Ein Aktiencrash kommt nicht ohne Vorwarnung!

Dieser Artikel fällt in die Rubrik: Glaube nicht alles, bevor du es selbst überprüft hast.

Die Angst vor einem starken Kursrückgang am Aktienmarkt ist derzeit häufig zu hören und lesen. Persönlich erwarte ich zwar keinen Crash bei Aktien, aber durchaus eine Korrektur am Aktienmarkt. Insgesamt sehe ich für 2020 sogar ein gutes Jahr auf Aktienanleger zukommen. Aber um dir ein wenig die Angst zu nehmen, möchte ich dir zeigen, dass es einige Warnungen vor solch einem durchaus seltenen Ereignis gibt.

Denn die gängige Meinung ist, dass ein starker Einbruch am breiten Aktienmarkt stets überraschend kommen würde. Sozusagen ein Crash aus heiterem Himmel.

Schaut man sich die Kursentwicklung der großen Crashphasen der letzten 100 Jahre einmal genau an, so gab es stets Vorzeichen. Damit meine ich gar nicht einmal nur die Fundamentaldaten, sondern der Chart eines großen Aktienindex selbst gibt schon deutliche Warnsignale.

Dazu habe ich mir die Charts des US-Aktienmarktes Dow Jones Industrial Average und S&P 500 in der Zeit vor den Crashphasen 1929, 1987 und 2008 angeschaut.

Der Aktiencrash 1929 und die Weltwirtschaftskrise

Beginnen wir mit 1929, eine Zusammenfassung der Charts auf http://www.taprofessional.de/ausgaben/Crash-von-1929.htm . Damals gab es in den zwanziger Jahren eine Aktienhausse, die ab 1928 in eine Übertreibungssituation überging. Nach dem Hochpunkt im August 1929 – der als solcher zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht bekannt war – kam es zu einer Korrektur bis Anfang Oktober 1929. Anschließend stiegen die Aktienkurse wieder an.

Aktiencrash - Dow Jones im Jahr 1929

Dow Jones im Jahr 1929 – Quelle: taprofessional.de

Dieser Anstieg dauert nur eine Woche und anschließend fielen die Kurse erneut. Spätestens das Unterschreiten des letzten Tiefs bei 320 Indexpunkten vom 04.10.1929 war ein deutliches Warnsignal. Zwar deutet solche eine Entwicklung nicht gleich auf einen Crash hin, aber es sind zumindest noch einmal deutlich fallende Kurse ziemlich wahrscheinlich. In den letzten Oktobertagen gab es gleich mehrere Tage mit sehr starken Kursrückgängen, wobei der 29.Oktober 1929 stellvertretend als der „Crashtag“ auserkoren wurde.

Das eigentlich Schlimme war der anschließend lange Bärenmarkt bis 1932, in dem der Dow Jones von seinem Höchststand im August 1929 89%(!) an Kurswert verlor.

Der Jahrhundert-Crash des Dow Jones im Jahr 1987

Kommen wir zum bis heute größten Tagesverlust im Dow Jones, und zwar dem 19. Oktober 1987 mit minus 22,5% Kursverlust an nur einem Tag.

Auch damals gab es von 1986 an bis zum Sommer 1987 einen kräftigen Kursanstieg bei Aktien, erneut mit einem Hochpunkt im August und einer anschließenden Korrektur bis Ende September 1987.

Aktiencrash - S&P 500 im Jahr 1987

S&P 500 im Jahr 1987 – Quelle: comdirect.de

Hier war die anschließende Kurserholung ebenfalls von kurzer Dauer und bald fingen die Kurse wieder an zu fallen. Auch hier wäre des Unterschreiten des Korrekturtiefs von Ende September eine deutliche Warnung gewesen.

So schrieb der prominente ehemalige Hedgefonds-Manager Ray Dalio in seinem Buch: Die Prinzipien des Erfolgs, dass sein Team aufgrund der bereits fallenden Kurse schon einige Tage vor dem Crash Short-Positionen auf fallende Aktienkurse aufgebaut hatte.

Hier findest du einen detaillierten Chart des Dow Jones aus dem Jahre 1987 zur weiteren Analyse.

Der Aktien-Crash der Finanzkrise 2008

Den dritten Fall, den ich hier mit aufnehme ist die Finanzkrise 2008, die als die schlimmste Wirtschaftskrise seit 1929 gilt. Hier stiegen die Aktienkurse bis in den Herbst 2007. Von dort an bis zum Frühling 2008 fiel der S&P 500 bereits im mehr als 10%. Statistisch betrachtet sind schwache Jahresstarts bei Aktien ohnehin schon Warnsignale für ein schwaches Gesamtjahr bei Aktien

Aktiencrash - S&P 500 während der Finanzkrise im Jahr 2008

S&P 500 während der Finanzkrise im Jahr 2008 – Quelle: comdirect.de

So kam es bis zum Sommer 2008 zu einem Abwärtstrend mit immer niedrigeren Hoch- und Tiefpunkten. Hier „droht“ nach jedem Unterschreiten des vorherigen Bewegungstiefs ein stärkerer Kursrückgang, der ja im September 2008 schließlich auch stattfand.

Zusammenfassung und Gemeinsamkeiten der drei größten Crashjahre

Ein Crash am Aktienmarkt kommt – anders als eine Korrektur – in der Regel nicht über Nacht. In allen drei Fällen gab es im Vorfeld einen starken Kursanstieg, oft auch mit einer Übertreibungsphase. Nach dem Trendwechsel besteht das größte Risiko, wenn ein vorheriges Bewegungstief unterschritten wird. Hier gilt es je nach persönlichem Anlage-Stil entweder seinen Aktienbestand zu verringern oder Short-Absicherungen vorzunehmen. Nicht zu vergessen ist das jeweils höhere Zinsniveau als heute, denn die derzeit niedrigen Zinsen weltweit sind ein Argument gegen einen Crash bei Aktien.

Aktiencrash - S&P 500 mit einer Seitwärtsbewegung

S&P 500 mit einer Seitwärtsbewegung nahe am Allzeithoch – Quelle: nextmarkets.com

Neben dem in allen drei Fällen höherem Zinsniveau als heute, befinden wir uns derzeit nicht in einem Abwärtstrend. Nahezu alle großen Aktien-Indizes verlaufen aktuell in einer Seitwärtsbewegung, was im Gegensatz zu vergleichbaren Fällen vor einem großen Crash steht. Denn hier kam es nach einer langen Aufwärtsbewegung zu einem abrupten Trendwechsel mit fallenden Aktienkursen. Inmitten solcher Abwärtstrend ereigneten sich dann die sehr starken Kursrückgänge der letzten Börsencrashs.

Mir hat es zum erfolgreichen Überstehen der Finanzkrise sehr geholfen, dass ich Abläufe und vor allem auch das Umfeld solcher Ereignisse studiert hatte. Daher schau dir gerne diese Übersicht der Aktiencrashs an. Denn wer mit seinem Aktien-Depot unvorbereitet in eine Wirtschaftskrise gelangt, wird selten gute Entscheidungen treffen.

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4 Antworten

  1. Portfolioanzweifler sagt:

    Das ist alles richtig, aber es fehlt die Gegenprobe: Wann gab es diese Vorzeichen und danach keine Korrektur? Und wie kann man die Vorzeichen formal soweit fassen, um das prüfen zu können? Ohne das bleibt der Artikel unter Deinem normalen Niveau, sorry.

    Ein formaler Ansatz eines nicht besonders tollen Vorwarnsystems benutzt die 1- und 10-jährigen US T-Bonds. Rohdaten gibt es bei https://www.treasury.gov/resource-center/data-chart-center/interest-rates/pages/textview.aspx?data=yield

    Eine Inversion der Zinssätze kündigt große Korrekturen oder Crashs an:

    Datum Y1 Y10

    1998-09-21 4.71 4.69

    1998-10-05 4.18 4.16

    2000-03-20 6.23 6.18
    2001-01-02 5.11 4.92

    2005-12-27 4.35 4.34
    2006-03-29 4.83 4.81

    2006-06-06 5.03 5.01
    2007-08-08 4.89 4.84

    2019-03-22 2.45 2.44
    2019-03-28 2.40 2.39

    2019-05-23 2.32 2.31
    2019-06-03 2.11 2.07

    2019-08-05 1.78 1.75
    2019-10-08 1.62 1.54

    Teilweise leider deutlich zu früh. Ganz recht, wir wären eigentlich dran, aber vielleicht auch erst in 1-2 Jahren. Das kann man so nicht short handeln, weil die Finanzierungskosten zu hoch werden.

    Etwas besser ist eine Kontraktion der Zinssätze, aber auch nicht handelbar.

    Die wenigen Trades bieten ganz klar Raum zur Überoptimierung, falls jemand meint, den Ansatz komplexer zu machen, um besser zu werden.

    Und: Bei jedem Mal fiel der Politik nichts außer Zinssenkungen ein. Das ging, weil es noch Zinsen gab. Auf der anderen Seite gab es früher keine plung protection teams und Crashs sind heutzutage quasi verboten, d.h. sie passieren langsam, weil alles so auf Kante genäht ist, dass das Finanzsystem sowas wie 1987 gar nicht mehr überleben könnte. Was wird also passieren? Meine Vermutung: Die Politik wird alles hinauszögern, bis es wirklich gar nicht mehr geht, und das geht noch eine ganze Weile.

    Wer auf den richtig großen Crash spekuliert, sollte nicht mit Zertifikaten short sein, denn eine Pleite des Emittenten ist drin (darum ist long mit Zertifikaten da auch schlecht). Und er soll sich nicht über Marktmanipulationen beschweren, sondern die seltsamen Ereignisse ab Heiligabend 2018 genau anschauen, um einen Vorgeschmack zu bekommen.

    Man kann das auch als Chance sehen: Buy the fucking dip, bis es wirklich knallt, d.h. mit gutem Risikomanagement. Wider jeder Vernunft war das die letzten Jahre der Ansatz der Wahl. Die Börse ist nicht vernünftig.

    • LarsHattwig sagt:

      Diese Abhandlung ist als solche zu verstehen und zumindest im Detail nicht vollständig. Es wird Fälle geben, in denen nach langen Aufwärtstrends ein moderater Abwärtstrend ohne Crash stattfand. Allerdings habe ich solche Fälle im Dow Jones oder S&P 500 nicht gefunden.

      Zu definieren wäre noch, was ein langer / starker Aufwärtstrend ist.

      Im Jahr 2000 gab es eher den Übergang in eine Seitwärts- und später moderate Abwärtsbewegung. Erst der 11.September brachte einen stärkeren Kursrückgang, wobei ich die Zeit 2000 bis 2003 eher als Bärenmarkt statt als Crash einstufe.
      Rein vom Chart her könnte 2000 ggf. für den aktuellen Fall gelten. Allerdings herrschte damals eine euphorische Stimmung, die ich jetzt überhaupt nicht sehe.

      Im Jahr 2015 gab es bei US-Indizes zunächst eine Seitwärtsbewegung, wonach eine Korrektur folgte (von August 2015 bis Februar 2016).

      Ja, die inverse Zinskurve wird gerne genutzt, wobei hier auch zu prüfen wäre, wie lange eine inverse Zinskurve für ausreichende Signifikanz andauern muss.

      Für meinen Teil fühle ich mich – zumindest bei Einzel-Aktien – ganz wohl mit dem Vorgehen, was ich vor einigen Monaten beschrieben hatte.
      https://finanziell-umdenken.info/zukunftig-ein-aktiveres-management-bei-aktien
      Hier würden die in diesem Artikel beschriebenen Vorgänge zum Verkauf von Aktien führen, die ihren Trend verlassen haben.

  2. Portfolioanzweifler sagt:

    1998 waren es nur ein paar Tage. Wer die Asienkrise miterlebte, der vergisst es nicht. Danach wurden die Zeiten immer länger, wie man in der Tabelle sieht, und die Zinsen immer niedriger. Leider gibt es keine Daten vor 1990. Es gab in jedem Fall eine heftige Korrektur, aber wie ich schon sagte, nicht immer so schnell, dass man es handeln könnte.

    Deinen Artikel über Trendfolge las ich natürlich, aber Du hast nicht konkretisiert, wie Du den Trend bestimmst und in welcher Zeiteinheit Du das tust, und wie Du wieder einsteigst. Es gibt eine Menge interessanter Trendfolgestrategien, aber nur wenige, die einen Backtest in einem Index überleben und bei striktem RM noch erheblich profitabler als buy & hold sind. Wo wärst Du warum Ende 2018 ausgestiegen und wo 2019 warum wieder eingestiegen?

    Ich habe als Reaktion auf die fundamentale Lage meine Cashquote erhöht. Das senkt Einkünfte aus Dividenden, ermöglicht aber bei ausreichendem Nachgeben lange gestaffelt zu kaufen (unter Beachtung von RM). Ausreichend sind mir im S&P 500 z.B. ein erster Kauf nach 100p und danach in steigenden Intervallen. Der Einstieg wird über ein 1-2-3 Muster getriggert: Klappt nicht immer, aber klappt besser als ohne Trigger. Verkauft wird nach 200% der 1-2 Strecke ab 3. Das Risiko ist die Position.

    Bei Investment-Einzelwerten verkaufe ich, wenn FFO deutlich absinkt. Ich kaufe auch keine, wo FFO nicht kontinuierlich und gut ist. Ebenso verkaufe ich, wenn die Dividende gemessen am aktuellen Kurs zu gering wird und der Kursgewinn schon zig Jahre Dividende ausmacht, so dass ein Kursverlust in der nächsten Korrektur wahrscheinlich wird. Realty Income ist so ein Fall. Arbor Realty hingegen überzeugt mit deutlich steigenden Dividenden.

    Das ist alles nicht der heilige Gral, aber ich diskutiere gerne bessere Strategien anhand von Backtests. Historische Daten gibt es kostenlos von Ariva oder über tickstory light/Ducascopy, wobei letztere nur indikativ und teilweise fehlerbehaftet sind, dafür aber fein aufgelöst. Ein wenig Code in Python oder Ruby, und man kann Ideen mal 10-20 Jahre backtesten. Sehr viel löst sich dann in Wohlgefallen auf.

  3. Guter Überblick zum Einstieg… ich finde es für mich schwierig Vorhersagen zum Zeitpunkt eines nächsten Crash zu machen, market timing liegt mir nicht sonderlich.
    Aber klar ist auch, dass größere Korrekturen oder Crashs wieder kommen werden. Ist nur eine Frage des Wann, nicht des Ob (bei dem derzeit längsten bull run der Geschichte haben das Einige schon vergessen, bzw. nie selbst erlebt…).
    Ich versuche regelmäßig zu investieren, da mein Kapital so schnell wie möglich „arbeiten“ und Erträge generieren soll. – Auf der anderen Seite halte ich eine substantielle Cash Reserve vor, um in Crash Zeiten QualitätsUnternehmen einsammeln zu können.
    Zitat Warren Buffett: “Every decade or so, dark clouds will fill the economic skies, and they will briefly rain gold. When downpours of that sort occur, it’s imperative that we rush outdoors carrying washtubs, not teaspoons.“
    Sorge vor dem nächsten Crash habe ich jedenfalls nicht… – Zeit zu handeln…

    Viele Grüße,
    DuD

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