Warum der Begriff Dividenden-Aristokrat neu definiert werden muss!

Es waren die Jahren nach der Finanzkrise. Während die Welt voller Sorgen und Ängste in die wirtschaftliche Zukunft schaute – übrigens ähnlich wie heute – stiegen Aktien wie Phönix aus der Asche. Es war der Anfang eines insgesamt über zehn Jahre andauernden Aufwärtstrends bei Aktien.

Aufgrund der bereits von den Notenbanken der gesamten Welt eingeläuteten Niedrigzinsphase wurden Aktien mit einer entweder hohen oder zumindest kontinuierlich ansteigenden Dividendenauszahlung immer beliebter. In den Anfängen des Blogs finanziell Umdenken berichtete ich sehr häufig über Dividenden-Aktien und auch über Dividenden-Aristokraten Aktien. Wer als Unternehmen seinen Aktionären in den zurückliegenden 25 Jahren eine kontinuierlich ansteigende Dividende zahlen konnte, hatte hinreichend genug seine Qualität unter Beweis gestellt. In den Jahren 2011 bis 2015 wurden Blog-Beiträge oder YouTube-Videos über Dividenden-Aristokraten ähnlich häufig angeklickt wie über die Geheimnisse von Warren Buffett.

In der Tat war beim Blick auf die Gesamtperformance ein Depot aus Dividenden-Aristokraten oder einem entsprechenden ETF ähnlich erfolgreich wie der Gesamtmarkt.

Auf einmal ließ die Performance der Dividenden-Aristokraten nach

Ab den Jahren 2016 / 2017 trat jedoch eine Änderung ein. Die Gesamtperformance von Dividenden-Aristokraten ließ zunächst allmählich, in den folgenden Jahren immer häufiger nach. Zwar behielten viele Dividenden-Aristokraten noch ihren „Titel“, jedoch wurden in zahlreichen Fällen sowohl Dividendenwachstum als auch Kursanstieg immer dürftiger.

Dividenden-Aristokrat - Global Dividend Aristocrats ETF

Global Dividend Aristocrats ETF im Vergleich zum Weltaktienindex MSCI ACWI von 2013 bis 2020 – Bildquelle: Comdirect

In der Abbildung ist ein Vertreter des Welt-Aktienindex MSCI ACWI und ein ETF mit globalen Dividenden-Aristokraten (ISIN: IE00B9CQXS71) zu sehen. Die Darstellung ist in Euro umgerechnet und inklusive der ausgezahlten Dividenden.

Ab dem Jahr 2017 fällt eine deutliche Underperformance des Aristokraten-ETF zum Standard-Weltindex auf. Einige Freunde von Dividenden-Aristokraten entgegneten mir, dass ich lieber nur das Heimatland der Aristokraten, nämlich die USA betrachten sollte. Zwar war das für mich schon eine Einschränkung, aber  – na klar – warum nicht!?

Als nächstes ist daher ein ETF mit Dividenden-Aristokraten aus den USA SPDR S&P US Dividend Aristocrats UCITS ETF (ISIN: IE00B6YX5D40) im Vergleich mit dem marktbreiten S&P 500 zu sehen.

Dividenden-Aristokrat - US Dividend Aristocrats ETF

US Dividend Aristocrats ETF im Vergleich zum marktbreiten S&P 500 Index von 2012 bis 2020 – Bildquelle: Comdirect

Bis zum Jahr 2016 gab es sogar temporäre Zeiträume, in denen die Aristokraten besser performten als der Gesamtmarkt. Aber anschließend lässt sich selbst hier im „Heimatland“ der Dividenden-Aristokraten die schwächere Performance der Aristokraten in den letzten Jahren nicht mehr leugnen, die sich in den betrachteten acht Jahren auf über 50% akkumulierte. Ebenfalls wie in der ersten Abbildung ist die Darstellung in Euro und inklusive der ausgeschütteten Dividendenzahlungen.

Was sind Hintergründe für die schwächere Performance von Dividenden-Aristokraten?

Auf der Seite Dividenden-Aristokraten habe ich seit Jahren einige Dividenden-Aristokraten-Aktien gelistet. Ja, es gibt sie auch heute noch, die Aktien mit einiger ordentlichen Dividendensteigerung pro Jahr und einem teilweise beachtlichen moderaten Aufwärtstrend (z.B. Clorox oder Procter&Gamble ). Allerdings ist der Titel „Aristokrat“ bei etlichen Aktien mittlerweile nur noch eine Farce. Hier wird die Dividende aus der Substanz ausgeschüttet (z.B. Altria), das Dividendenwachstum hat nur noch eine minimale Erhöhung erreicht (z.B. Sanofi) oder die Aktien befindet sich in einem mittelfristigen Abwärtstrend (z.B. Exxon Mobil). Am schlimmsten sogar alle drei Eigenschaften zusammen.

Hier ist dann nur noch die Frage, ob in diesem Jahr oder in den kommenden zwei Jahren diese Aktie den adeligen Status des Dividenden-Aristokraten verlieren wird und sich für Anleger womöglich sogar zu einer Geldvernichtungsmaschine entwickelt.

Einer der Hauptgründe für die schleichend schwindende Performance wurde hier auf diesem Blog schon häufiger genannt. Es handelt sich bei den Unternehmen dieser Aktien per definitionem um Geschäftsmodelle aus dem zurückliegenden Jahrhundert, die sich in früheren Jahren und Jahrzehnten durchaus bewährt haben. Einige davon sind auch heute noch nachgefragt, aber viele werden durch mehr digitale Geschäftsmodelle zunehmend obsolet.

Schaut man sich die Statistik der Verweildauer eines Unternehmens im S&P 500 an, so beträgt diese mittlerweile nur noch 22 Jahre, Tendenz weiter abnehmend. Heute können Ideen innerhalb weniger Jahre zu einem profitablen Geschäftsmodell aufgebaut werden, aber schon kleinere Unaufmerksamkeiten seitens des Managements und man wird von einem anderen Unternehmen überholt.

Wegen der kürzeren Andauer profitabler und viel nachgefragter Geschäftsmodelle werden zukünftig immer weniger Unternehmen überhaupt die Zeit bekommen, um mindestens 25 Jahre hintereinander die Dividendenzahlung an die Anteilseigner zu erhöhen.

Habe ich selbst vor acht bis zehn Jahren oft schwerpunktmäßig auf die Dividendenpolitik geachtet, achte ich heute viel mehr auf Wachstum, möglichst Profitabilität, gute Zukunftschancen und einem Aufwärtstrend einer Aktie. Mehr dazu auch in den Artikeln „Warum ich bei Aktien zukünftig ein aktiveres Management betreibe“ und Buy and hold oder Trendfolge? .

Traditionelle Dividenden-Aristokraten haben ausgedient

Ich denke, dass in einigen Jahren die Zeit für eine kontinuierliche Dividendenausschüttung angepasst wird. Schon heute greifen ETF eher auf 10, statt 25 Jahre mit gleichbleibender oder ansteigender Dividendenausschüttung zurück. Einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren halte ich für realistisch und wird in Zukunft schon ausreichen, um aufgrund dieses Kriteriums (nämlich eine zuverlässige Dividendenzahlung) von Qualitäts-Aktien zu sprechen.

Generell ist natürlich auch zu hinterfragen, wie weit eine Dividendenzahlung für sich genommen überhaupt ein Qualitätskriterium sein wird. Amazon, Alphabet oder Tesla (um nur einige wenige Beispiele zu nennen) sorgten nicht nur an der Börse in Form von enormen Kursanstiegen für staunende Gesichter, obwohl sie bis heute keine Dividende an ihre Anleger ausschütten. Auch das zuletzt schwächelnde Unternehmen Berkshire Hathaway von Warren Buffett zahlte trotz jahrelanger Outperformance seinen Anteilseignern keine Dividende.

Zum Schluss dieses Artikels der Hinweis für alle Einsteiger oder Geldanleger, die mit ihrer Rendite noch nicht zufrieden sind, auf die  Passiver Geldfluss Academy Dort haben Einsteiger ohne große Vorkenntnisse und selbst Menschen im hohen Alter gelernt, wie sie sich ein rentierliches Geldanlage-Depot selbst zusammenstellen können.

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2 Antworten

  1. Danke für den sehe interessanten Beitrag👍.

    Gruß Stefan

  2. Andy sagt:

    Sehr guter Beitrag. Unter den Dividenden ETFs gibt es von fidelity die Quality Income ETFs auf Europe, USA, Emerging Markets und Global. Sie berücksichtigen neben der Dividendenhöhe und Beständigkeit auch weitere fundamentale Daten wie den Cahflow und Verschuldungsgrat. Die fidelity ETFs lassen die SPDR Aristokraten ETFs jeeenfalls alt aussehen.

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