Welche Auswirkungen hat der schwache Januar für das gesamte Aktienjahr 2021?

Der Zeitraum von Mitte Oktober bis April gilt statistisch die beste Zeit im Jahr, um mit Aktien gute Gewinne zu erzielen. Nach der Jahresendrally folgt dann meistens auch ein guter Januar, wenn die Marktteilnehmer die gute Stimmung und Zuversicht mit ins neue Jahr nehmen. Daher gilt es gemeinhin als Warnsignal, wenn der Januar im breiten Aktienmarkt einmal nicht so gut performen sollte. Besonders in den USA und in Europa schloss der Januar 2021 mit einem Minus ab.

Welcher Index ist der passende?

Zunächst einmal stellt sich die Frage, welchen Index man überhaupt zugrunde legen sollte? Die meisten Untersuchungen zu diesem Thema sind für die US-Indizes Dow Jones Industrial Average und S&P 500 durchgeführt worden. Aber wäre nicht die Betrachtung des „New Economy“-Index Nasdaq 100 oder die des aufstrebenden Chinas in Form von Hang Seng oder Shanghai Composite sinnvoller oder zumindest mit zu berücksichtigen? Aus diesem Grund hier zunächst die Januarbilanz 2021 einiger Indizes:

  • S&P 500: minus 1,5%
  • Nasdaq 100: minus 0,1%
  • EuroStoxx 50: minus 2,6%
  • Nikkei: plus 0,8%
  • Hang Seng: plus 3,9%
  • Shanghai Composite: plus 0,3%
  • MSCI ACWI: plus 1,1%

Schon bei dieser Gegenüberstellung fällt es nicht leicht zu entscheiden, ob der Januar an der Aktienbörse nun eher gut oder schwach war. Da der Welt-Aktienindex MSCI ACWI im Plus geschlossen hat, bleibt also sogar global betrachtet ein positives Gesamtergebnis.

Wie waren statistisch betrachtet die Korrelationen beim S&P 500?

Schauen wir aber noch einmal explizit auf den weltweit wohl noch am meisten beachteten Index, dem S&P 500. Im früheren Artikel über negative Januarmonate beim S&P 500 kam zunächst das etwas überraschende Ergebnis zum Vorschein, dass schwache Januarmonate gar nicht so selten auftreten. Die meisten Aktienjahre verlaufen gleichzeitig positiv, und im Mittel über viele Jahre konnte eine Gesamtrendite von rund 8% p.a. erzielt werden.

Die Furcht vor einem lahmen Börsenstart zum Jahresbeginn kommt sicher auch daher, dass vor den Jahren mit einem Crash oder Bärenmarkt (wie 2000 und 2008) eben solche Januare mit einer Underperformance auftraten. Auch das Korrekturjahr 2015 begann mit einem schwachen Januar.

Es geht teilweise sogar soweit, dass einige professionelle Marktteilnehmer sogar nur die ersten vier bis fünf Handelstage eines Jahres als Entscheidung heranziehen, ob sie überhaupt in Aktien investieren. Zeigen sich diese ersten Handelstage schwach, dann wird für den gesamten großen Rest des Jahres in Anleihen investiert und Aktien gemieden. Die Idee dahinter ist das Verhalten vieler Fondsmanager am Anfang eines Jahres. Sind diese zum Jahresstart vorsichtig oder besorgt, dann hatte dies in früheren Jahren häufig auch Auswirkungen auf das gesamte Jahr.

Diesen Effekt würde ich allerdings im Zeitalter von schwindenden Fonds und Fondsmanager, immer mehr automatisiertem Handel und steigenden kostengünstigeren Aktien-ETF (bei denen nicht zum Jahresbeginn eine menschliche Meinung mit einfließt) nicht zu hoch bewerten.

Welche Auswirkungen hat der schwache Januar für das gesamte Aktienjahr 2021?

Der Monats-Chart des S&P 500 seit 2008. Mit Pfeilen markiert die jeweiligen Januarmonate. Bildquelle: tradesignalonline.com

Das Ergebnis früherer Untersuchungen, der auch als Januar-Regel“ bekannte These, ist, dass nach freundlichen Januarmonaten auch das gesamte Jahr mit rund 80% Wahrscheinlichkeit mit einer positiven Rendite ausgefallen ist. Bei einem negativen Start lag die Chance für ein gutes Börsen-Gesamtjahr in der Nähe von 50% (siehe auch die Verlinkung weiter oben).

Sollte man dieser Statistik große Beachtung schenken?

Die Dominanz des US-Aktienmarktes für den Rest der Welt ist zwar noch spürbar, allerdings mit schwindender Tendenz. Die Abkopplung insbesondere der asiatischen Börsen konnte man gerade im zurückliegenden Monat deutlich feststellen. Zudem erweist sich der Aktienmarkt auch bei den Branchen zuletzt immer häufiger als wenig heterogen. So performten seit etlichen Monaten Aktien, dessen Unternehmen ein digitales Geschäftsmodell betrieben, in den meisten Fällen deutlich besser als traditionelle Geschäftsmodelle.

Selbst Zyklen, die früher etliche Monate, teilweise Jahre benötigten, werden immer schnelllebiger. Der Crash der Finanzkrise dauerte nur rund 15 Monate, der Coronavirus Crash im Februar/März 2020 sogar nur vier Wochen. Auch Korrekturphasen werden oft innerhalb einiger Tage oder weniger Wochen abgearbeitet. Noch schneller verlaufen typische Zyklen bei Kryptowährungen, das könnte sich auch immer mehr auf den Aktienhandel übertragen.

Fazit Aussage Januarperformance für das gesamte Aktienjahr

Angesichts der derzeitigen Veränderungen und zunehmender Digitalisierung auf verschiedenen Ebenen der Welt, würde ich derartigen Statistiken nicht zu viel Gewicht beimessen. Statistisch konnte man in der Vergangenheit ja nur bei eindeutig freundlichen Jahresstarts profitieren, während bei schwachen Januaren keine zufriedenstellende Aussage möglich war. Selbst in einer guten Zeit für Aktien kann es immer mal wieder einige Wochen geben, in denen der Markt eine gesunde Konsolidierung durchläuft. Und eine solche Phase kann natürlich auch mal – mehr zufällig –  in den Januar fallen. Für Buy and Hold- Anleger ist dieser Umstand eh nicht relevant, für die aktiveren Marktteilnehmer würde ich eher auf andere Einflussfaktoren, wie beispielsweise bestehende Trends achten.

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5 Antworten

  1. Anton S. sagt:

    Wie kommt es, dass der MSCI ACWI mit plus 1,8% doch relativ gut abschneidet? Die kleine Komponente Hang Seng mit plus 3,9% kann es allein ja nicht gewesen sein.

    • LarsHattwig sagt:

      Gute Frage: Der MSCI Emerging Markets (in der Übersicht nicht erwähnt) hatte ein Januarplus von 6,8%. Dieser Anteil beträgt im ACWI rund 10%. Dann gab es noch eine Reihe von Techwerten, die nicht im Nasdaq gelistet sind, die in der Summe auch noch einen kleinen Beitrag geleistet haben dürften.

    • LarsHattwig sagt:

      Ich hab jetzt noch einmal genau geschaut, +1,1% betrug das Januarplus des MSCI ACWI. Das sollte dann tatsächlich besser zu den anderen Indizes passen (ist im Artikel korrigiert).

  2. Portfolioanzweifler sagt:

    Ich schenke seasonal charts nur sehr selten Beachtung, z.B. bei Erdgas. Abgesehen von oft lausigen Korrelationskoeffizienten fehlt in der Korrelation der Chance das Risiko: Wenn ich kein Risiko angeben kann, zu dem ich den durchschnittlichen Gewinn erziehle, dann ist das Setup nicht handelbar. Ein Durchschnitt von 10 oder 20 Werten muss schon außerordentlich gut sein, um eine statistische Relevanz zu haben, und ich muss es 10 oder 20 Jahre lang jedes Jahr handeln, um den durchschnittlichen Gewinn zu erzielen.

    Ein handelbares Setup hat drei Elemente: Risiko, Gewinnhäufigkeit, durchschnittlicher Gewinn. Es gibt viele angebliche Setups, die ein Element weglassen, weil sie sonst nicht mehr funktionieren.

    Wie angesprochen ist Buy & Hold im ACWI eine Ausnahme, weil ein Totalverlust aufgrund der Marktbreite ausgeschlossen werden kann. 2008 zeigte allerdings, wie bitter schlecht die Entwicklung für Jahre sein kann. Es ist offenbar klug, Cash zu halten, um in solchen Fällen kaufen zu können, auch wenn Cash die restliche Zeit verliert. Es ist auch klug, das Portfolio noch etwas breiter zu machen und schon ist man bei der Strategie von Andreas Beck, die Buy & Hold überlegen ist.

    Ich empfehle neben dem S&P 500 auch den Russell 2000 im Blick zu behalten, der sich sehr erfreulich entwickelte.

    Apropos 2008: Die Differenz von Aktienrendite und Anleihenrendite schoss durch die extreme Liquidität in unglaubliche Höhen und das begründete den Aktienboom seitdem. Allerdings sank sie während des Booms durch die steigenden Kurse und inzwischen kommt die sinkende Aktienrendite der langsam steigenden Anleihenrendite näher. An dem Punkt waren wir 2017 schon mal und Trump schob die Aktienrendite hoch, was sich für die Aktionäre lohnte, aber jetzt wird es wieder eng. Wer den Weg der sog. Corona-Hilfen verfolgt, sieht dass sie letztlich das Ziel haben, die Aktienrendite zu steigern (darum ignoriert man den Mittelstand), aber die Inflation zieht nun langsam an, Anleihen sinken und der USD wird stärker. Die Musik spielt noch, wird aber leiser.

    Wenn man über den Januar 2021 nachdenkt, dann sollte man seinen Blick eher auf die Fundamentaldaten richten, die den Markt im großen Bild bestimmen, statt Statistik mit einer Periode zu treiben, die vielleicht langsam endet.

    • LarsHattwig sagt:

      Vielen Dank für die ausführliche Einschätzung.

      Wir erleben derzeit immer häufiger, dass jahrelange Statistiken sich geändert haben und damit einfach nicht mehr so gut funktionieren. Gold ist ein schönes Beispiel. Von Mitte Dezember bis Mitte Februar gab es in etlichen Jahren zuverlässig einen Kursanstiegen, dieser blieb in diesem Jahr aus.

      Nullzinsen, Geldfluten der Notenbanken und eine Umwälzung der Geschäftsmodelle hin zur Automatisierung und Digitalisierung. Das wundert daher nicht, wenn einiges nicht mehr so ist wie in der „old Economy“.

      Ja, das aufeinander zulaufen von Anleihenrenditen und Dividendenrenditen fällt mir auch schon seit einiger Zeit auf und es ist für mich eines von mehreren Warnsignalen am Aktienmarkt.

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