben dem Unternehmen verbunden … auch in schlechten Zeiten … wer verkauft hat seine Hausaufgaben vorher nicht gemacht …. Aktien für immer … Krisen passieren … dazu ist die Welt insgesamt mittlerweile zu sehr miteinander verwoben und dementsprechend „dünnhäutig“ …fragil …. da helfen nur solide Informationen wie beispielsweise die langfristige Entwicklung von Dividenden Z.B beim DAX … das hilft bei der (vorherigen) Einschätzung einer Aktie …
    Schöne Grüße

  1. 19. August 2020

    […] und Profitabilität, vor allem aber auf einen intakten Aufwärtstrend. Ich betreibe hier eher Trendfolge. Wird der Trend nach unten gebrochen, frage ich mich: Was hat sich an den Zukunftsaussichten […]

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