Notenbanken geben weiter grünes Licht für Aktien!
Mit Spannung wurden in den zurückliegenden zwei Wochen die jeweiligen Notenbanksitzungen der europäischen Zentralbank EZB und vor allem der US-Notenbank Federal Reserve erwartet. Denn die Aktienhausse seit März 2020 bis heute ist zum großen Teil auf die gigantische Liquiditätsversorgung der weltweiten Notenbanken zurückzuführen. Sollten mehrere Notenbanken signalisieren, dass sie zur möglichen Eindämmung der Inflation ihre Aufkaufprogramme zurückfahren und möglicherweise sogar bald die Zinsen erhöhen sollten, dürfte dies eine deutliche Belastung der Aktienmärkte zur Folge haben.
Zunächst einmal zementiert die EZB die Politik des billigen Geldes. Das hatten die allermeisten Marktbeobachter noch so ähnlich erwartet. Hier war mehr die Frage, ob Christine Lagarde im weiteren Ausblick erste Hinweise auf ein Ende der lockeren Geldpolitik geben würde.
In der zurückliegenden Woche wurde es dagegen schon spannender. Denn zum einen lag die Inflationsrate in den USA zuletzt bei über 5% und in der vorherigen Fed-Sitzung gab Jerome Powell bereits ein grobe Prognose, dass die Leitzinsen im US-Dollar-Raum bis Ende 2023 auf etwa 1,0% ansteigen könnten. Allerdings die US-Notenbank hält zunächst noch an der lockeren Geldpolitik fest, zumal die Arbeitslosenzahlen, die die Fed zuletzt immer wieder hervorhob, in den letzten Wochen nicht deutlich genug abgesunken sind.
Der Aktienmarkt reagierte nicht allzu heftig auf diese Ereignisse und grundsätzlich gilt zunächst weiterhin, dass genug Liquidität als Rückenwind für Aktien zur Verfügung steht. Die Bilanzsumme der US-Notenbank zeigt die Mittelzuflüsse in den Kapitalmarkt recht eindrucksvoll.
Wie im früheren Artikel „Ist Inflation wirklich unausweichlich?„ erläutert, gingen die Inflations-Indikatoren zuletzt auch allesamt zurück. Das führte seit Mai insbesondere bei den Technologie-Aktien (u.a. zu sehen am Nasdaq 100 und TecDAX) zu einer Rally. Allerdings kam es jüngst selbst bei „Big Tech“ neben einigen hervorragenden Quartalszahlen (Alphabet, Apple) zu vereinzelten Enttäuschungen, wie bei Amazon.
Wie der nachfolgende Chart von Amazon zeigt, kam es zu einem Gap-down von 7% an nur einem Tag. Dabei wurde der zuvor gestartete Ausbruch über das alte Allzeithoch von September 2020 wieder negiert. Fehlausbrüche sind ein deutliches Zeichen für Schwäche bzw. dass die Zeit für ein höheres Kursniveau noch nicht erreicht ist.
Und hier könnte trotz der bislang noch geöffneten Geldschleusen der Notenbanken eine Abschwächung des Aufwärtsmomentums bei Aktien einsetzen. Denn auch die wachstumsfreudigen Technologie-Aktien werden zwischenzeitliche Verschnaufpausen einlegen, wie schon September und Oktober 2020 sowie Februar und März 2021 zeigten. Das mag den langfristigen Aufwärtstrend zwar nicht gefährden, aber es könnte temporär auch mal einige Wochen, vielleicht sogar Monate nicht nur aufwärts mit den Kursnotierungen gehen.
Wenn zusätzlich die Indikatoren für Inflation weiterhin fallen oder stagnieren, dann werden voraussichtlich auch Value-Aktien nicht besonders stark zulegen können, und ein Markt ohne einen richtigen Antreiber wird stagnieren oder sogar konsolidieren.
Noch ist es allerdings nicht soweit und viele Aktien von Wachstumsunternehmen befinden sich vorerst noch in einem intakten Aufwärtstrend.
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