Haben die großen Aktien-Indizes ihre Tiefs schon erreicht?
Der Aktienmarkt erlebte einen der schwächsten Januar-Monate in den letzten Jahrzehnten. Selbst größere Indizes verloren innerhalb nur weniger Wochen 10% und mehr an Kurswert. Aktien aus dem Technologie-Sektor verloren seit November 2021 teilweise 50% und mehr. Auch im Februar war der Aktienmarkt unter dem Strich schwach.
Über die möglichen Grunde wurde hier auf diesem Blog und auch in den meisten Medien ausführlich berichtet. Liquiditätsverknappung durch Zentralbanken aufgrund von Inflation und der Ukraine-Konflikt sind die wohl bekanntesten Gründe.
In solch einem Umfeld gibt es natürlich sehr viele verschiedene Meinungen, angefangen von „der Abverkauf sei übertrieben bis hin, dass alles noch viel schlimmer kommt. Das Schöne am Kapitalmarkt ist ein Konsens aus allen Marktteilnehmern, denn damit skizziert der Markt stets das aus heutiger Sicht wahrscheinlichste Szenario. Aktuell deutet der Aktienmarkt an, dass die großen Kursrückgänge bald vorbei sein könnten.
Schauen wir zunächst einmal auf den Ein-Stunden-Chart des Nasdaq 100. Bereits am Tag des 23. Februar 2022 gab es an den Aktien-Indizes deutliche Kursverluste, die sich in der Nacht zum 24. Februar mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine noch verstärkt hatten. Im Laufe der Vormittags fiel der Nasdaq 100 jedoch nicht mehr weiter und am Nachmittag begann ein starker Kursanstieg, Dieser Kursanstieg neutralisierte die gesamte vorherige Abwärtsbewegung des 23. Februar. Am Freitag, 25.Februar setzte sich der Kursanstieg nach einer Pause weiter fort.
Ungläubiges Staunen über diese Reaktion des Aktienmarktes mit Kriegsbeginn. Ein detaillierter Blick darauf, welche Aktien besonders stark nachgefragt waren, zeigte: Es waren vor allem Technologie-Aktien aus der zweiten und dritten Reihe. Auch wenn sich Aktien von Internet-Security-Unternehmen besonders hervortaten, waren es nahezu alle Tech-Branchen, die von Kursanstiegen profitierten.
Möglicherweise wurde hier folgendes Szenario gespielt: Ein Krieg mit all den daraus resultierenden wirtschaftlichen Nachteilen würde die US-Notenbank Fed dazu bringen bei dem deutlich angekündigten Zinserhöhungszyklus weniger forsch vorzugehen als zuletzt geplant. Zur Erinnerung: Seit November 2021 haben insbesondere Technologie-Aktien, die nicht zu Big Tech (wie Microsoft, Alphabet, Apple & Co) zählen 30 bis 50%, teilweise mehr als 50% an Wert verloren.
Ein umgekehrtes Bild war zeitgleich bei Öl (aber auch einigen anderen Rohstoffen) zu sehen. Mit dem Beginn des Krieges stieg der Ölpreis zunächst deutlich an und erreichte fast 106 US-Dollar. Am Nachmittag und Abend des 24. Februar gab es einen deutlichen Abverkauf auf 98 US-Dollar.
Sofern es keine weitere Eskalation in der Ukraine geben sollte, könnten Werte im Bereich von 106 US-Dollar bereits das (vorläufige) Hoch gewesen sein.
Im Tages-Chart des S&P 500 wurde das 23,6%-Korrektur-Level der gesamten Aufwärtsbewegung seit dem Corona-Crash erreicht. Es ging sogar kurzzeitig etwas darunter. Sofern nun das Niveau zwischen 4.100 und 4.200 Indexpunkten halten sollte (also keine neuen Bewegungstiefs generiert werden), dürfte sich der Markt allmählich wieder nach oben bewegen. Allerdings würden erst oberhalb von 4.500 Indexpunkten die Bullen wieder stärker die Oberhand gewinnen. Das Erreichen der Allzeithochs aus November und Dezember dürfte vorläufig unwahrscheinlich bleiben.
Bei einem Bruch der bisherigen Bewegungstiefs, würde der Kurs hingegen recht rasch auf 4.000 oder sogar bis 3.811 Indexpunkte zurückgehen (38,2% Korrekturlevel).
Die europäischen Aktienindizes zeigten sich zuletzt etwas schwächer als die US-Indizes. Beim EuroStoxx sollten 3.753 Indexunkte halten, beim DAX 13.786 Indexpunkte, weil es sonst noch deutlich weiter nach unten gehen könnte.
Sollte der Krieg in der Ukraine jetzt nicht mehr weiter eskalieren und sofern die US-Notenbank im März vielleicht verbal sogar etwas bei der Straffung der Geldpolitik zurückrudern sollte, dann könnten wir in den großen Aktien-Indizes die vorläufigen Tiefs gesehen haben. So furchtbar ein Krieg für die Menschen auch immer ist, an der Börse gab es in den zurückliegenden Jahrzehnten mit dem Ausbruch – auf den der Markt zuvor hin gehandelt hatte – oft einen Trendwechsel, und zwar nach oben.
Mehrfach pro Woche wird die Börsenampel mit den Tages-Charts des S&P 500, Gold, Bitcoin und Euro / US-Dollar aktualisiert.
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